Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition)
Kontinuität an seiner Spitze, Stabilität, aber auch Willenskraft, eine klare politische Richtung nach innen wie nach außen. Durchsetzungsvermögen, eine eindeutige Linie, basierend auf dem unverbrüchlichen und geheiligten Bündnis zwischen Staat und Kirche. So werden wir Gottes Willen erfüllen, davon bin ich überzeugt.«
Diesmal, so fand von Klasewitz, war der Mann tatsächlich mit Leidenschaft bei der Sache. Er kam also jetzt zur Sache. Der Freiherr lächelte und nickte zustimmend. Petronius sollte reden. Das versprach, sehr interessant zu werden.
»Ihr seid weit gekommen, Heermeister«, meinte der Priester nun.
»Nicht zuletzt durch die Hilfe der Kirche.«
»Es ist gut, dass Ihr Euch daran erinnert.«
»Ihr selbst werdet nicht müde darin, mich dieser Tatsache zu vergegenwärtigen.«
Petronius kniff etwas die Augen zusammen, nickte aber dann.
»Das hat seinen Grund, Heermeister. Wir haben noch sehr Großes mit Euch vor.«
»Wir?«
»Der Bischof und ich. Die Gemeinschaft der Rechtgläubigen und Patrioten.«
Von Klasewitz schaute seinen leeren Kelch an und entschied sich gegen einen weiteren Trunk. Er war sich ziemlich sicher, dass es besser wäre, auf noch mehr Alkohol zu verzichten, bis dieses Gespräch ein Ende gefunden hatte.
»Großes, Petronius?«, sagte er dann gedehnt. »Ich bin Heermeister. Sehr viel mehr Größe hat das Imperium einem Sterblichen nicht anzubieten. Jeder weitere Lohn ist jenseitiger Natur, und hier mögt Ihr Versprechungen abgeben können, doch es bleibt letztlich doch in der Hand des Herrn.«
»Dieser Lohn ist Euch mehr als gewiss«, beeilte sich Petronius zu sagen. »Da solltet Ihr Euch keine Sorgen machen.«
»Sehr gütig«, murmelte von Klasewitz. »Worüber reden wir hier also?«
»Den Purpur, worüber sonst?«
Der Freiherr bewahrte überraschend große Selbstbeherrschung. Das Gefühl, das er empfand, war eine Mischung aus Freude, Überraschung und Unglaube. Es konnte doch nicht sein, dass die Pläne anderer sich so wunderbar in seine eigenen fügten! Man wollte fast tatsächlich von göttlicher Fügung sprechen! Von Klasewitz seufzte ganz leise. So fühlte man sich also, wenn man ein Auserwählter war.
Verdammt, daran konnte er sich gewöhnen!
Er sah Petronius an und formulierte seine Worte nun mit großem Bedacht. »Maximus ist ein ehrbarer Mann voller Gottesfurcht. Er wird sich bestimmt einen geeigneten Nachfolger suchen, wenn die Dinge sich wie gewünscht entwickelt haben. Ich bin mir nicht sicher, ob seine Wahl auf mich fallen wird.«
Petronius wedelte mit der Hand. »Möglicherweise ist seine Wahl nicht der entscheidende Punkt hier.«
»Was dann?«
»Eure Wahl, Heermeister. Wie werdet Ihr Euch entscheiden?«
Das war in der Tat die zentrale Frage, und die Antwort würde entscheiden, ob das implizite Angebot des Priesters ernst gemeint war oder eine Falle, um seine Loyalität zu prüfen. Das plötzliche Misstrauen, das von Klasewitz nun empfand, stand in einem bitteren Gegensatz zu der kurzzeitigen Euphorie, die er doch gerade erst genossen hatte.
Aber er war nicht so weit gekommen, ohne Risiken einzugehen.
»Wenn die Kirche mich als würdiges Werkzeug zur Erreichung ihrer höchsten Ziele ansieht, werde ich mich dem Ruf niemals verschließen«, gab er zur Antwort und war sehr zufrieden mit sich selbst. Damit hatte er das Paket wieder in den Schoß des Petronius gelegt.
Der Priester lächelte wieder, diesmal tief und eine winzige Spur erleichtert. Er schien auf diese Antwort gehofft, ja im Grunde mit ihr gerechnet zu haben.
»Das ist gut. Wir verstehen uns. Die Zeit wird kommen, da wird der Ruf an alle Männer ergehen, die stark im Glauben und der Kirche ergeben sind.«
»Dazu gehöre ich«, bekräftigte der Freiherr.
»Das sehe ich auch so. Für manche wird das Befolgen des Rufs wenig Mühe bedeuten und kaum ein persönliches Risiko. Andere aber werden vortreten müssen, um Geschichte zu schreiben.«
Der Freiherr verstand sehr gut, was damit gemeint war. Er versuchte, nicht allzu triumphierend zu wirken. Die Etikette verlangte Demut, das gehörte zum Spiel.
Petronius nickte von Klasewitz zu.
»Und jetzt, verehrter Heermeister, hätte ich gerne noch einen Schluck Wein.«
17
Rheinberg hatte sich Zeit seines Lebens an viele Dinge gewöhnen müssen. Die anstrengende und manchmal erniedrigende Ausbildung bei der Marine. Die beengten Lebensverhältnisse auf einem Schiff. Der ständige Dünkel seiner adligen Kameraden, der Vorwurf
Weitere Kostenlose Bücher