Kaiserkrieger 5: Die Flucht (German Edition)
Godegisel mit ätzendem Tonfall. »Ich habe lange genug gewartet. Du willst nicht, Engus? Deine Leute wollen nicht? Fein. Und vielleicht hast du ja sogar recht. Maximus wird sich darüber freuen, wenn wir Goten stillhalten. Er wird dich sicher mit zusätzlichen Ämtern belohnen, dich und deine Freunde. Es bleibt also zu hoffen, dass der Usurpator gewinnt. Sollte dies aber nicht der Fall sein, könnte es Probleme geben.«
»Du drohst mir? Ich dachte, Rachlust gehöre nicht zu den bekannten Eigenschaften der Zeitenwanderer.«
»Ja, das stimmt. Aber Theodosius ist für seine Wutanfälle bekannt. Wer weiß, gegen wen er diese richtet, wenn es so weit ist.«
Godegisel griff sein Pferd beim Zügel und führte es aus dem Stall heraus. Engus folgte ihm schweigsam.
Als sich der junge Gote auf das Tier schwang, sah der Gotenführer zu ihm herauf.
»Ich bin nicht einmal ein Richter, Godegisel«, sagte er halb entschuldigend.
»Du bist sogar noch weniger, als ich erwartet habe«, gab dieser zurück. Er neigte den Kopf zum Abschied und verlor kein anderes Wort mehr. Er wartete auch nicht auf einen abschließenden Kommentar des Engus, sondern ritt davon,
Die Blicke des Mannes vermeinte er in seinem Rücken zu spüren, doch er sah sich nicht um.
Jetzt, das wusste er, würden die Verhandlungen ernsthaft beginnen, wenn auch ohne ihn.
Er hoffte, dass das richtige Ergebnis dabei herauskommen würde.
Sehr viel Zuversicht empfand er allerdings nicht.
29
Maximus konnte seinen Triumph nicht verhehlen.
Er sah mit großem Wohlwollen auf den Römer, der vor ihm stand. Lucius Gaudentius war ein hochgewachsener Mann aus einer alten römischen Adelsfamilie, die seit Langem in der Provinz Africa ansässig war. Er war der Nachfolger des berühmt-berüchtigten Romanus als Comes Africae und damit der Statthalter des Imperiums in der wichtigsten Kornkammer des Reiches. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger galt Gaudentius als weniger korrupt, was ihm eine gewisse Beliebtheit bei der Bevölkerung erbracht hatte.
Was aber für Maximus viel wichtiger war: Gaudentius brachte eine Botschaft der Statthalter der sechs afrikanischen Provinzen, und der Inhalt war höchst erfreulich.
Maximus ließ das Papier sinken.
»Mein guter Freund«, sagte er lächelnd. »Ich bin sehr froh, dass die Statthalter sich so entschieden haben.«
Gaudentius neigte den Kopf. Sie saßen in der Residenz des Kaisers in Rom. Es war ein kleiner, eher gemütlicher Raum, keines der ausladenden Zimmer, in denen man sich leicht verloren fühlte und wo jede vertrauliche Privatheit unangebracht erschien. Außer Maximus und Gaudentius war niemand anwesend, selbst den Wein gossen sich die Männer selbst ein. Maximus wollte dem Comes bedeuten, dass er ihn als hochrangigen Offizier respektierte. Bis vor Kurzem war er schließlich auch nicht mehr als ein Comes gewesen und er wollte nicht den Eindruck erwecken, dass er sich jetzt sogleich für etwas so viel Besseres als sein Gast hielt.
Maximus hob das Papier wieder und winkte leicht damit.
»Alle sechs Statthalter erklären sich im Geheimen loyal zum neuen Imperator«, fasste er den Inhalt des Schreibens noch einmal zusammen. »Ich kann mich darauf verlassen?«
Gaudentius gestattete sich ein schiefes Lächeln.
»Soweit man sich auf so etwas verlassen kann. Tatsache ist, dass wir die Sache in Ruhe besprochen haben, Augustus. Wir sind übereingekommen, dass ein Bürgerkrieg so schnell wie möglich beendet werden muss. Wir haben gehört, dass Theodosius nach Afrika übersetzen möchte. Unser Plan ist: Lassen wir ihn in Ruhe kommen und erweisen wir ihm scheinbar die Ehre. Er geht weiterhin davon aus, dass die Provinzen auf seiner Seite stehen. Wenn wir die afrikanischen Truppen zusammenziehen und Ihr außerdem genügend Einheiten übersetzt, werden wir ihn in einer letzten Schlacht vernichten. Dann muss nur noch im Osten aufgeräumt werden. Mit dem Tode des Theodosius gibt es dann aber keinen mehr, der auch nur annähernd Anrecht auf den Thron haben könnte. Rheinberg selbst wird die notwendige Gefolgschaft für eigene Ansprüche nicht bekommen. Er ist uns immer noch zu fremd. Euer Sieg ist gewiss, Augustus.«
Maximus verbarg seine Zustimmung, um nicht als allzu voreilig zu erscheinen. Er teilte die Ansichten des Gaudentius und sah darin die Chance, seine Herrschaft binnen kürzester Zeit zu festigen.
»Wie lautet Euer Plan?«
Gaudentius lehnte sich zurück.
»Unser Vorschlag ist, Theodosius nach Hadrumentum zu
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