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Kaiserkrieger 5: Die Flucht (German Edition)

Kaiserkrieger 5: Die Flucht (German Edition)

Titel: Kaiserkrieger 5: Die Flucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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war eher, dass er die erstbeste Gelegenheit ergriffen hatte, um unter diesem Vorwand der Arbeit zu entfliehen, mit der ihn sein Vater sicher unentwegt beschäftigen wollte.
    Einen schlechteren Zeitpunkt hätte er sich nicht aussuchen können.
    Julias Tochter schlug die Augen auf, blinzelte in die Sonne, verzog das Gesicht und begann, herzerweichend zu plärren.
    Ihre Mutter konnte es ihr nicht verdenken.
        
     

18
     
    Andragathius starrte auf die Ebene und leckte sich über die Lippen. Es war ein kühler Morgen und er war müde, hatte die Nacht mit seinen Offizieren verbracht, über die Berichte seiner Kundschafter gebeugt, die in fast stündlichem Abstand eintrafen. Das Bild, das sie zeichneten, war wenig erfreulich. Auf der einen Seite war ihr plötzlicher Vormarsch offenbar nicht ganz das gewesen, womit Theodosius’ Armee gerechnet hatte. Offensichtlich hatte man erwartet, dass die Legionen des Imperators den Winter abwarten würden, um dann im Frühling den Krieg gegen den »Gegenkaiser« wieder aufzunehmen. Auf der anderen Seite hatte man damit aber eine Reaktion provoziert, die Andragathius nicht erwartet hatte, und dies bereitete ihm nun Kopfschmerzen.
    Auf der Ebene lag ein kleines Dorf im frühen Nebel. Es brannten keine Lampen oder Feuer. Nur jene, die Tiere zu versorgen hatten, würden früh aufstehen, solche aber, die darauf warten mussten, dass das Land die Saat wieder aufnahm, nutzten die Winterzeit, um etwas länger als sonst zu schlafen. Der Heermeister des Maximus gönnte es ihnen. Seine alten Knochen verlangten gleichfalls nach Schlaf. Doch seine Ratlosigkeit war im Verlauf der Zeit schnell in Rastlosigkeit umgeschlagen und sein Bestreben, Untergebenen gegenüber immer zu zeigen, dass er genau wusste, was er tat, und alles im Griff hatte, war mindestens genauso ermüdend wie die endlosen Besprechungen.
    Und dann immer diese erwartungsvollen Blicke.
    Ja, alle sagten ihre Meinung und machten Vorschläge, manchmal auch nur, um überhaupt etwas zu sagen. Vieles davon war also Geschwätz. Andragathius duldete es, um jene, die vielleicht wirklich etwas Sinnvolles zu sagen hatten, dazu zu bewegen, sich ebenfalls zu äußern. Am Ende aber schauten ihn alle an, erwarteten den Ratschluss, die Entscheidung, die Perspektive. Alles hing an ihm, in Ermangelung der Gegenwart des Maximus, der nach Ravenna zurückgereist war, um Konflikte anderer Art, an anderen Fronten auszutragen. Der alte Heermeister war nicht einmal neidisch, er zog das Feldlager jederzeit den Palästen vor. Aber das machte seine aktuelle Gefühlslage trotzdem nicht angenehmer.
    Er stieß heftig die eingeatmete Luft aus und schaute verdrießlich in die Ferne. Dann wandte er sich um und stapfte zurück in Richtung des Lagers, respektvoll gefolgt von seiner Leibwache, die ihn auf dem morgendlichen Spaziergang begleitet hatte.
    Der Weg war nicht lang, zumindest nicht lang genug, um in der mit dem Marsch verbrachten Zeit wirklich zu neuen Erkenntnissen zu gelangen – außer vielleicht, dass die Kälte die Müdigkeit nicht vertrieben hatte und dass in exakt diesem Moment ein Palast im Vergleich zu einem Feldherrnzelt vielleicht doch den einen oder anderen Vorteil hatte.
    Als er das Zelt betrat, nahm er nur unbewusst wahr, wie ihm jemand den schweren Mantel von der Schulter hob. Er winkte ab, als ihm ein Becher Wein angeboten würde. Das würde ihn nur noch müder machen. Legat Valerius, einer seiner engsten Vertrauten, der genauso erschöpft wirkte wie der Heermeister, erwartete ihn bereits und nickte Andragathius zu.
    »Es sind wieder Kundschafter eingetroffen«, sagte er und wies auf den mit Papieren überladenen Tisch in der Mitte des Zeltes. »Es wird nur bestätigt, was wir ohnehin wissen.«
    »Theodosius will uns also nicht nur ausweichen, er will Italien tatsächlich verlassen?«, fragte der Heermeister in der sinnlosen Hoffnung, dass sich die Schlussfolgerungen der Nacht im Morgengrauen in Luft aufgelöst hatten.
    Valerius nickte. »Wir haben Berichte aus dem Süden. Es werden Schiffe gebaut und bestehende requiriert. Wir vermuten auch, dass Theodosius Hilfe aus Afrika bekommt. Die Provinzen dort haben sich noch nicht offen für uns erklärt, was bedeutet, dass die Gegenseite dort noch Sympathien hat. Das Wetter wird sie daran hindern, eigene Schiffe nach Italien zu schicken, aber wenn Theodosius auch nur einen Teil der Armee in Afrika landen kann, ist die Wahrscheinlichkeit hoch …«
    »… dass sich ihm die afrikanischen

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