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Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition)

Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition)

Titel: Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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in seinen Stiefeln fühlten sich klamm an und hin und wieder trat er auf der Stelle, um mehr Gefühl in ihnen zu bekommen. Der Nebel tanzte. Manchmal dachte Virilius, darin Schattengestalten erkennen zu können. Er vernahm die Geräusche der Nacht und es waren nicht immer solche, die er eindeutig zuzuordnen vermochte. Tiere, ja. Aber dort … waren das nicht Schritte?
    Es tat sich natürlich gar nichts. Das Schnarchen seiner Kameraden war der einzige Laut, der eindeutig von einem menschlichen Wesen kam. Und es war gleichzeitig derjenige, der seine Nerven in dieser Nacht am meisten belastete. Das sägende Geräusch erinnerte ihn daran, dass er diese Nacht kaum schlafen und der kommende Tag für ihn nur aus bleierner Müdigkeit und Mühsal bestehen würde.
    Virilius erwartete von dieser Wache nichts außer einer Fortsetzung seines frustrierenden und traurigen Daseins als römischer Soldat.
    Wenigstens bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Gestalt im nächtlichen Nebel auftauchte.
    Der Hochstand war am Rande eines Waldes errichtet worden. In Richtung Osten erstreckte sich eine dünn bewaldete Fläche mit viel offener Wiese, eine Position, die vor allem tagsüber einen guten Ausblick ermöglichte. Nachts war die Sicht eingeschränkt, und obgleich der Himmel sternenklar war, wallte Bodennebel, in dem sich eine ganze Armee verstecken konnte. Gleichzeitig trug der Nebel die Geräusche weiter, sodass die Kakofonie der nachtaktiven Tiere sich bis in den Hochstand bemerkbar machte. Die Schritte, das Klappern von Metall und das Schnauben eines Pferdes waren daher gut zu hören, viel eher, als Quintus’ angestrengte Augen auch etwas erkennen konnten.
    Aus dem Nebel schälte sich eine dunkle, kaum zu erkennende Gestalt, die ein Pferd neben sich an der Leine führte. Das war nicht ganz das, was man einen Überraschungsangriff nannte, und doch fühlte Quintus eine gewisse Genugtuung, als er seine beiden Kameraden aus dem Schlaf rütteln konnte.
    Das leise Fluchen der Geweckten verstummte, als sie ebenfalls die Gestalt erspähten, die etwa fünfzehn Meter vom Hochstand entfernt stehen geblieben war und auf etwas zu warten schien.
    »Der will was von uns«, murmelte Quintus.
    »Einer von uns sollte runtergehen und mit ihm reden«, meinte einer seiner Kameraden.
    »Sollten wir nicht alle drei gehen?«, fragte Quintus, der bereits ahnte, worauf das hinauslief.
    »Wir geben dir Rückendeckung von hier oben«, kam die erwartete und alles andere als beruhigende Antwort.
    Quintus überlegte kurz, wie er sich zur Wehr setzen konnte, doch fiel ihm nichts Gescheites ein. Er seufzte – was seine Kameraden mit einem scheinheiligen Grinsen quittierten –, ergriff seine Waffen und kletterte die Leiter hinunter, betont langsam, betont laut, um nicht seinerseits als Angreifer missverstanden zu werden.
    Als er auf dem Boden stand, rückte er sein Schwert in der Scheide zurecht und lehnte den Speer nach kurzer Überlegung am Gerüst des Hochstands ab. Er zog es vor, mit nur einer Waffe zu kämpfen, und der Speer behinderte ihn bloß. Seinen Schild ersetzte er durch eine Fackel, von denen ein Vorrat am unteren Ende des Hochstands darauf wartete, entzündet zu werden. Die Flamme versprach die Illusion von Sicherheit. Dann holte er tief Luft und schritt auf die geduldig wartende Gestalt zu.
    Sobald er sich ihr genähert hatte, erkannte er, dass er es mit einem Mann zu tun hatte, und einem alten dazu. Das wettergegerbte, runzlige Gesicht und die weißgrauen Haare sprachen eine deutliche Sprache. Dennoch hielt sich der Mann, etwas kleiner als Quintus, bemerkenswert gerade und aufrecht. Wache Augen sahen dem Legionär entgegen. Das Pferd war eines der Ponys, wie die Hunnen sie gerne ritten, und der Mann selbst war, soweit Quintus das beurteilen konnte, ebenfalls ein Vertreter dieses Volkes, nach dem Ausschau zu halten ihr wichtigster Auftrag war.
    Quintus spürte ein wenig, wie Beklemmung von ihm Besitz ergriff. Der alte Mann aber wirkte völlig ungerührt, und er trug auch keine Waffen, vor allem nicht den gefürchteten Kriegsbogen der Hunnen. Quintus konnte auch keine Klinge erkennen. Und wilder Krieger oder nicht, mit dem alten Mann sollte er im Zweifelsfalle fertigwerden. Quintus war nicht gerne Soldat, das hieß aber keinesfalls, dass er sein Handwerk nicht beherrschte. Er verspürte durchaus die Absicht, am Leben zu bleiben, und die Fähigkeit, eine Waffe effektiv zu führen, war dabei für einen Legionär recht hilfreich.
    Er blieb einige wenige

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