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Kaiserkrieger 5: Die Flucht (German Edition)

Kaiserkrieger 5: Die Flucht (German Edition)

Titel: Kaiserkrieger 5: Die Flucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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Versprechungen von Amt und Würden, ja, sogar der dezente Hinweis, dass er ja die Notwendigkeit haben würde, viele Statthalterpositionen neu zu besetzen, wenn alles vorüber war. Thomas Volkert, Comes von Britannien oder Belgica? Was für eine absurde Vorstellung!
    Vielleicht waren es diese durchaus ernst gemeinten Versprechungen, die irgendwo in Volkerts Unterbewusstsein den entscheidenden Anstoß gegeben hatten. Sie erschienen so irreal, obgleich er sich selbst eingestehen musste, insbesondere nach seiner jüngsten Beförderung, dass absolut nichts mehr unmöglich erschien und seine Vorstellungen von Realität möglicherweise den Ereignissen weit hinterherhinkten. Dennoch, das alles hatte irgendwie nichts mehr mit ihm zu tun, wirkte wie ein Buch, das er las, in dem er die Hauptrolle spielte und agierte, an dessen Gestaltung der Handlung er aber letztendlich unbeteiligt war. Die Frage war doch: Wollte er sich vom Strom dieser Handlung weiter mitreißen und herumwirbeln lassen, oder war es nicht an der Zeit, eigene Entscheidungen zu treffen?
    Volkert hatte das Bedürfnis, das Buch zuzuschlagen und sich wieder selbst um sein Leben zu kümmern.
    Als er in seiner eigenen Unterkunft ankam, stellte er fest, dass Bertius noch wach war und so tat, als würde er arbeiten.
    Er verbeugte sich und wies auf die Schlafstatt des frischgebackenen Tribuns. »Herr, es ist alles für die Nachtruhe bereit!« Bertius konnte sehr förmlich sein, wenn er wollte, doch es passte nicht recht zu ihm.
    »Was hältst du von meiner Beförderung?«, fragte Volkert, als Bertius ihm half, die Uniform abzulegen. Normalerweise machte er das lieber selbst, aber er war zu müde, um den diensteifrigen Mann abzuwehren. Da Bertius nur einen Arm korrekt verwenden konnte, dauerte die Prozedur fast länger, als wenn er es alleine gemacht hätte.
    »Ihr habt sie verdient, edler Tribun«, drechselte Bertius. »Ihr habt noch eine große Zukunft vor Euch!«
    »Was ist das genau – eine große Zukunft?«, fragte Volkert.
    Bertius hielt inne und sah ihn verwirrt an. »Eine hohe Position im Imperium, Ansehen. Der Rang eines Senators ist Euch sicher, das Amt eines Comes, eines Quästors, die Schenkung großer Ländereien. Eine eigene Latifundie und viele Sklaven!«
    Bertius’ Augen leuchteten. Er sah sich wahrscheinlich bereits inmitten von kichernden jungen Dingern in der Sonne sitzen, die die Arbeit machen würden, die eigentlich seine Aufgabe war, und das Leben genießen, wie er es sich schon immer gewünscht hatte. Volkert musste bei dem Gedanken unwillkürlich lächeln. Bertius interpretierte dies natürlich in seinem Sinne.
    »Ja, Herr, das gefällt Euch auch! Ihr werdet Ruhm und Ehren anhäufen und man wird im ganzen Imperium von Euch sprechen!«
    Volkert schüttelte den Kopf.
    »Das ist der äußere Schein, Bertius.« Er hob abwehrend die Hände, ehe der Mann etwas entgegnen konnte. »Nein, nicht falsch verstehen. Nichts gegen eine Latifundie oder ein Amt oder Reichtum!« Bei Sklaven hatte er eine etwas andere Einstellung, das war aber nichts, was er jetzt mit Bertius diskutieren wollte. »Aber ist das die Größe, die du mir versprichst?«
    »Was denn sonst, Herr?«
    Volkert nickte sich selbst zu. »Das ist die Frage.«
    »Natürlich ist es für den Charakter des Menschen wichtig, das Richtige zu tun«, meinte der dickliche Mann dann. »Wenn man die Gelegenheit dazu hat.«
    Er hob etwas schüchtern den Armstumpf. Volkerts Auge ruhte auf der Verstümmelung. Ja, wenn man die Gelegenheit dazu hatte, trotz aller möglichen negativen Konsequenzen, dann sollte man das Richtige tun.
    »Woran erkenne ich, was richtig ist?«, fragte Volkert dann.
    Bertius sah selbst auf seine Verwundung und in seinem Gesicht stand plötzlich ein rätselnder, nachdenklicher Ausdruck, den man nur sehr selten bei ihm sah.
    »Ich denke …«, sagte er dann, als versuche er, sich genau zu erinnern. »Ich denke, Tribun, dass es der erste Impuls ist, der, über den man nicht lange gegrübelt hat, der sich meist als der richtige herausstellt. Der Gedanke, der einem von Gott gegeben wurde, den man nicht selbst erkämpft hat.« Er winkte mit dem Armstumpf, das Lächeln etwas schmerzlich. »Hierüber, Herr, habe ich nicht lange nachgedacht.«
    Volkert nickte. Er sah in das kleine Wachfeuer vor seinem Zelt und versuchte, sich zu erinnern.
    Als Sedacius ihm das erste Mal seine Pläne bezüglich des Umsturzes, der eigenen Machtergreifung eröffnet hatte, was hatte Thomas Volkert da gefühlt,

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