Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition)
Sollte Dahms seine kleine industrielle Revolution vorantreiben können, würde dies ein vorübergehender Zustand sein. Entweder würde es ihm gelingen, neue Munition herzustellen oder die Gewehre der Infanteristen durch Musketen zu ersetzen. Irgendwas in dieser Richtung würde er sich zaubern können, mit Zeit und Ruhe und einem sicheren Ort, an dem ihm alle Ressourcen zur Verfügung standen.
Von Geeren schüttelte ein wenig über sich den Kopf.
Hier stand er, um einen Kampf zu führen, der dazu führen sollte, die Bedingungen zu schaffen, damit er auch künftig Schlachten gewinnen konnte. Es war nicht verwunderlich, dass er in diesem Moment an eine junge Frau dachte, Tochter des Präfekten Modestus, die in Konstantinopel weilte und die ihm seit der Befreiungsaktion nicht mehr aus dem Kopf wollte. Er hatte sich vorgenommen, in die Hauptstadt des Ostens zurückzukehren, und er wollte diesen Kampf überleben, um diesen Vorsatz auch in die Tat umzusetzen. Nun, das war eine Motivation für diese Schlacht, mit der er sich anfreunden konnte. Ihm verlangte es nach etwas Ruhe, und er war da nicht der Einzige. War der Sieg erst errungen und Maximus erledigt, würden einige der Infanteristen sich aus dem Staub machen, dessen waren sich er und Rheinberg durchaus bewusst. Die Flucht des Fähnrichs Volkert, der nun als Tribun Thomasius diente und noch nicht wusste, dass ihm längst verziehen worden war – Rheinberg und Dahms hatten von Geeren erst kürzlich von ihrer Entdeckung erzählt –, war nur der Anfang.
Auch eine Form der Integration in das Römische Reich, dachte von Geeren und ertappte sich erneut beim Kopfschütteln.
Also, diese eine Schlacht noch.
Und wer wusste, vielleicht würde er danach auch zu jenen gehören, die sich absetzten. Niemand würde es ihm übel nehmen. Konstantinopel war eine spannende Stadt. Von Geeren war ein praktischer Mann und hatte außer dem Kriegshandwerk noch andere Fähigkeiten erlernt. Er würde ein Auskommen finden. Zur Abwechslung mal nicht metzelnd durch die Lande ziehen oder in endlosen Planungssitzungen zu viel bekommen – das war eine durchaus angenehme Alternative.
»Herr Hauptmann, Sie hatten nach mir verlangt?«
»Ah, Sassmann.«
Von Geeren winkte den Mann herbei. Sassmann war ihm stets in angenehmer Erinnerung, hatte der Scharfschütze doch nicht zuletzt bei der Befreiung der Familie des Modestus seinen Offiziershintern gerettet. Bei Sassmann galt das, was sich von Geeren gerade gedacht hatte: Jeder wusste, dass der Mann die Truppe verlassen wollte. Er war ein guter Soldat, aber vielleicht einfach zu gut. Rheinberg hatte von Geeren vorgeschlagen, Sassmann eine andere Position im Dienst des Imperiums zu geben, um dann jemanden zu haben, der den Legionären den Umgang mit Schusswaffen beibringen könnte, sobald man selbst welche produzierte.
Der Hauptmann hatte versprochen, sich darüber Gedanken zu machen. Das Gespräch mit dem Scharfschützen, mit dem er hätte herausfinden können, was für eine Arbeit diesem denn eher läge, hatte aber noch nicht stattgefunden. Nach der Schlacht würde nicht mehr allzu viel Zeit dafür bleiben, das hatte von Geeren im Gefühl.
»Ich habe mir für Sie in der kommenden Schlacht eine besondere Rolle ausgedacht. Nicht einfach, aber genau auf Ihre Fähigkeiten zugeschnitten«, sagte von Geeren leise und zog den Mann zur Seite, ein wenig außer Hörweite der anderen Männer.
Sassmanns Gesicht blieb unbewegt. Er wusste, was er konnte und was für eine Art von Aufträgen damit möglicherweise verbunden war.
»Ich stehe bereit«, erklärte er nur.
»Sie werden keine Gräben mehr buddeln, Sassmann«, fuhr von Geeren fort. »Tatsächlich werden Sie gar nicht in dieser Stellung eingesetzt.«
Er griff den Mann am Arm und spazierte mit ihm fort von den anderen, den Kopf zur Seite geneigt, und erklärte im Detail, welche Pläne er mit dem Scharfschützen hatte.
Es wurde ein längeres Gespräch.
23
»Es ist ja letztlich keine neue Ordnung, die wir schaffen wollen«, erklärte Maximus und nickte Ambrosius freundlich zu. Bis nach Hippo Regius war der Bischof von Mailand mitgereist, nun aber wollte er aufbrechen und nach Italien zurückkehren. Ein letztes gemeinsames Abendessen mit dem Kaiser war zu seinen Ehren arrangiert worden, und das im kleinen Kreise. Petronius, der zusammen mit drei weiteren Priestern beim Kaiser verbleiben würde, gehörte zur Runde, genauso wie einige Offiziere und Berater. Der Heermeister hingegen
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