Kaiserkrieger 5: Die Flucht (German Edition)
beiden sofort: Es waren Kanoniere des Kreuzers, und dass ausgerechnet sie den Römer begleiteten, war sicher kein Zufall, sondern eine geplante Verbesserung der Einsatzbereitschaft des Kreuzers.
»Sie haben alles gut überstanden!«, stellte Renna fest und blickte auf die langsam wachsende Zahl an erschöpften Schiffbrüchigen, die auf dem Deck des Kreuzers lagen.
»Was ist mit Rheinberg?«
Der Navarch verlor keine Zeit und schilderte rasch, was sich während des Rennens zugetragen hatte. Er schloss mit den Worten: »Rheinberg ist sicher im Palast gefangen, mit etwa der Hälfte unserer Männer. Die andere Hälfte ist in der Stadt verborgen, aber seitdem Sie die Palastgarde so erfolgreich dezimiert und demoralisiert haben, wird kaum noch nach uns gesucht.«
»Wie bekommen wir die Leute frei?«
»Ich weiß es nicht. Sie werden im Zweifel als Geiseln gegen uns eingesetzt.«
Joergensen wies grimmig auf die Geschütze der
Saarbrücken.
»Wir können die ganze verdammte Stadt als Geisel nehmen!«
»Ja, aber ich glaube nicht, dass sie uns zutrauen werden, dass wir so eine Drohung auch in die Tat umsetzen«, erwiderte Renna. »Rheinberg – Sie alle! – haben sich in der Vergangenheit viel zu … moralisch verhalten, als dass man Ihnen jetzt den blutrünstigen Barbaren abnehmen würde. Selbst das Gemetzel, das Sie jetzt angestellt haben, hat vornehmlich Legionäre getroffen, nur wenige Zivilisten.«
Joergensen war erleichtert, das zu hören. Er hatte nach dem ersten Beschuss des Ladekrans gehofft, dass die Zivilisten die Nachricht verstehen und fluchtartig das Weite suchen würden. Offenbar hatte er richtig kalkuliert.
»Das ist eine der wenigen Situationen, in denen ein guter Ruf von Schaden ist«, erklärte er daher scherzhaft, doch Renna nickte nur ernst. »Wir werden also in Verhandlungen treten müssen.«
»Ich melde mich dafür freiwillig«, erklärte Renna sofort. Joergensen vertraute dem Mann, aber wollte ihm nicht sagen, dass er sich besser fühlen würde, wenn auch einer der Zeitreisenden ihn auf seiner Mission begleiten würde. Er vermisste den wortgewandten und gewitzten Arzt der
Saarbrücken,
der sich noch irgendwo in Afrika aufhielt. Neumann wäre jemand , den er gerne mit dieser Aufgabe betraut hätte.
Renna aber schien die Zurückhaltung seines Gesprächspartners richtig zu deuten.
»Wir laden die Gegenseite in den Hafen ein, direkt auf ein übrig gebliebenes Stück des Kais, sodass Sie ungestört teilnehmen können und außerdem die Sicherheit einigermaßen gewährleistet ist. Die Männer des Verräters Modestus wären nirgends in der Stadt vor den Kanonen des Schiffes sicher, und das sollten sie auch wissen.«
»Das glaube ich nicht«, widersprach Joergensen. »Wir haben bewusst nur die Anlagen in der Nähe in Schutt und Asche gelegt. Rein intellektuell mögen jene, die mit den Fähigkeiten der
Saarbrücken
vertraut sind, schon wissen, dass die Reichweite der Geschütze erheblich ist – vor allem, wenn sie wissen, was wir in Thessaloniki gemacht haben. Aber das ist nicht vergleichbar mit der eigenen, direkten Erfahrung. Daher … daher waren wir ja auch gezwungen, dies einmal zu demonstrieren.«
Joergensen machte eine Handbewegung auf den Trümmersee im Hafenbecken. Weiter wurden Schiffbrüchige aus dem Wasser geholt, doch ihre Zahl hatte sich bereits merklich verringert, und das lag nicht in jedem Falle an den Rettungsbemühungen.
»Wie schicken wir Modestus eine Botschaft?«, wollte er von Renna wissen und bemerkte, wie sich der Blick des Römers auf eine Stelle des Hafens konzentrierte. Er folgte mit seinen eigenen Augen und sah, dass sich seine Frage soeben beantwortete. Eine Delegation von vier Männern wanderte das Trümmermeer entlang, offensichtlich unbewaffnet, und während drei davon die Uniformen von Legionären trugen, hatte einer nur eine schlichte Toga an. Es dauerte einen Moment, bis sie sich auf die Höhe der
Saarbrücken
vorgearbeitet hatten, dann winkten sie zu dem Kreuzer hinüber.
Renna deutete auf den Mann in der Toga. »Das dort ist Pallatius, der Privatsekretär des Modestus.«
Joergensen gab Befehle. Das Ruderboot, mit dem Renna angekommen war, wurde erneut in Betrieb gesetzt, diesmal bemannt von vier Besatzungsmitgliedern der
Saarbrücken.
Nach etwa zwanzig Minuten war die Delegation unter Leitung des Pallatius auf dem stählernen Deck eingetroffen. Die vier Besucher schauten sich mit großen Augen um. Joergensen gab ihnen einige Augenblicke. Es schadete nicht,
Weitere Kostenlose Bücher