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Kaiserkrieger: Der Aufbruch

Kaiserkrieger: Der Aufbruch

Titel: Kaiserkrieger: Der Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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versprechen müssen, auf Marcellus aufzupassen. Es war klar, dass er an Bord des Dampfseglers bleiben und nicht bis nach Aksum mitkommen würde. Dahms hatte dem Jungen selbst noch mehrfache Ermahnungen mit auf den Weg gegeben und die kleine Tasche, die er ihm schließlich überreicht hatte, um seine Habseligkeiten mit an Bord zu bringen, war letztlich ein Geschenk des Ingenieurs gewesen. Marcellus hatte sie mit sichtlichem Stolz entgegengenommen. Dass der Chefingenieur der Saarbrücken ihm auch noch eine Reihe auserlesener römischer Süßigkeiten hineingetan hatte, würde Marcellus wahrscheinlich erst auffallen, wenn er die Tasche an Bord öffnete. Nein, mit der strengen Disziplin des Vorgesetzten und Ausbilders hatte das nichts zu tun. Aber Köhler wurde bei diesen kleinen Gesten warm ums Herz, genauso warm wie vor einigen Tagen, als sie in der Taverne, deren Anteile Behrens und er kurz vor der Abreise alle übernommen hatten, den versammelten Sklavinnen und Sklaven die Freiheit gegeben hatte – und das Angebot einer bezahlten Anstellung.
    Alle hatten akzeptiert. Auch da hatte es feuchte Augen gegeben. Köhler spürte, dass sich Dinge änderten, und dass er mehr tun konnte, als er sich jemals in seinem Leben ausgemalt hätte. Er berührte das Leben vieler Menschen und machte es anders. Besser. Genauso, wie Dahms das Leben des Fischerjungen Marcellus berührt hatte, der hüpfend an der Reling stand und seinem vor Stolz berstenden Vater zuwinkte.
    Er würde auf ihn aufpassen, versprach er Dahms im Stillen noch ein drittes Mal.
    »Volle Fahrt voraus !« , befahl Africanus nun und Köhler konnte sich wieder lebhaft vorstellen, wie Oberheizer Forstmann im Bauch der Valentinian herzlich auflachte. Doch der Mann tat seine Pflicht, erhöhte den Dampfdruck und das stampfende Geräusch der Maschine wurde durch die Holzbohlen deutlich hörbar. Die leichte Brise, die eingesetzt hatte, reichte den Seglern nun nicht mehr aus, mit dem Dampfer mitzuhalten, und bei den beiden römischen Triremen hörte Köhler das schneller werdende Eintauchen der Ruder ins Wasser, das klatschende Geräusch, mit dem die Galeeren versuchten, dem Dampfsegler zu folgen. Africanus winkte von seiner Stellung neben dem Steuermann zu den Triremen hinüber. Für eine kurze Zeit konnten die Ruderer mit ihren erfahrenen, muskulösen Seeleuten sicher mithalten, vor allem jetzt, da die See spiegelglatt erschien. Doch es dauerte keine weiteren fünf Minuten, da gaben die Trierarchen auf, ließen die Ruderer ausruhen und die Triremen verschwanden am Heck der Valentinian langsam aus dem Sichtbereich. Schließlich drehten sie ab, um in den Hafen zurückzukehren. Wenn etwas die Überlegenheit selbst einer so kruden Dampfmaschine wie der ihren unter Beweis stellte, dann war es dieses Manöver gewesen, und die Seeleute würden in Ravenna davon berichten, wie das neue römische Kriegsschiff ohne Ruder, nur weißen Dampf ausstoßend, beständig weitergefahren war, auf die offene See hinaus, so weit von der Küste fort, wie es kein Trierarch von Verstand jemals wagen würde. Es war eine neue Qualität, daran bestand kein Zweifel. Köhler lächelte zufrieden, sein Blick traf den von Africanus, in dessen Augen er ein begeistertes Leuchten wahrnahm. Auch die anderen römischen Seeleute an Bord schnatterten wie kleine Mädchen, schlugen sich erfreut auf die Schultern, machten Scherze und wirkten aufgeregt und ausgelassen. Africanus hatte offenbar nicht die Absicht, dieses bunte Treiben zu unterbinden, und es gab dafür auch keine Notwendigkeit. Der diesige, aber ruhige Morgen hielt keine weiteren Herausforderungen bereit und die Valentinian nahm nun Kurs Südost, direkt auf Alexandria zu. Der große, runde Kompass war das Geburtstagsgeschenk der Saarbrücken gewesen, obgleich die Männer von Dahms bereits damit beschäftigt waren, ähnliche Geräte lokal herstellen zu lassen. Doch der Marineoberingenieur hatte es sich nicht nehmen lassen, das von einer Glasscheibe bedeckte Instrument persönlich an Bord des Dampfseglers zu bringen und neben dem großen Steuerrad zu installieren. Ihnen standen auch genaue Karten zur Verfügung, römische wie Abschriften der deutschen, und ein Ersatzsextant des Kleinen Kreuzers. Dahms hatte es auf seine Prioritätenliste gesetzt, mit lokalen Mitteln Sextanten herstellen zu lassen, und war beglückt gewesen zu erfahren, dass die Fähigkeiten vor allem der römischen Kunstschmiede durchaus ausreichend waren, um das Gewünschte zu liefern,

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