Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition)
Präfekten unterstützen Theodosius, habe ich gehört.«
Charamadoye lächelte bitter.
»Ja, was man so hört. Oder auch nicht.«
Wazebas Blick wirkte nun alarmiert.
Charamadoye, König von Nobatia, teilte ihm noch das eine oder andere Detail mit, das seine Spitzel ihm zugespielt hatten. Dann erklärte er Wazeba seine Heiratspläne und bat um den Segen Aksums, auf dass der König von Alwa die Verbindung gutheiße und Charamadoye sich um andere Dinge kümmern könne, als die Fehler seines Vaters auszubaden.
Wazeba, Bruder des künftigen Kaisers, sicherte ihm all dies zu. Aus seinen Worten sprach Dankbarkeit. Und Respekt, fast widerwilliger Respekt vor einem siebzehnjährigen König, der sich bereits jetzt als fähiger erwies als sein Vorgänger.
Es war, wie dieser König fand, dann doch noch ein sehr schöner Tag geworden.
6
»Na, das ist mal ein Feldlager!«
Secundus war zufrieden, und das war bemerkenswert, denn obgleich der Zenturio schon so einiges in seinem Leben durchgemacht hatte und klaglos arge Strapazen über sich hatte ergehen lassen, war er doch jemand, der eigentlich recht hohe Ansprüche an sein Leben stellte. Geduld zeichnete ihn aus: Wenn er durch Beförderungen und kleine »Geschäfte« die Reichtümer anhäufen konnte, die ihm in einigen Jahren den gewünschten Lebenswandel ermöglichten, dann ertrug er auch weniger erfreuliche Umstände. Aber dass er einmal mit einem Feldlager zufrieden sein würde, das empfand Volkert durchaus als bemerkenswert.
Und sein Freund hatte ja recht.
Die Arbeiter, die von den Präfekten der afrikanischen Provinzen bereitgestellt worden waren, um das Feldlager für Theodosius’ Männer zu errichten, hatten zwei Dinge erreicht: Zum einen ermöglichten sie es den Legionären, die sonst die Hauptlast der Arbeit zu tragen gehabt hätten, etwas auszuspannen. Zum anderen bauten sie mit etwas mehr Liebe zum Detail als die auf Drill und Praktikabilität fokussierten Soldaten. Dass das Lager um ein verlassenes Dorf herum errichtet wurde, half dabei: Nicht nur wurden steinerne Gebäude wieder hergerichtet, es gab auch ein schönes kleines Badehaus, das besonders schnell instand gesetzt wurde. Als dann die ersten Wagen mit Vorräten ankamen – Früchte und Obst, frisches Getreide, Amphoren mit Wein und Fässer mit Bier –, hob sich die Stimmung nicht nur von Zenturio Secundus. Niemand hatte etwas gegen den üblichen Getreidebrei einzuwenden, dennoch war die Abwechslung willkommen.
Volkert ließ seine Leute ein wenig entspannen, aber nicht zu viel. Er meldete seine Einheit weiterhin regelmäßig für Nacht- und Wachdienste, sehr zum Missfallen seiner Legionäre. Die unterschwellige Kritik hielt er aus. Gegen etwas Urlaub und Ruhe war nichts einzuwenden, dennoch waren sie im Krieg, und das sollte keiner vergessen. Manchmal erinnerte einen das Schicksal lautstark an solche Tatsachen, und dann war es gut, wenn man davon nicht allzu sehr überrascht wurde.
Secundus war zufrieden, Volkert war es nicht.
Er war auf der Suche nach einer Ausrede, aber er fand keine.
Ursache für seine Suche war eine Dienstpflicht, die er einzuhalten hatte. Diese bestand aus einer Stabssitzung beim Kaiser, der gestern im Feldlager eingetroffen war. Die Saarbrücken war nahe, zu nahe für Volkerts Geschmack. Aber als aufsteigender Stern in der militärischen Hierarchie wurde er zu den Besprechungen beim Kaiser geladen, so auch jetzt. Das Problem lag darin, dass nicht nur Hauptmann von Geeren anwesend sein würde, sondern auch Rheinberg sowie Marineoberingenieur Dahms, beides Männer, die ihn gut kannten. Würden der Bart, die Gewandung eines römischen Offiziers sowie die Zeichen der Strapazen der vergangenen Monate, die ihn hatten sichtbar altern lassen – er selbst bevorzugte den Begriff »reifen«, aber das war letztlich Ansichtssache –, denn ausreichen, um seine wahre Identität zu verdecken?
Und war das überhaupt noch notwendig?
Es war Krieg und Volkert war Offizier, ein höchst geachteter dazu, ein Mann, dem alle eine große Karriere voraussagten, noch größer als die, die er in der vergangenen Zeit absolviert hatte. Alle hielten große Stücke auf ihn. Volkert hatte das Gefühl, dass er möglicherweise Gnade erfahren würde. Sollte er sich also Rheinberg offenbaren?
Diese innere Zerrissenheit und Ungewissheit war es, die ihn nach einer Ausrede suchen ließ, um nicht an der Besprechung teilnehmen zu müssen. Konnte er sie vermeiden, würde er die Konfrontation
Weitere Kostenlose Bücher