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Kaiserkrieger 5: Die Flucht (German Edition)

Kaiserkrieger 5: Die Flucht (German Edition)

Titel: Kaiserkrieger 5: Die Flucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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Familie darstellten. Aber das war für einen römischen Politiker möglicherweise Ansichtssache.
    Pallatius hatte weitere Informationen seines Herrn parat, vor allem einen Treffpunkt, zu dem Joergensen seinen Teil der Befreiungstruppe schicken sollte. Er stimmte mit den Angaben Rheinbergs im Brief überein, sodass der Kommandant der
Saarbrücken
zu der Überzeugung kam, dass das Vorhaben vertrauenswürdig geplant worden war.
    Renna verließ kurz darauf den Kreuzer, um in die Stadt zurückzukehren. Pallatius hingegen bot sich an, an Bord der
Saarbrücken
zu bleiben, um mit Hilfe seiner Autorität weitere Angriffe auf die Zeitenwanderer zumindest aufzuhalten. Er ging zwar davon aus, dass die Schlagkraft der Maximus-Loyalisten durch die massive Gegenwehr der kaiserlichen Geschütze keine große Gefahr mehr war – weniger quantitativ, sondern eher moralisch, da sich die meisten der Legionäre wahrscheinlich schlicht weigern würden, erneut als Kanonenfutter herhalten zu müssen. Dem Gemetzel waren genug der Männer entkommen, um auch unbeteiligten Kameraden die Gräuel des gescheiterten Angriffes in lebhaften Farben ausmalen zu können. Jeder noch so fanatische oder mutige Offizier würde große Probleme haben, jetzt noch die Disziplin gewährleisten zu können, die notwendig war, um einen erneuten Angriff zu wagen.
    Dennoch ließen die Besatzungen der vier Schiffe die Kaimauern sowie die See keinen Moment aus dem Blick. Mit Ferngläsern bewaffnete Augen suchten alle möglichen Zugänge sorgfältig und durchgehend ab. Mit etwas Sorge betrachtete Joergensen die einbrechende Nacht, die ein besonders entschlossener Offizier möglicherweise für einen neuen Versuch nutzen könnte. Aber die Schiffe selbst blieben durch Lampen und Fackeln erleuchtet, und zumindest die direkte Umgebung des Hafenbeckens war dadurch ebenfalls unter Beobachtung. Einen richtigen Überraschungsangriff würde es nicht geben. Und wenn die
Saarbrücken
erst anfangen würde, Leuchtkörper in die Luft zu schießen, die die Nacht zum Tage machen würden – Joergensen konnte sich gut vorstellen, welchen psychologischen Effekt das auf eventuelle Angreifer haben würde.
    Alles in allem war er zuversichtlich. Und seine Stimmung hob sich, als sich am frühen Abend, angeführt von Renna, die entkommenen Besatzungsmitglieder und Familien der vier Schiffe am Hafen versammelten, ganz offensichtlich ungestört durch gegnerische Angriffe oder Behinderungen. Um deren Verschiffung auf die Flottille zu gewährleisten, wurde eine Stunde lang hektisch mit allem gerudert, was sich noch auf dem Wasser halten konnte. Als die Leute auf den Schiffen verteilt worden waren, herrschte dort eine fast fröhliche Stimmung, nur getrübt durch das ungewisse Schicksal derer, die sich noch in Gefangenschaft befanden.
    Doch das, dessen war sich Joergensen sicher, würde sich bald ändern.
        
     

20
     
    Ambrosius schaute auf den Mann hinab. Er wirkte nicht wie ein Sünder, ein Häretiker, soweit man jemandem dies von außen ansehen konnte. Das Priestergewand war ohne besondere Auffälligkeiten, in seinen Augen loderten auch keine Feuer und Geifer vor dem Mund fehlte ihm völlig. Eusebius wirkte wie ein ganz normaler Mann und das sanfte Zittern seiner Gliedmaßen hatte ohne Zweifel sowohl etwas mit der Aufregung wie auch mit den engen Fesseln zu tun, die er trug.
    Ambrosius saß hinter einem breiten Schreibtisch, zu seiner Rechten Petronius, zu seiner Linken Asarius, ein Gesandter des Bischofs von Rom. Außerdem befanden sich in dem schmucklosen Raum zwei Legionäre, die Eusebius vorgeführt hatten und die dem Schauspiel mit möglichst stoischer Gelassenheit folgten.
    Der Bischof von Mailand beugte sich vor.
    »Eusebius«, sagte er mit sanfter Stimme. »Die Dinge haben sich geändert.«
    Der Mann sah Ambrosius trotzig, ja vorwurfsvoll an. »Das habe ich gemerkt.« Unmerklich hob er seine gefesselten Hände, nicht als aggressive Geste, sondern als Anklage. Der Bischof machte eine wegwerfende Handbewegung.
    »Die Fesseln kann ich dir schnell abnehmen lassen. Es gilt nur, einige Formalitäten zu erfüllen.«
    Eusebius’ Körper straffte sich. In seine Augen trat ein misstrauischer Ausdruck.
    »Ich weiß schon, was Ihr meint, Bischof«, erklärte er dann mit fester Stimme.
    »Es gibt Phasen in der Entwicklung eines jeden Menschen«, so Ambrosius, »in denen muss man in sich gehen und sich erforschen. Es gilt herauszufinden, ob man in gewissen Dingen nicht einem Irrtum unterlag –

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