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Kaiserkrieger: Der Aufbruch

Kaiserkrieger: Der Aufbruch

Titel: Kaiserkrieger: Der Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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dass dort, wohin ihre Reise ging, mit irgendeiner Bedrohung zu rechnen war. Als er Gratian das Ziel seines Ausflugs genannt hatte, war die Reaktion des Kaisers eindeutig gewesen. Er kannte das Gebiet gut – sein Vater hatte in der Nähe einen Sommerpalast errichten lassen, den auch der junge Gratian öfters besucht hatte. In den letzten Jahren wurde das Gebäude jedoch kaum genutzt und von einer Gruppe Bediensteter gepflegt. Natürlich war es jetzt als Aufenthaltsort für den Heermeister vorgesehen, etwas Standesgemäßeres gab es in der Gegend wohl kaum.
    Neben den zwanzig Bewaffneten folgten Rheinberg und Dahms, die den Gebrauch von Wagen für sich abgelehnt hatten, drei Eselskarren mit Vorräten und Bediensteten.
    Nicht mit dabei war Aurelia.
    Am Tag, als er ihre Freilassungsurkunde abends noch beim Magistrat bezeugt hatte, war er spät in seine Villa zurückgekehrt und sogleich ins Bett gegangen. Als er sich am nächsten Morgen nach seiner ehemaligen Leibsklavin erkundigt hatte, war ihm vom Faktotum des Hauses eröffnet worden, dass sie ihre Sachen gepackt hatte – und Rheinberg hatte keinen Zweifel daran gelassen, dass alles, was sie besaß, auch ihr Eigentum war – und mitsamt der Urkunde aus dem Haus verschwunden sei. Er hatte auch berichtet, dass seine Anweisung, ihr eine größere Summe Geldes auszuhändigen, getreulich ausgeführt worden sei und die junge Dame habe den Beutel ohne jeden Kommentar in Empfang genommen.
    Rheinberg hatte sich nicht gut gefühlt, zumindest zu Anfang. Dann schalt er sich wiederholt einen Narren. War er in der Tat davon ausgegangen, dass die junge Frau, die sich ja offenbar »verstoßen« fühlte, freiwillig bei ihm bleiben würde? Als was? Als eine weitere Dienerin unter vielen? Was genau hatte er sich eigentlich erhofft?
    Jetzt, wo Rheinberg auf seinem Pferd saß, das eine eher schlecht ausgebaute Straße entlangtrottete, kamen ihm all diese Gedanken wieder in den Sinn. Seinem Gesicht musste anzusehen sein, dass er wenig erfreuliche Grübeleien in seinem Kopf bewegte, denn Dahms sah ihn stirnrunzelnd an. Natürlich wusste er von dem Geschenk Rennas, aber der sehr praktisch denkende Offizier hatte nie zu Klatsch und Tratsch geneigt und sich später nie wieder nach ihr erkundigt.
    Es dauerte eine Weile, bis der frische Morgen die schwermütigen Gedanken aus Rheinberg vertrieb. Dass er letztendlich die richtige Entscheidung getroffen hatte, fühlte er tief in sich. So sehr er offenbar die Anwesenheit der Frau auch vermisste, er spürte in seinem Magen, dass er dies nicht noch länger hätte herauszögern können. Sie war jetzt ihres eigenen Glückes Schmied. Sie traf ihre eigenen Entscheidungen. Sie gehörte jetzt sich selbst, war jung, klug, gebildet und mit Geldmitteln ausreichend ausgestattet. Sie würde ihren Weg gehen, wohin auch immer er sie führen würde.
    Rheinberg hob den Kopf, sah Dahms an und lächelte. Zwei Stunden waren sie jetzt bereits unterwegs und bis zu ihrem Ziel würden bei dem gemächlichen Tempo, das sie anschlugen, noch weitere Stunden vergehen. Sie hatten es nicht eilig, vor allem Rheinberg nicht. Raus aus Trier und wieder etwas von der Natur sehen, das allein war diese Reise wert.
    Dahms schaute sich ebenfalls eifrig in der Natur um, doch er war auf der Suche nach etwas Bestimmtem, dem Anlass für diese Reise.
    Er brauchte Steinkohle, und zwar möglichst viel und möglichst bald. Seine Nachfragen hatten rasch ergeben, dass die Römer die Steinkohle zwar kannten, aber nicht flächendeckend nutzten, Hauptbrennstoff war und blieb Holz oder Holzkohle. Lediglich in einigen Plätzen in Germanien, so war ihm bedeutet worden, werde Steinkohle als lokal genutzter Brennstoff abgebaut – und wie es der Zufall so wollte, war eines dieser Gebiete nicht weit von der derzeitigen Kaiserresidenz entfernt. Und es hatte noch eine weitere, symbolische Bedeutung, die auch dem praktisch denkenden Dahms keinesfalls entgangen war.
    Es wurde bereits dämmrig, als der Flusslauf sichtbar wurde. Die Militärstraße führte direkt zur Brücke, die sich über den gewundenen Fluss beugte. Auf der anderen Seite konnte man sehr gut ein steinernes Fort ausmachen, bemannt mit einer kleinen Garnison von rund zweihundert Mann, die die Handelswege, die kleinen Ortschaften in der Nähe und nicht zuletzt den von Valentinian errichteten Sommerpalast bewachten. Es war ein friedlicher Nachmittag. Dies war eine ruhige, von Landwirtschaft geprägte Gegend, an der die Irrungen des untergehenden

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