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Kaiserkrieger: Der Aufbruch

Kaiserkrieger: Der Aufbruch

Titel: Kaiserkrieger: Der Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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sind Opfer einer Schicksalsmacht. Wir haben die See gründlich nach ähnlichen Zeichen abgesucht, die Stelle, an der wir angekommen sind, immer und immer wieder befahren. Für uns alle steht fest, dass sich der Vorgang wohl nicht wiederholen wird. Er ist von uns nicht beeinflussbar und sein Ursprung bleibt ein Rätsel. Dieses historische Ereignis wird sicher auf ewig in aller Bewusstsein bleiben, ja. Aber was wir – was Ihr daraus gemacht habt, dass ist von wahrhaftiger historischer Bedeutung !«
    Gratian nickte, als wolle er sich dies selbst bestätigen. Elevius, der stumm an der Seite gestanden hatte, reichte ihm einen neuen Kelch mit Wein.
    »Dann wollen wir uns der leidigen Details widmen«, sagte der junge Imperator schließlich und zeigte auf ein Bündel schriftlicher Aufzeichnungen. »Wir haben noch einen ermüdenden Nachmittag vor uns .«
    Und so war es.

Kapitel 9
     

    »Das Schiff sieht total beschissen aus !«
    Die Tatsache, dass Obermatrose Hannes Weinkamp diesen Satz mit einem stolzen Unterton aussprach, hielt Köhler davon ab, ihm die Meinung zu sagen. Da seine Äußerung außerdem auf Deutsch erfolgt war, sodass die römischen Besatzungsmitglieder der Valentinian nur den Unterton und das zufriedene Lächeln Weinkamps wahrnahmen, hatte sicher auch damit zu tun.
    Außerdem konnte Köhler seinem Mann, einem von vier Seemännern der Saarbrücken, die er auf die Jungfernfahrt des Dampfseglers mitnahm, kaum widersprechen. Niemand an Bord der Saarbrücken war ein Experte in der Konstruktion von Schiffen – und von Dampfseglern aus Holz schon gar nicht. Die Valentinian war eine Kreuzung zwischen der Theorie aus Büchern mit der Schiffsbauerfahrung römischer Werften. Die Zimmerleute dort wussten genau, wie man eine Trireme baute oder einen der großen Frachtsegler, mit denen das Getreide aus Ägypten nach Italien geschafft wurde. Sie konnten auch kleinere Segelschiffe bauen, Fischerboote etwa oder Küstensegler, die Nachrichten und etwas Fracht von Hafenstadt zu Hafenstadt brachten. Die Idee der Zeitenwanderer, einen modernen Segler zu bauen, der die Fähigkeiten eines Schoners oder einer Brigg des 19. Jahrhunderts mit der Wetterunabhängigkeit eines Dampfers verband, war gut gewesen, aber nur schwer umzusetzen. Da man unter Zeitdruck gestanden hatte, war eine Art Kompromiss dabei herausgekommen: ein etwas schlankerer Frachtsegler mit neuer Takelage, zwei Masten, Vor- und Hauptsegeln, wie sie eigentlich erst viel später, zur Zeit der Karavellen genutzt worden waren, mit einem Kiel, der das Schiff hochseetauglich machte, und hohen Bordwänden, um den mediterranen Stürmen zu widerstehen – und einem Aufbau, der eine aus Bronze und Eisen gefertigte Dampfmaschine enthielt. Es war die erste, die im Römischen Reich in Dienst gestellt wurde, gefeuert mit Holzkohle. Oberheizer Karl Forstmann, ein schweigsamer, schlaksiger Mann aus der Truppe Dahms’, war allein für die Betreuung dieses guten Stücks abgestellt worden. Er hatte die Arbeit lakonisch und wortkarg akzeptiert, ließ aber keinen Zweifel daran, dass er die Anlage für unausgereift und letztlich gefährlich hielt. Er achtete von Anfang an nicht nur darauf, dass im »Maschinenraum« mehr als genug Löschwasser bereitstand, sondern wirkte sichtlich froh darüber, dass die Valentinian auch als Segler vorankommen würde. Selbst bei idealen Bedingungen würde die Dampfmaschine das römische Kriegsschiff mit der einfachen Schiffsschraube aus Bronze nicht schneller als mit 6 bis 7 Knoten voranbringen. Das mochte sich im Falle einer Windstille oder beim Kreuzen gegen den Wind als nützlich erweisen, doch ein großartiger Geschwindigkeitsvorsprung gegenüber anderen Schiffen war es noch nicht.
    Köhlers prüfender Blick glitt vom hohen, eisernen Schornstein, der aus dem Achterdeck ragte, zu den beiden Bombarden, die rechts und links auf dem Mitteldeck festgezurrt aufgebaut waren. Es waren die allerersten Kanonen aus der Waffenschmiede von Dahms, weit entfernt von den Stahlgeschützen, von denen der Ingenieur träumte. Da sie aber ein direkter Weg dorthin waren, hatte man sie den ursprünglich geplanten Dampfkatapulten vorgezogen. War Oberheizer Forstmann von seiner Maschine schon wenig überzeugt, so war der für die beiden Geschütze zustände Hannes Weinkamp über die kruden Stücke anfangs richtiggehend erschüttert gewesen. Sie hatten keinen gezogenen Lauf, obgleich die Geschützrohre mit größter Sorgfalt gegossen worden waren und sicher nicht

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