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Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition)

Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition)

Titel: Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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wurden aufgerissen, Fragen wurden gestellt.
    »Was ist los?«, fragte Volkert. Er drehte sich um, starrte, erkannte nichts so richtig, griff zum Fernglas und führte es an die Augen. Erst blieb er ratlos, sah nichts, was diese Aufregung rechtfertigen konnte.
    Doch dann.
    Er sah, wie eine schwarze Wand auf sie zukam. Eine breit aufgestellte, bewegliche Wand, bestehend aus Reitern. Sie trugen farbenfrohe Banner und Fahnen, und es waren seltsam anzusehende Gestalten. Solche Brustpanzer hatte Volkert noch nie zuvor erblickt, solche Helme waren ihm fremd. Die Farben und Signale sagten ihm nichts. Die Gesichter der Männer, so er einen Blick auf sie erhaschen konnte, wirkten entschlossen. Alle waren von dunkler Hautfarbe, und sie kamen aus dem Süden.
    Volkert warf sich herum, rannte eine Anhöhe hinauf, schnaufte, hielt inne, führte erneut das Okular zu den Augen. Reiter, Tausende von Reitern, und dahinter das heranrückende Band von Fußsoldaten. Er war lange genug in der römischen Legion gewesen, um schätzen zu können. Wie viele das waren? 20 000 Mann sicher, wenn nicht mehr. Eine große Armee, machtvoll genug, den Ausschlag zu geben, die erschöpften Kämpfer dahinzufegen.
    Doch wessen Krieger würden sie angreifen? Nutzten sie nur die Chance, jetzt, da Rom schwach war? Oder …
    Wer war denn das?
    Volkert senkte das Fernglas, merkte, dass sein Mund offen stand. Er hatte doch nicht … das war doch nicht …
    Er schaute wieder hindurch, suchte, fokussierte. Sein Blick fing die Gruppe von Männern ein, prächtig gekleidet, Adlige, Offiziere sicher, und da waren einige, die sich abhoben, denn sie trugen … römische Uniformen oder …
    Das waren doch Köhler und … dort, Behrens … und Neumann, der Arzt der Saarbrücken!
    Volkert schrie auf, ließ das Fernglas sinken.
    Männer, die ihm gefolgt waren, Secundus darunter, starrten auf den hysterisch lachenden Tribun, der auf seine Knie gefallen war, den Kopf nach hinten gelegt, wie er die Arme gen Himmel warf und laut irgendwas in einer Sprache rief, die niemand von ihnen verstehen konnte.
    »Das kann doch nicht wahr sein!«, rief Volkert immer wieder. »Das kann doch nicht wahr sein!«
    Er kam auf die Beine.
    »Secundus!«
    »Tribun?«
    »Gib die Befehle. Alle Signale zur Kapitulation, die vom Heermeister kommen, werden ignoriert.«
    »Was?«
    »Hörst du schlecht?«
    Secundus sah sich um, doch dann siegte sein Vertrauen in die Fähigkeiten seines Freundes, und auch andere Unterführer nickten. Sie rannten los, schrien Befehle, die auch ihre Feinde vernehmen mussten.
    Volkert lachte. Es war ein befreiendes Lachen, ein schluchzender, schmerzhafter Ausbruch seiner Gefühle. Diese Schlacht war vorbei, das stimmte wohl.
    Aber bei Gott und allen Schicksalsmächten, keinesfalls so, wie Maximus sich das vorgestellt hatte. Alles andere als das!
    »Wir greifen wieder an!«, schrie er und wirbelte einmal um sich selbst. »Hört auf meine Befehle! Wir greifen wieder an! Unsere Verbündeten sind eingetroffen!«
    War es der Nimbus des »Tribuns«, der ihm Glaubwürdigkeit verlieh?
    War es die verzweifelte Hoffnung der Männer auf ein Wunder, einen Fingerzeig Gottes, der sie aus tiefster Not erretten würde? War es die Erkenntnis, dass die große, fremde Armee genauso ein Segen wie ein Fluch sein konnte und man einfach einmal annahm, es handele sich um Ersteres?
    Der Befehl des Tribuns wurde weitergetragen. Das Wort »Verbündete« breitete sich aus. Die Männer des Maximus hörten es auch, wirkten zögerlich, desorientiert und ratlos. Als die Legionen des Gegners wieder die Schwerter erhoben, um die Schlacht fortzusetzen, verteidigten sie sich kraftlos, wirkten sehr defensiv. Ihre Zuversicht, ihr Siegesmut waren vergangen.
    Sie waren in der Überzahl, aber sie wichen zurück.
    Volkert rannte wie ein Derwisch über das Schlachtfeld. Er befahl, trieb an. Er ermunterte. Er rief: »Foederati! Foederati!« , und sein Ruf wurde weitergetragen. Bald vermischten sich die Stimmen der Legionäre, erfüllt von plötzlicher Begeisterung. Einige riefen »Tribun! Tribun!«, andere brüllten »Rom!« und Dritte wieder trugen das Wort von den frisch erschienenen Verbündeten über das Schlachtfeld. Bewegung kam in die Einheiten.
    Volkert sah auf die Wand der Reiter, wie sie am Rande des Schlachtfeldes innehielt, sich zu orientieren schien. Er rannte durch die wogende Menge der Kämpfenden, rücksichtslos, so schnell er konnte, auf die Neuankömmlinge zu, begann, mit den Armen zu wedeln, laut

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