Kaiserkrieger: Der Aufbruch
Reiches über lange Zeiten hinweg einfach vorbeigegangen waren. Rheinberg zügelte sein Pferd und die ganze Kolonne kam zum Stehen. Dahms schaute sich um. Von der Anhöhe hatten sie einen schönen Blick auf den Fluss, der in ihrer Zeit Saar hieß. Und dort, um das Fort herum, war der Marktflecken an der Saar, der Vicus Sara, Saravicus, die antike Vorläufersiedlung zur Namensgeberin ihres Schiffes, Saarbrücken. Sie waren in gewisser Weise zu Hause angekommen.
Rheinberg hatte Saarbrücken – das seiner Zeit – einmal besucht. Eine dynamische, wachsende Stadt, in einer Region, die durch den Aufschwung in Kohle- und Stahlproduktion profitierte. Ein industrielles Zentrum des Deutschen Reiches und von großer Wichtigkeit für die deutsche Waffenindustrie. Nicht zuletzt deswegen hatte man den Kleinen Kreuzer nach ihr benannt. Er hatte das Schloss des Saarbrücker Grafen besucht, ein offenes, weitläufiges Gebäude, das gar nicht wie eine Trutzburg wirkte, eher wie ein anderer, späterer Sommerpalast, ein Ort der Entspannung. Rheinberg drehte sich nach links und spähte den Fluss entlang. Irgendwo dort drüben würde in der Zukunft das Schloss errichtet werden. Das Fort lag ein Stück weiter, an einer anderen, strategisch wichtigen Stelle der Saar.
Dahms räusperte sich.
»Ein komisches Gefühl«, sagte er schließlich. »Irgendwie fehlt alles – jeder Bezug zu dem, was wir kennen. Und doch habe ich das Gefühl von … ich weiß nicht …«
»Beständigkeit«, half Rheinberg aus. »Das Gleiche, was von Geeren empfindet, wenn er sich immer das Stadttor in Trier anschaut, das auch in unserer Zeit noch steht. Etwas, das die Epochen überdauert, an dem man sich festhalten kann, damit man nicht verloren geht.«
Dahms nickte. Besser konnte er es auch nicht beschreiben.
Da es langsam spät wurde, würden sie nur noch versuchen, den Palast vor dem Anbruch des Abends zu erreichen, dort übernachten und sich anschließend in Richtung des Steinkohleabbaus begeben. Einen lokalen Führer hatte man ihnen versprochen. Hier wurde die Steinkohle systematisch abgebaut und es gab auch eine kleine Eisenindustrie, die sich diese Vorkommen zu Nutze machte – eine weitere Parallele zu dem Saarland, das Rheinberg einmal besucht hatte. Wenn sich alles so vorfand, wie Dahms es sich erhoffte, dann würde man hier auf professionelle Weise mit dem Kohleabbau beginnen und die Erträge so schnell wie möglich gen Süden schicken. Dahms hatte große Pläne und er benötigte, um diese zu verwirklichen, Kraftstoff – ganz abgesehen davon, dass die Funktionsfähigkeit des Kleinen Kreuzers davon stark abhing.
Sie erreichten den Sommerpalast bei Einbruch der Dunkelheit. Sklaven mit Fackeln und Lampen kamen ihnen entgegen, als sich das große äußere Tor öffnete und sie einließ. Natürlich war ihr Kommen angekündigt worden und alles vorbereitet. Der Majordomus, der Rheinberg sofort irritierend stark an Felix erinnerte, kam eilfertig zu ihnen und bat sie unter mehrfachen Verbeugungen, doch mit ihm ins Haupthaus zu kommen, wo man Speis und Trank bereitet hätte. Rheinberg achtete darauf, dass auch seine Begleiter gut versorgt waren, und ihm entgingen die dankbaren Blicke seiner Leibgardisten nicht, als er sich um ihr Wohl besorgt zeigte.
Es dauerte nicht lange, da saßen Dahms und Rheinberg allein in einem großen Raum, der Valentinian einst als Arbeitszimmer gedient hatte. Es hatte eine Weile gedauert, bis dem Majordomus versichert worden war, dass alles bestens sei und man eigentlich nur noch in Ruhe gelassen werden wollte. Rheinberg genoss es, den Trubel nun hinter sich zu haben.
»Wie läuft es auf der Saarbrücken ?« , fragte er schließlich, nachdem er seinem Ingenieur einen Kelch Wein eingegossen hatte. Die hiesigen Vorräte umfassten leider kein Bier, wie Dahms mit einem gewissen Bedauern zur Kenntnis hatte nehmen müssen.
»So weit alles in Ordnung. Joergensen und Langenhagen haben die Mannschaft ganz gut im Griff .«
»Was ist mit den begnadigten Meuterern ?«
»Auch da habe ich nichts Negatives zu berichten. Die meisten sind dankbar für die zweite Chance und verhalten sich mustergültig. Alle in der Mannschaft haben gut zu tun. Diejenigen, die sich etwas verständig anstellen, sind in das große Ausbildungsprogramm gesteckt worden – entweder lehren sie Römer oder lernen etwas bei den Offizieren. Die Latein- und Griechischkurse werden verstärkt angenommen, sogar von denen, die vorher laut gemurrt haben .«
Dahms grinste und
Weitere Kostenlose Bücher