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Kaiserkrieger: Der Aufbruch

Kaiserkrieger: Der Aufbruch

Titel: Kaiserkrieger: Der Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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sah es so aus, als wäre der innere Widerstand im Reich so stark, dass eine Explosion in Gewalt kaum noch zu verhindern war. Der Kapitän hatte einsehen müssen, dass es nicht einfach war, Dinge zu tun, die einem richtig erschienen. Besonders wenn man nicht verstand, wie die Menschen dachten und fühlten, denen man helfen wollte. Zu akzeptieren, dass trotz aller Verblendung, für die Rheinberg es hielt, die Frage danach, von welcher Natur Jesus Christus eigentlich sei, ob nun sterblicher Gottessohn oder Gott selbst, die Römer emotional packte und zu fanatischem Handeln und Denken trieb, war für den Deutschen sehr schwer gewesen. Aber dies war nicht seine Zeit und er kämpfte jeden Tag damit, zu verstehen, wie sich all das, was ihm aus dem Studium der Geschichtsbücher so offensichtlich erschien, in der Realität als so anders, ungleich schwieriger herausstellen konnte.
    Hin und wieder wollte er daran verzweifeln. Doch er hatte sich für diesen Weg entschieden und viele Menschen glaubten an seine Vision eines besseren, eines siegreichen und eines von Vernunft geleiteten Reiches. Es waren noch nicht alle, aber die Zahl wuchs, und der Zustrom der Neugierigen, Lernbegierigen, Jungen, Abenteuerlustigen und Gelehrten in die Urbs Germanicum in der Nähe von Ravenna sprach auch dafür, dass es da ein Potenzial gab, mit dem man arbeiten konnte.
    Er hatte eine Weile nichts gesagt und jetzt fiel ihm Gratians prüfender Blick auf. Rheinberg lächelte schwach.
    »Ich war in Gedanken«, sagte er entschuldigend.
    »Das bin ich auch oft. Nicht immer komme ich zu einem Ergebnis .«
    »Ich wünschte, ich hätte für alles eine Lösung. Aber ich kann auch nur auf der Basis dessen handeln, was ich weiß. Wir müssen versuchen, das Steuer umzulenken, und einen neuen Kurs einschlagen .«
    »Und dabei hoffen, dass das Schiff nicht schon viel zu vermodert ist, um noch einen Hafen zu erreichen«, vervollständigte Gratian die Analogie. Der Umgang mit Rheinberg hatte ihm zu einem trockenen Humor verholfen, den er vorher nie so offen gezeigt hatte. Nicht jedes Mitglied des umfangreichen Hofstaates war darüber sonderlich erbaut.
    »Wir ziehen jetzt die Truppe zusammen, die den genauen Standort der Hunnen ausmachen soll«, lenkte Rheinberg nun auf das wichtigste Thema. »Wir verbessern die Waffen und die Einsatzbereitschaft der Legionen und erneuern die Befestigungen vor allem entlang der erwarteten Invasionsroute der Hunnen. Und wenn wir noch etwas Zeit bekommen, nur ein Jahr, oder zwei, dann können wir eine neue Art von Legion gen Osten in Marsch setzen und die Hunnen aufhalten, ehe sie auch nur in die Nähe der Reichsgrenzen kommen. Spätestens ab dann, Majestät, können wir uns ganz auf die Erneuerung des Reiches sowie die Lösung des Kirchenkonfliktes konzentrieren. Dann wird es auch möglich sein, dass breite Teile des Volkes, Handel und Handwerk, von den technischen Neuerungen profitieren, die wir anzubieten haben .«
    Gratian nickte. »Wenn wir diese Zeit haben, so will ich zuversichtlich sein. Doch obgleich sich Maximus wie auch andere sehr ruhig verhält und ich die Details Eures zukünftigen Wissens streng vertraulich behandelt habe, befürchte ich, dass ich entweder sofort Maßnahmen gegen die mir bekannten potenziellen Verräter ergreifen muss oder die Unzufriedenheit sich doch in Aufstand und Rebellion Bahn brechen wird.«
    »Wir können Maximus nicht verhaften, nur, weil er in der Zukunft ein Rebell sein wird«, widersprach Rheinberg. »Das würde zu einer Hexenjagd werden, zu permanenter Angst unter allen Notablen und Militärs. Willkür wäre möglich, denn mit dem Wissen aus der Zukunft ließe sich jede Maßnahme rechtfertigen. Nein, wir müssen weiterhin alles tun, damit nach Recht und Gesetz gehandelt wird. Maximus ist ein treuer und fähiger Kommandeur der Truppen in Britannien und ehe wir keinen schlagenden Beweis dafür haben, dass er bereits jetzt die Usurpation plant, müssen wir ihn in Ruhe lassen .«
    »Ja, das mag sein. Ich habe nur Angst, dass, wenn wir es zweifelsfrei wissen, die aufständischen Soldaten bereits vor unseren Toren stehen .«
    Rheinberg seufzte. »Dann müssen wir darauf vorbereitet sein, so gut es eben geht .«
    Gratian war anzusehen, dass ihm diese Antwort nicht behagte. Er schien aber Rheinbergs Argumentation folgen zu wollen, zumindest für den Augenblick. Rheinberg wusste, dass es unter den »Eingeweihten« kochte. Es gab einige, die nicht länger abwarten und sehenden Auges in ein

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