Kaiserkrieger: Der Aufbruch
sich sitzen lassen. Und er hat ja nicht alleine gehandelt. Er hatte Verbündete .«
»Über deren Hintermänner wir immer noch wenig wissen .«
»Was ist mit diesem Maximus – der in unserem Geschichtsverlauf am Sturze Gratians beteiligt war ?«
Rheinberg seufzte. »Diese Diskussion führe ich beinahe täglich in Trier. Er hat sich in diesem Zeitverlauf nichts zuschulden kommen lassen – oder er agiert nur weitaus vorsichtiger, als wir es gerne hätten. Ich kann ihm seine Taten zu einer anderen Zeit – in einer anderen Welt nicht zum Vorwurf machen. Das könnte eine Hexenjagd auslösen, denn Maximus wäre nun nicht der Einzige, auf den man achten müsste .«
»Aber wir behalten ihn im Auge ?«
»General Malobaudes hat es sich zur persönlichen Aufgabe gemacht. Wenn es nach ihm ginge, würden wir den Comes präventiv erschlagen, nur, damit die liebe Seele Ruh hat. Ich habe dagegenargumentiert und bis jetzt hat sich Malobaudes beherrscht. Aber er ist der richtige Mann für die Aufgabe, Maximus zu beobachten. Er hat Spione nach Britannien geschickt und berichtet uns regelmäßig. Leider dauert es immer recht lang, bis uns die Berichte erreichen .«
Dahms lächelte. »Dem kann abgeholfen werden. Meine Pläne für ein Telegrafennetz liegen vor. Sobald wir genügend Energieerzeuger haben, wird es kein großes technisches Problem sein, zumindest eine primitive, militärische Anlage in Betrieb zu nehmen .«
Rheinberg nickte. »Lieber heute als morgen. Nur kommen wir kaum mit den ganzen Projekten hinterher und wir sind in unseren Ressourcen begrenzt. Sie haben die lange Reise auf sich genommen genau aus diesem Grund. Die Kohle können wir aus der Erde holen, aber Männer mit den notwendigen technischen Kenntnissen und Fähigkeiten lassen sich nicht mit der Schaufel ausgraben !«
Dahms neigte lächelnd dem Kopf. Dem hatte er kaum etwas entgegenzusetzen.
Er schaute in das Feuer, das die Sklaven in dem Raum in einem der mächtigen Kamine entzündet hatten und das gleichzeitig als Wärmequelle wie auch als Licht fungierte. Dann seufzte er.
»Ich würde wirklich gerne wissen, was aus Volkert geworden ist«, murmelte er dann leise. »Verdammt, der Junge tut mir mittlerweile richtig leid .«
Rheinberg erwiderte nichts.
Kapitel 22
»Bertius, hör auf zu jammern .«
Der dickliche Legionär verzog das Gesicht, als Volkert sich an ihn wandte. Er hielt sich mühsam auf seinem Pferd. Die ersten zwanzig Meilen auf dem Bandwurm der Expeditionsarmee hatte er noch versucht, Würde zu bewahren. Am Abend war er mit lautem Klagen schlafen gegangen. Volkert hatte vermieden, ihn für den Wachdienst einzuteilen, denn das wäre eine Marter für seine Kameraden gewesen. Jetzt, zwei Wochen nach ihrem Aufbruch aus Noricum und mit der Anweisung, die Marschgeschwindigkeit jeden Tag etwas zu erhöhen, legte die Reiterarmee gen Osten täglich gute vierig Meilen zurück. Die meisten Fußsoldaten, die aufgrund ihrer grundsätzlichen Fähigkeit, sich auf einem Pferd zu halten, ausgewählt worden waren, saßen nun bereits wie alte Hasen im Sattel. Sie erfreuten sich der neuen Erfindung des Steigbügels und an der Tatsache, dass zwar ihre Rückenmuskulatur in Anspruch genommen wurde, Beine und Füße aber ausnahmsweise mal unbehelligt blieben.
Bis auf Bertius.
Das lag keinesfalls daran, dass er nicht reiten konnte. Seine Heldengeschichten um atemberaubende Fluchtaktionen vor seinen germanischen Häschern waren zweifellos erfunden, aber die grundsätzliche Voraussetzung, nämlich dass der Legionär durchaus wusste, mit einem Pferd umzugehen, war absolut korrekt. Volkert hatte gesehen, wie Bertius, wenn er sich unbeobachtet fühlte, sein Reittier mit fast liebevoller Gründlichkeit pflegte. Er striegelte es ordentlich, trocknete es ab, gab ihm Futter und flüsterte ihm aufmunternde und freundschaftliche Worte ins Ohr. Das Pferd war mit der Zuwendung, die es von seinem Reiter erhielt, offenbar zufrieden, war niemals bockig, gehorchte willig und schaute sich sogar manchmal suchend nach seinem Herrn um, wenn dieser sich von seinem Tier entfernte.
Aber Bertius wäre nicht Bertius, wenn er nicht Grund zur Klage finden würde. Und er war für jede Art von Publikum dankbar. Seine Kameraden, sein Dekurio, sein Zenturio, ja sogar der gelegentliche höhere Offizier, in dessen Hörweite er geriet. Zwei zusätzliche Strafwachen hatte ihm das bereits eingebrockt, keinesfalls von Volkert veranlasst, sondern von einem eher genervten Tribun, der das
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