Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition)
ausreichen, um ihre Kameraden zu versorgen und die Schiffe auf Kurs zu halten.
Salius wappnete sich. Gold hatte den Besitzer gewechselt, ein Versprechen auf Amnestie, eine Aussicht auf weitere Aufträge in jenen politischen Bereichen, die selbst mit Nachsicht nur als »grau« zu bezeichnen waren – Flavia hatte sich als sehr bereitwillig erwiesen, vor allem da die Alternative darin bestanden hätte, von Screpius den Behörden ausgeliefert zu werden. Was er niemals getan hätte, da es seine eigene Tarnung in Gefahr bringen würde – was wiederum nichts war, was sie Flavia erzählt hatten. Letztlich waren sie jetzt aufeinander angewiesen. Und Flavia hatte ein hervorragendes Geschäft gemacht.
Salius auch, wenn alles klappte.
Salius hatte ursprünglich die Absicht gehabt, alles in eine Waagschale zu werfen, da er und Screpius sowie zwei weitere seiner »inoffiziellen« Männer alle auf dem Schiff stationiert worden waren, auf dem auch der Heermeister die Überfahrt tun würde. Es war sein Plan gewesen, einen Anschlag auf den Mann zu verüben, um damit Unruhe in die Truppe zu bringen und einen wichtigen Kopf abzuschlagen. Doch Flavias Auftauchen hatte ihnen andere Möglichkeiten eröffnet, und erst sollte sich die Wirkung dieses Anschlags voll entfalten, ehe er an weitere Schritte zu denken bereit war.
Der erste Coup war eine sichere Sache, und mit etwas Glück würde auch von Klasewitz von der vergifteten Nahrung zu sich nehmen und eine durch und durch entsetzliche Überfahrt erleiden. Möglicherweise kotzte er sich auch zu Tode. Das wäre eine sehr elegante Lösung ihres Problems.
Die drei großen Transportschiffe legten ab. Auf der Reede vor Ravenna warteten bereits etwa zwanzig weitere Galeeren und Segler auf sie, die den Geleitschutz machen würden – zumindest, solange die Wetterverhältnisse stimmten. Sollte es Gegenwind oder raue See geben, würden die drei großen Fahrzeuge die Geleitschiffe rasch hinter sich lassen.
Die Dampfmaschinen waren eine Attraktion. Der Trierarch ließ zum Zeitvertreib Zuschauer in den Maschinenraum, immer nur fünf auf einmal und für nicht länger als zehn Minuten. Dieses Angebot fand großes Interesse. Auch Salius tat so, als würde ihn das bronzene Ungetüm im Herzen des Schiffes begeistern. Er musste in der Rolle bleiben. Niemand durfte auch nur ahnen, dass er einst an Bord der Saarbrücken das Schiff vor den Meuterern unter von Klasewitz gerettet hatte. Er kannte den Kleinen Kreuzer fast so gut wie die römischen Mannschaftsmitglieder, die anschließend angeheuert worden waren.
Das Wetter meinte es gut mit ihnen. Ein friedlicher, sonniger Tag, mit einer leichten Brise. Die Stimmung an Bord war gut, besser als erwartet. Der Ausbruch der Pest in Ravenna hatte für einen starken Dämpfer gesorgt, und auch Salius musste sich eingestehen, dass er es mit der Angst zu tun gehabt hatte. Es war das eine, einen Gegner mit der Waffe in der Hand zu bekämpfen. Mochte dieser auch gefürchtet und von großer Fertigkeit sein, es gab eine Chance, immer zumindest eine kleine Chance zum Sieg. Diese war deutlich größer als bei einem unsichtbaren Feind, dem man sich nur ergeben konnte, ohne die Möglichkeit, die Kräfte wirklich mit ihm zu messen. Salius hatte nichts dagegen, sich in Gottes Hand zu begeben – das tat er letztlich bei diesem Himmelfahrtskommando auch –, aber diese Hilflosigkeit gegenüber einer schweren, tödlichen Krankheit, die ging auch ihm an die Substanz. Alle Soldaten waren auf das Gründlichste durchsucht worden, alle hatten sich die Haare scheren müssen, um keine Nistplätze für Flöhe zu bieten, jede Art von Tier, vor allem Hunde, war aus der Nähe der Anlegestelle verbannt worden, die ohnehin schon strengen Hygienemaßnahmen wurden noch einmal verschärft. Patrouillen hatten intensiv Jagd auf Ratten gemacht. Die Mannschaft des Küstenseglers, der den infizierten Mann nach Ravenna gebracht hatte, war sofort festgenommen und isoliert worden. Salius wusste nicht, was aus ihnen geworden war. Fanden sich auch dort Infektionen, würden die Behörden sie geheim halten, um eine Massenpanik zu vermeiden. Die Stimmung war gereizt genug.
An Bord der Transporter befand sich, nach menschlichem Ermessen, keine einzige Ratte und auch kein einziger Pestkranker. Jeder aber wusste, dass es nur noch eine Frage der Zeit war, bis die Seuche von Italien auch nach Afrika überschwappen würde. Trotz aller Bemühungen war eine vollständige Eindämmung nicht möglich. Mit etwas
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