Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition)
habe Verwaltungsbeamte, die tun, was ich sage. Bischöfe werden mir folgen, der Papst als Höchster von allen darunter. Aber das benötigt etwas Zeit, Vorbereitung, es benötigt viele Gespräche und mehr oder weniger sanften Druck hier und da. Du bist für die ersten Tage, die ersten Wochen verantwortlich. Ich lege da eine große Last auf deine Schultern, mein Freund. Ich will dich gut vorbereiten, aber du musst rasch nach Ravenna und die Nähe des Imperators suchen. Ich vertraue darauf, dass der Herr dir zur rechten Zeit Inspiration gibt, dein Werk zu tun.«
Petronius runzelte die Stirn. Er sah nicht unwillig aus, nicht einmal ängstlich, eher besorgt darüber, ob er dieser großen Herausforderung gerecht werden würde.
»Der Imperator kennt mich, ich habe Euch oft begleitet«, murmelte der Priester. »Von Klasewitz wiederum schenkt mir schon lange sein Vertrauen. Das Wichtigste sind aber die anderen, die Offiziere vor allem.«
»Es sind alles Trinitarier, Freunde der Kirche«, sagte Ambrosius. »Mit jedem sprach ich, und mein Wort hat dort Gewicht. Kümmere dich nur um die ersten Tage. Sobald ich Kunde davon habe, dass die Tat vollbracht wurde, eile ich an deine Seite. Dann soll alles seinen Gang gehen, wie wir es uns vorgestellt haben.«
Petronius seufzte.
»Dann will ich es tun. Doch zuerst muss der Zeitenwanderer davon überzeugt werden, unser Werkzeug zu werden.«
Ambrosius lächelte versonnen. »Ich habe das Gefühl, dass du nicht viel Überzeugungsarbeit wirst leisten müssen. Ich bin mir sogar recht sicher, dass dies der leichteste Teil deiner Arbeit sein wird.«
Petronius nickte. »Ich widerspreche Euch nicht, Bischof. Aber erst suche ich einen geeigneten Kandidaten … jemand, der bereit ist, den Willen des Herrn zu vollstrecken, ohne groß darüber nachzudenken.«
Ambrosius legte dem Mann eine Hand auf die Schulter. »Und wenn all dies getan ist, sollten wir uns darum kümmern, dass ein gewisser Petronius Bischof von Ravenna wird, oder, mein Freund?«
Der Freund lächelte geschmeichelt und neigte sein Haupt.
»Ich diene der Kirche.«
Der Bischof von Mailand nickte bestätigend.
»In der Tat, Petronius. Das tust du.«
13
»Hier soll die Schlacht stattfinden. Es ist der perfekte Ort.«
Gaudentius machte eine umfassende Handbewegung. Von den Stadtmauern von Mactaris aus konnte man weit blicken. Die umgebende Landschaft mit ihren grünen Hügeln sah friedlich und fruchtbar aus. Rheinberg beschattete seine Augen. Es war warm, aber nicht unangenehm heiß am heutigen Tag, doch der Himmel war nahezu wolkenlos. Mactaris lag weit im Inneren von Africa Byzacena, etwa einhundert römische Meilen von Hadrumentum entfernt, fast 150 Kilometer. Der Weg von der Hafenstadt hierher war relativ gut zurückzulegen, obgleich keine Straße direkt nach Mactaris führte. Sie waren über Sufetula geritten und von dort nordwärts nach Mactaris, doch der Umweg war aufgrund des guten Zustands der Straßen nicht weiter ins Gewicht gefallen. In Sufetula hatten sie kurz gerastet, um sich den Bogen der Tetrarchen anzusehen, ein Bauwerk, das die Herrschaft Diokletians und seiner Mitherrscher glorifizierte. Sie waren auch in die Drei Tempel eingeladen worden, obgleich diese kaum noch benutzt wurden, da auch hier die christliche Kirche die Vorherrschaft übernommen hatte. Anstatt wie sonst üblich den zentralen Gottheiten des traditionellen römischen Pantheons einen gemeinsamen Tempel zu errichten, hatten in Sufetula Jupiter, Juno und Minerva jeweils ein eigenes Gebäude erhalten. Rheinberg bedauerte einmal mehr, keine Zeit für diese Dinge zu haben, die letztlich viel interessanter waren, als eine Schlacht zu planen.
Mactaris war eine uralte Stadt, bereits als Vorposten der Numider gegen Karthago errichtet worden und danach von römischen Kolonisten besiedelt. Hier hatte sich Rheinberg nach ihrer Ankunft zu einem Besuch im unausweichlichen Badehaus überzeugen lassen. Er war froh gewesen, den Staub der Reise abschütteln zu können. Danach hatte Gaudentius ihn und Langenhagen auf die Stadtmauern geführt, da man von hier den von ihm vorgeschlagenen Ort der Entscheidung gut erkennen konnte.
Der Platz war gut ausgewählt worden. Die Hügel boten ideale Verstecke für die Infanteristen und es gab Punkte, von denen aus man das Schlachtfeld ausgezeichnet überblicken konnte. Dieser Vorteil galt natürlich auch für Maximus, aber Rheinberg würde zuerst hier sein und seine Position sehr sorgfältig aussuchen.
Weitere Kostenlose Bücher