Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition)
aufbrechen, und diesmal würde er dort bleiben. Ein Großteil der Truppen war bereits dorthin verlegt worden. In Hadrumentum gab es für ihn nichts mehr zu tun.
»Schatz, wie geht es dir?«, stellte Rheinberg die überflüssigste Frage der Welt. Der Blick als Antwort darauf bestätigte nur das Niveau seiner Erkundigung, und er beschloss, vielleicht einfach nichts mehr zu sagen.
Eine Stunde später saßen sie auf einem Balkon ihrer Residenz an einem reichhaltig gedeckten Frühstückstisch. Es gab die üblichen Speisen: Brotfladen aus Dinkel gebacken, dazu Käse, Honig und Eier, mit Milch als Getränk. Rheinberg hatte eine besondere Leidenschaft für Moretum, einen Kräuterquark, entwickelt, den er sich reichhaltig auf den Fladen strich, um die dadurch entstandene Komposition dann halb zusammengerollt in den Mund zu stopfen. Auch Weizenbrot war reichlich vorhanden, doch Rheinberg zog die Backwaren aus Dinkel vor, da sie zusammen mit dem Quark eine sehr angenehme Geschmackskomposition abgaben. Auch Aurelia schien nunmehr bestrebt zu sein, für Nachschub zu sorgen, und da mittlerweile die Sklaven die Schüssel mit dem Erbrochenen abgeräumt hatten und die Luft auf dem Balkon von morgendlicher Frische war, kehrte auch der Appetit ihres Ehemanns wieder zurück.
Das Frühstück verlief in völliger Stille. Beide wussten sie, dass der Abschied bevorstand, und ebenso war ihnen klar, dass es durchaus eine gute Chance gab, dass sie sich niemals wiedersehen würden.
Rheinberg seufzte und legte den halb gegessenen Brotfladen zur Seite. Er sah seine Frau an, bis diese seinen Blick bemerkte und richtig deutete. Sie hielt gleichfalls inne und sah ihrem Mann in die Augen. Es kam keine schnippische Bemerkung über ihre Lippen. Sie kannte Rheinberg gut genug, um zu wissen, dass er ein ernsthaftes Thema auf dem Herzen hatte.
»Jan?«
»Aurelia, ich habe Vorkehrungen getroffen«, sagte er dann. Er wollte es nicht ganz so deprimierend klingen lassen, so voller unheilvoller Vorahnungen, aber es klang dann doch so. Aurelia wirkte nicht alarmiert, doch die Sorge in ihrem Gesichtsausdruck war unverkennbar.
»Welcher Art?«
»Sollte das Kriegsglück sich gegen mich wenden und sollte ich entweder in Gefangenschaft geraten oder getötet werden, musst du dir keine Sorgen machen.«
Das klang jetzt etwas umständlich, wie auch Rheinberg fand.
Aurelia sah ihn stirnrunzelnd an. Dass seine Gefangenschaft nur mit etwas Verzögerung in seinem Tode münden würde, war besiegelte Sache. Er war zu einer Symbolfigur geworden, zur Inkarnation für jene Aspekte der Zeitenwanderer, gegen die Maximus antrat. Und von Klasewitz würde ebenfalls große Freude an einer zünftigen Hinrichtung haben. Rheinberg war sich nicht sicher, ob er den Mut aufbringen würde, sich selbst in ein Schwert zu stürzen. Es fehlte ihm dafür möglicherweise an Disziplin. Jemand würde nachhelfen müssen.
Die düsteren Gedanken zeichneten sich zweifelsohne auf seinem Gesicht ab.
»Welche Vorkehrungen?«, fragte sie leise.
»Die Saarbrücken wird sofort auslaufen, sollte sie Kunde von unserer Niederlage erhalten. Der Kreuzer wird versuchen, einen sicheren Hafen im Osten zu finden. Modestus wird dir helfen unterzutauchen, vielleicht irgendwo in Griechenland. Es steht Geld zur Verfügung, auch treue Dienstboten. Du darfst dich nicht zu erkennen geben, aber es wird dir an nichts mangeln.«
Aurelia sah etwas überrascht drein, als habe sie nicht damit gerechnet, dass ihr Gatte so weit vorausplante und diese Art von Eventualitäten einkalkulierte. Sie schwieg für einige Minuten, schluckte mehrmals – öfter, als die Speisen in ihrem Mund notwendig machten – und sagte schließlich: »Komm einfach lebendig zurück. Wenn wir dann untertauchen müssen, soll es mir recht sein.«
Rheinberg nickte. »Ich will mein Möglichstes tun. Ich bin nicht bestrebt, ein frühes Ende zu finden.«
»Ich hätte gerne, dass du nachts aufwachst und unser Kind reinigst, wenn es sich vollgeschissen hat. Es wäre ausgesprochen lästig, mich allein darum kümmern zu müssen.«
»Das können Kinderfrauen machen«, meinte Rheinberg, der ahnte, dass dieses Argument auch für den Fall, dass er wohlbehalten zurückkehren würde, nicht richtig zog.
Aurelia schüttelte nachsichtig den Kopf.
»Nein, geliebter Mann. Ich bin der Auffassung, dass sich die Eltern um diese Dinge kümmern sollten. Und nicht nur die Mutter. Hast du erst gesiegt, ist ja vielleicht auch etwas mehr Zeit für solch unwichtige
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