Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition)
Kampf. Jeder wird die Chance haben, sein Leben so teuer wie möglich zu verkaufen«, beharrte Richomer. »Es sind Römer, keine Tiere. Sie haben das Recht dazu, die Waffe zu ihrer Verteidigung erheben zu dürfen.«
»Es wird Kanonen geben. Gewehre. Die erhobene Waffe …«
»Auf beiden Seiten. Alle wissen es. Ich sage nicht, dass alle überleben können. Aber sie bekommen eine Chance. Sie können sich ergeben. Sie können fliehen. Sie können kämpfen. Wenn wir sie zusammengepfercht im Leib eines Transportschiffes auf den Boden des Mittelmeeres schicken, haben sie gar keine Wahl. Das können wir einfach nicht machen.«
Rheinberg fuhr fort. »Es geht auch darum, was dies für unser Ansehen als Zeitenwanderer bedeutet, Hauptmann. Wenn wir dies tun, wird es den darauf folgenden Konflikt verhärten. Wie können wir die Hand zur Versöhnung reichen, wenn wir unsere Gegner einfach nur massakriert haben?«
»Das ist bei den Römern nicht unüblich«, gab von Geeren zu bedenken. »Sie haben ihre Kriege immer mit größter Brutalität geführt.«
»Und haben damit Wind gesät, der zu vielen Stürmen wurde«, entgegnete Rheinberg. »Mit Gewalt erreicht man keine dauerhafte politische Lösung. Wenn man Glück hat, schafft man eine Grundlage dafür, den Konflikt anders zu lösen. Aber letztlich ruft man nur eine weitere Kette von Gewalttaten hervor.« Rheinbergs Stimme wurde eindringlich. »Die Gegner sind außerhalb des Imperiums. Dort liegen die wahren Herausforderungen. Wir können nicht unsere eigenen Leute gnadenlos wegmetzeln und dann erwarten, dass ihre Freunde, Verwandten und Weggefährten gemeinsam mit uns gegen jene kämpfen, die die Grenzen bedrohen. Das ist einfach absurd!«
Theodosius trat vor und legte dem Hauptmann eine Hand auf die Schulter.
»Ein anderer Theodosius, der eurer Vergangenheit, hätte vielleicht anders gehandelt. Der andere Theodosius hat Tausende aufsässiger Bürger zusammentreiben und wegmetzeln lassen, und das nur, weil er ein jähzorniger Mann war. Er hat es anschließend bitter bereut. Ich will dieser Mann nicht sein. Wenn die Ankunft der Zeitenwanderer mir die Chance gegeben hat, ein besserer Kaiser zu werden, dann sollte ich diese Möglichkeit auch nutzen. Ich bin kein Berserker und kein Barbar. Ich will es auch nicht werden, vor allem aber nicht gegen Römer, die denken, sie würden für das Recht kämpfen. Das geht einfach nicht, Hauptmann von Geeren. Das geht einfach nicht.«
Der Infanterist nickte zögernd. »Ihr seid der Kaiser. Wenn es Euer Befehl ist …«
»Er ist es. Mag Maximus seine Truppen landen. Wir sollten herausfinden, wo er das tun möchte. Dann bieten wir ihm die entscheidende Schlacht an. Die afrikanischen Truppen an unserer Seite, werden wir alles in die Waagschale werfen. Wir haben eine materielle Überlegenheit, gegen die auch die Kanonen des neuen Heermeisters nicht viel ausrichten können. Es wird blutig und es wird nicht einfach, aber wir haben jede Chance, in diesem Ringen zu obsiegen.«
Er sah von Geeren an. »Auf anständige Art und Weise.«
Der Hauptmann nickte erneut und machte durch eine Geste deutlich, dass die Diskussion damit für ihn beendet war. Rheinberg verstand die Beweggründe des Mannes. Es wäre eine schnelle und effektive Lösung gewesen, eine klare Demonstration der Macht der Zeitenwanderer. Und es hätte die Vorurteile gegen diese weiter bestärkt, Unwillen und Angst hervorgerufen, ihr Bild als wilde, brutale Schlächter, als ehrlose Barbaren befördert. Ihr Sieg wäre schal gewesen. Ihr Leben im Römischen Reich wäre eines der ständigen Vorsicht, des Misstrauens, der Ablehnung geworden. Das wollte Rheinberg niemandem antun. Sie mussten hier akzeptiert werden, und zwar von den Gewinnern wie auch von den Verlierern gleichermaßen.
Die schnelle, die klare Lösung war nicht immer die beste. Und in diesem Falle schon gar nicht. Theodosius hatte dies auf seine Art erkannt, und sein Respekt vor dem Kaiser wuchs. Dies war in der Tat ein anderer Mann als der, über den er gelesen hatte. Theodosius der Große, so schien Rheinberg, war auf dem besten Wege, sich seinen Beinamen mit Recht und Würde zu verdienen.
»Also lassen wir die Männer von Maximus landen. Wir müssen davon ausgehen, dass sie ganz genau wissen, wo wir sind. Werden sie in der Nähe landen oder weiter weg?«
»Wir müssen es ihnen einfach machen!«, erklärte Richomer. Er trat neben Gaudentius. »Es wird besser sein, wenn wir so vorgehen: Ihr nehmt Kontakt mit Maximus auf
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