Kaiserkrieger: Der Aufbruch
Kessel nehmen .«
Arbogast lächelte ob dieser Redewendung der Deutschen, die er sich zu eigen gemacht hatte.
»Dann besteht also Einigkeit über unseren Plan ?« , vergewisserte sich von Geeren. Arbogast hatte absolut recht , wenn er sagte, dass die Zeit drängte. Theodosius, der oberste Feldherr des Ostens, hatte den Ausführungen schweigend zugehört. Von Geeren wurde aus dem Mann noch nicht recht schlau, musste der Spanier doch wissen, dass er eigentlich von der Geschichte dazu ausersehen gewesen war, Kaiser zu werden. Doch die eindringliche Schilderung der Verwüstungen, die die Vandalen in Spanien angerichtet hatten, war offenbar an diesem Mann nicht spurlos vorübergegangen. Mochte er auch seine Fehler haben, an Liebe zu seiner Heimat mangelte es ihm nicht – genauso wenig an militärischem Sachverstand. Er beugte sich den Notwendigkeiten, so hoffte es der deutsche Offizier zumindest.
»Wir haben mit den Vorbereitungen bereits begonnen«, erklärte Arbogast. »Der Kaiser hat entsprechende Befehle gegeben. Wir ziehen die besten Männer aus allen Legionen zusammen. Es sollen solche sein, die die Strapazen nicht scheuen und gleichzeitig gewitzt sind, keine dummen Hohlköpfe, die nicht denken können. Sie sollen jung sein und dennoch über Kampferfahrung verfügen, jedoch keine alten Veteranen, die nicht mehr bereit sind, etwas Neues zu lernen. Sie müssen gut reiten können oder in der Lage sein, dies schnell zu erlernen. Das ist eine fast unmögliche Kombination, deswegen können wir auch keine Freiwilligkeit gewähren – wer fähig ist, muss gehen. Als Lohn winkt ihnen frühe Beförderung, ein zusätzlicher Sold sowie all jene Beute, die sich auf dem Wege finden lässt. Das Ziel ist es, bei Einsetzen des Tauwetters sofort aufzubrechen .«
Von Geeren nickte. Arbogast hatte sich besonders für dieses Vorhaben eingesetzt. Es war nicht zuletzt seiner Unterstützung zu verdanken, dass die Dinge schneller vorangingen, manchmal auch ohne einen förmlichen Beschluss dieses erlauchten Gremiums.
»Wann wird Rheinberg in Trier eintreffen ?« , fragte nun Theodosius.
»In den nächsten Tagen«, erwiderte von Geeren.
»Neben dieser Mission erscheint mir ein anderes Problem sehr vordringlich«, sagte der Feldherr des Ostens. »Wir müssen uns um Maximus und Andragathius kümmern .«
Alle sahen den Spanier schweigend an. Jeder kannte die historische Entwicklung, von der Rheinberg ihnen berichtet hatte. Der Aufstand des Maximus, des Comes Britanniarum, gegen Gratian. Wie Andragathius, der Reitergeneral des Maximus, Gratian auf betrügerische Weise hinter seine Linien gelockt und dann ermordet hatte, nur, um Jahre später Selbstmord zu begehen, als Theodosius es endlich erreichte, den Usurpator Maximus zu besiegen. Es war für den Feldherrn sicher nicht leicht, sich einen historischen Ablauf vorzustellen, der so niemals wieder eintreten würde, in dem er selbst aber eine tragende Rolle gespielt hatte. Dennoch, der Aufstand des Maximus kam nicht von ungefähr. Es musste bereits jetzt erste Anzeichen dafür geben. Theodosius war fast noch mehr als Gratian bestrebt, diese Gefahr auszuschalten. In jener anderen Historie hatte er den Tod Gratians nicht verhindern können. Was auch immer er von der Entscheidung des jungen Mannes hielt, ihn doch nicht zum Kaiser des Ostens zu ernennen und das Reich bis auf Weiteres alleine zu führen, so war Theodosius doch ein zutiefst loyaler Mann. Die Idee eines Verrats war ihm fremd und entsprach nicht seinem Charakter, zumindest wurde ihm dies nachgesagt.
Ein aufbrausendes Temperament mit dem Hang zu schnellen und unüberlegten Entscheidungen aber schon eher. Und das war allgemein bekannt und der Grund, warum viele der Anwesenden mit einer Reaktion zögerten.
»Der Kaiser hat diesbezüglich noch keine Entscheidung getroffen«, gab von Geeren zu bedenken und war erneut froh, nur als Rheinbergs Stellvertreter zu fungieren. So konnte er Probleme wie dieses auf den Magister Militium abwälzen, ohne sich dafür rechtfertigen zu müssen. »Es scheint, als wolle er Maximus eine Chance geben. In unserer Zeit hat der Comes deswegen den Aufstand gewagt, weil Gratian immer unbeliebter geworden war, nicht zuletzt beim Militär. Er hatte sich mehr und mehr von den Regierungsgeschäften zurückgezogen und war nur noch auf die Jagd gegangen, begleitet von seinen alanischen Bogenschützen, deren Treue er mit viel Gold erkauft hatte und die ihn am Ende doch verraten sollten. Rheinberg hat Gratian
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