Kaiserkrieger 5: Die Flucht (German Edition)
Köhler ist verewigt, und übrigens auch mein erster Entwurf für eine Kaffeerösterei.«
Unwillkürlich fiel ihr Blick auf das kleine Regal mit der leeren Dose. Und beiden fiel ein, dass sie da in Afrika noch eine Expedition herumlaufen hatten, von der sie schon lange nichts mehr gehört hatten und die bei ihrer Rückkehr hoffentlich über ausreichende Informationen verfügte, um das Richtige zu tun. Was auch immer das in dem Kontext sein würde.
Rheinberg seufzte.
»Wir können es nicht ändern«, sagte er schließlich ergeben. »Wenn die Feinde die Aufzeichnungen bekommen, dann ist das eben so. Militärisch wird es nichts grundsätzlich verändern: Die Kanonen des Freiherrn sind weiter entwickelt als alles, was wir in dem Bereich geschafft haben. Die Konstruktionsunterlagen der Dampfmaschine haben wir ja bereits frei zu verteilen begonnen, weil wir doch wollen, dass sie nachgebaut wird, schon aus ökonomischen Gründen. Das Problem wird sein, wenn sich dieser Krieg länger hinzieht und es Maximus gelingt, die industrielle Basis schneller wieder herzustellen, als uns lieb sein kann. Letztlich ist es aber doch so: Wenn die
Saarbrücken
operieren kann, wird uns auf absehbare Zeit nichts etwas anhaben können, was Maximus und von Klasewitz auskochen.«
»Dieser Krieg wird aber nicht auf See entschieden, sondern auf Land«, erinnerte Dahms ihn.
»Das ist wahr. Deswegen lasse ich ja auch dich und deine Werksmeister in Thessaloniki zurück. Ihr sollt dort mit dem Aufbau einer Werkstatt beginnen. Es nützt nichts, die weitere Arbeit ruhen zu lassen, bis Maximus besiegt sein wird. Die
Saarbrücken
wird ebenfalls in der Stadt bleiben und erst wieder zum Einsatz kommen, wenn es gilt, eine Hafenstadt effektiv anzugreifen. Ich habe das Gefühl, das wird so bald nicht der Fall sein. Bis dahin werde ich den Krieg zu Land führen, wie es geplant worden ist.«
Dahms zeigte nicht, ob er mit dieser Entscheidung einverstanden war. Er nickte nachdenklich, ehe er dann ergänzte: »Die Frage ist, verfügen wir eigentlich über alle notwendigen Informationen, um über solche strategischen Aspekte Entscheidungen treffen zu können? Was ist derweil in Italien passiert? Kann sich Theodosius lange genug halten? Wir stochern doch ziemlich im Dunkeln.«
Rheinberg zuckte mit den Schultern.
»Vielleicht erfahren wir in Thessaloniki etwas Neues. Aber als wir uns getrennt haben, war von vornherein klar, dass wir zwei unabhängige Operationen durchführen. Theodosius muss seine eigenen Entscheidungen treffen, auch wenn uns dann manche Entwicklung überraschen mag.«
Er seufzte erneut. Dahms fand, dass er wieder einmal sehr müde wirkte. Diese Müdigkeit hatte wenig mit Schlafmangel zu tun, sondern eine Menge mit…
Mit allem.
Sie sagten dann eine Weile nichts mehr und schauten auf die trügerisch friedlichen Wellen des Mittelmeers.
Irgendwie hatten sie sich das alles anders vorgestellt.
31
Der Tag, an dem Julia ihren Mann ermordete, fing relativ harmlos an.
Martinus Caius hatte die Nacht mit Zerstreuungen verbracht, die seine Ehefrau dezent organisiert hatte. Er war spät – oder früh, je nach Sichtweise – zu Bett gegangen und zur Mittagszeit aufgewacht, ausgestattet mit schlechtem Atem, einem Mordskater und ausgesprochen entsetzlicher Laune. Das war nicht gut geplant, denn am frühen Nachmittag würden hochrangige Gäste das Anwesen der Verwandtschaft besuchen. Ein großer Empfang war bereits am gestrigen Tag mit hektischer Betriebsamkeit vorbereitet worden und die Arbeit wurde bei Sonnenaufgang wieder aufgenommen. Erwartet wurden die höchsten Notabeln der Insel, hohe Offiziere, Landbesitzer sowie Händler. Darunter waren einige sehr wichtige Geschäftspartner sowohl des Vaters von Martinus wie auch seiner Verwandten, und es war absolut notwendig, sich von der allerbesten Seite zu zeigen. Alle sahen in dem Trunkenbold den Nachfolger des Vaters, und obgleich die Nachricht seiner Exzesse langsam die Runde machte – Huren war nicht dafür bekannt, allzu verschwiegen zu sein –, wurde das von Männern bei Männern weitgehend als Kavaliersdelikt angesehen. Er repräsentierte Geld und Macht. Beides waren Aspekte, die dazu anhielten, über kleinere Mängel geflissentlich hinwegzusehen.
Auch Julia hatte eine Rolle zu spielen. Sie sollte mit ihrer kleinen Tochter im Arm auftauchen und die begeisterte wie auch devote Ehefrau spielen, die angenehme Gastgeberin, die Frau von Adel – sie kam schließlich aus einer
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