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Kaiserkrieger 5: Die Flucht (German Edition)

Kaiserkrieger 5: Die Flucht (German Edition)

Titel: Kaiserkrieger 5: Die Flucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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schlecht darob.
    Verschwendung, in der Tat.
    Und doch, es wurde getan.
    Volkert erinnerte sich an jede Einzelheit, jeden Streich, jeden Hieb, die verzweifelte Entschlossenheit in den Augen der Feinde. Er erinnerte sich, wie er vor dem Anführer selbst stand, der schon deutlich geschwächt war, wie er ihm einen Augenblick der Ruhe gab, die Chance, die Klinge von sich zu werfen und um Gnade zu bitten, die Volkert ihm jederzeit gewährt hätte. Doch dazu kam es nicht, und so lag der Mann zu seinen Füßen, die aufgerissenen Augen blicklos in den Himmel gerichtet.
    Volkert starrte hinab und fühlte nichts. Seine Bewegungen, mit denen er das Schwert fortsteckte, waren mechanisch. Drei andere der gegnerischen Legionäre hatten sich schließlich ergeben und waren sofort verschont worden, ihre Wunden wurden bereits verbunden und man gab ihnen Wein zu trinken. Dann spürte Volkert eine Hand auf seiner Schulter und er sah sich um. Er erblickte das Gesicht von Seminus, einem seiner eigenen Veteranen, dessen grauschwarzer Vollbart sich kaum von dem des Toten vor ihm unterschied. Seminus sah erfreut aus, überrascht, und blickte Volkert mit großer Ehrfurcht an.
    Das war angesichts dieses allzu leichten Sieges sehr unangemessen, wie der Deutsche fand.
    »Das wird Euch die Beförderung zum Tribun einbringen!«, sagte Seminus laut, so laut, dass es alle Umstehenden hören konnten. Secundus trat heran.
    »Thomasius hat gut geplant, aber dieses Scharmützel ist sicher nicht sofort eine weitere Beförderung wert«, erklärte er anstelle von Volkert, der nur den Kopf schüttelte. Seminus neigte normalerweise nicht zur Schleimerei Vorgesetzten gegenüber. Die Hitze des Kampfes musste ihm zu Kopf gestiegen sein.
    »Ah!«, machte der Veteran und plötzliches Verstehen war auf seinen Zügen sichtbar. »Ihr beide wisst gar nicht, wer das ist, oder?« Und damit wies er auf den bärtigen Toten vor Volkerts Füßen.
    »Um wen handelt es sich?«, fragte Secundus neugierig. Seminus grinste breit.
    »Ich kenne diesen Mann gut, ich habe mehrmals im Laufe meiner 22 Jahre Dienstzeit unter ihm gedient«, sagte er langsam. Er genoss die Situation sichtlich und wollte sie offenbar bis zur Neige auskosten. Volkert, den eine unheimliche Vorahnung beschlich, hatte kein Interesse an diesem Spiel. Barscher als notwendig blaffte er: »Wer, Seminus?«
    Der Veteran machte eine feierliche Geste. »Ihr, Zenturio Thomasius, habt Andragathius erschlagen, den Heermeister des Maximus!«
    Plötzlich senkte sich eine fast unnatürliche Stille über die Szenerie. Volkert fühlte, wie er angestarrt wurde. Ihm fiel nichts Besseres ein, als auf die Leiche zu blicken, als könne er dadurch die Aussage des Seminus bestätigen oder den Toten wieder zum Leben erwecken.
    »Warum hast du nicht …«, begann er schwerfällig, doch Seminus hob gleich abwehrend die Hände. »Ich habe kein Wunderglas und ich habe heute ausnahmsweise mal hinten gekämpft.« Volkert nickte. Seminus hatte diesmal zur Nachhut gehört. Es war nicht seine Schuld.
    Secundus klopfte Volkert auf die Schulter.
    »Ich befürchte, unser Freund hier hat recht, lieber Thomasius«, sagte er leise. »Das bringt dir den Tribun ein, und noch mehr Ruhm, als du zu schultern bereit sein wirst.«
    Volkert sagte nichts, ihm fielen einfach keine passenden Worte ein.
    Was für ein durch und durch beschissener Tag, dachte er schließlich, ehe er sich abwandte.
    Und was für eine grandiose Verschwendung.
        
     

28
     
    Godegisel rieb sich die Wange. Irgendwas in dem Brot war nicht ordentlich gemahlen gewesen, und als er hineingebissen hatte, zuckte ein starker Schmerz durch einen seiner Backenzähne. Der Schmerz ebbte nur langsam ab. Der junge Gote war nicht allzu wehleidig, hatte bereits die eine oder andere Verletzung durch Kämpfe oder die Umstände eines harten Lebens erlitten, aber Zahnschmerzen gehörten in die Kategorie, die er von ganzem Herzen hasste und von allem am wenigsten ertragen konnte. Der Schmerz, so nahe an seinem Kopf, sorgte seiner Überzeugung nach wie kein anderer für eine Trübung der Gedanken, ein Nachlassen des Verstandes und der Aufmerksamkeit. Des Weiteren führte er zu irrationalen Wutausbrüchen – als ob die Möglichkeit, jemanden zusammenzuschlagen, zur Linderung des Schmerzes beitragen würde. Im besten Falle wurde man auf eine Art übellaunig, die für Mitmenschen nur sehr schwer zu ertragen war.
    Der junge Mann schloss die Augen und sammelte sich. Er hatte mehrere Gründe,

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