Kaiserkrieger 5: Die Flucht (German Edition)
selbst waren auf Schiffen auf dem Weg nach Ravenna und sollten in diesen Tagen eintreffen, soweit es die Wetterverhältnisse erlaubten. Spätestens dann würde der Freiherr sogleich mit der Produktion beginnen können.
Sempronus gesellte sich zum Zeitenwanderer und blickte zufrieden in die Runde.
»Wir kommen gut voran. Alle sind sehr fleißig.«
»Das will ich ihnen auch geraten haben«, erwiderte von Klasewitz knurrend. Er wies auf einen Abschnitt der Werkshalle, der vom Rest durch eine dicke Wand abgetrennt wurde. Dort sollte die Produktion einfacher Handgranaten wieder aufgenommen werden. Sie hatten sich in der Schlacht gegen Gratian als sehr effektiv, wenngleich nicht immer allzu zuverlässig erwiesen. Von Klasewitz wünschte sich einen ordentlichen Feuerwerker an seiner Seite, dann würde er viel größere Fortschritte machen. Aber diejenigen, die mit der
Saarbrücken
in die Vergangenheit gereist waren, hatten sich als treue Gefolgsleute Rheinbergs erwiesen.
Rheinberg.
Von Klasewitz schob den Gedanken an diesen Mann mit Gewalt zur Seite. Er wollte sich die ohnehin nicht sonderlich gute Laune nicht noch weiter verderben lassen.
»Sie sind unzufrieden?«, fragte Sempronus.
»Ich möchte in vielem schneller voranschreiten«, erwiderte von Klasewitz und starrte auf die großen Konstruktionszeichnungen, die er an einer Wand der Halle befestigt hatte. Dorthin wies er auch mit seiner rechten Hand. »Die Dampfmaschine. Die zweischüssige Muskete mit Magazin. Sprengstoff. Es gibt noch so viel zu tun, doch die Ressourcen reichen vorne und hinten nicht.«
»Ich habe gehört, das ist der Grund des Scheiterns der vorherigen Besitzer dieser Ansiedlung«, sagte Sempronus. Er hatte fast allen Verhören beigewohnt und sich daher einen recht ordentlichen Überblick über das verschafft, was hier geschehen war und wo es gehapert hatte. »Zu viel auf einmal wollen, dann aber nichts davon verwirklichen.«
»Ich werde diesen Fehler nicht machen«, erwiderte von Klasewitz grimmig. »Ich konzentriere mich auf die Kanonen. Wenn dann noch Möglichkeiten bestehen, stellen wir weitere Handgranaten her. Aber erst einmal nur Kanonen, so viele wie möglich, so schnell wie möglich und so gut wie möglich.«
Sempronus nickte zufrieden. »Das wollte ich hören, denn so sind die Befehle des Maximus.«
»Ich kenne die Befehle des Imperators«, sagte der Freiherr säuerlich. »Es ist nicht notwendig, mich daran zu erinnern.«
»Es ist meine Aufgabe, Euch daran zu erinnern. Der Imperator hat klare Vorstellungen. Ich bin beauftragt, diese durchzusetzen.«
Der Gesichtsausdruck des Freiherrn verdüsterte sich schlagartig. Sempronus wiederum schien zu dämmern, dass er etwas zu viel zur falschen Zeit gesagt hatte. Er schlug von Klasewitz jovial auf die Schulter und dröhnte: »Das Reich baut auf Euch! Zusammen werden wir jeden Widerstand überwinden! Nur weiter so!«
Dann wandte er sich hastig ab, um nur ja keine weiteren unüberlegten Worte auszusprechen. Von Klasewitz sah ihm bitter nach. Natürlich war es keine Überraschung, dass ihm Maximus einen Aufpasser an die Seite stellte. Aber dass dieser sein Misstrauen so offen aussprach und so deutlich zeigte, wer hier an wessen Leine lief, damit hatte er nicht gerechnet. Von Klasewitz fühlte die Galle in sich hochsteigen. Ja, er war immer noch der Verräter, auch wenn der Verrat ganz im Sinne des Maximus gewesen war. Aber einmal ein Verräter, dann auch immer wieder einer. So einem vertraute man einfach nicht.
Von Klasewitz gestattete sich ein feines Lächeln. Kommende Woche würde sich Ambrosius wieder nach Ravenna begeben. Es würde bestimmt eine Gelegenheit geben, sich privat mit dem Bischof auszutauschen.
Der Freiherr gedachte, das eine oder andere zur Sprache zu bringen.
27
»Es sind nur dreißig oder vierzig Reiter«, murmelte Secundus und senkte das Fernglas. Seit die Störabteilungen von Theodosius’ Armee mit einem der wertvollen Instrumente ausgestattet worden waren, konnte man die Bewegungen des Feindes viel besser ausmachen, ohne sich in die unmittelbare Gefahr einer Entdeckung zu bringen. »Das ist nicht viel.«
»Sie wollen herausfinden, wie weit wir zurückgehen. Sie sind alle beritten, wie du schon sagst. Wenn wir uns blicken lassen, steigen sie auf und verschwinden, ja locken uns vielleicht sogar in einen Hinterhalt.« Volkert nahm von seinem Kameraden das Glas entgegen und steckte es in die Ledertasche. »Aber wir wissen ja jetzt, wo sie sind und
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