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Kaiserkrieger: Der Aufbruch

Kaiserkrieger: Der Aufbruch

Titel: Kaiserkrieger: Der Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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und Fertigkeiten, musste er sich mühsam aus seiner Erinnerung zusammenklauben, und oft genug war auch das nicht ausreichend.
    Das Kanonenrohr vor ihm war beredtes Beispiel seines Dilemmas. Der feine, kaum sichtbare, aber beim Abfeuern des ersten Schusses bereits fatale Riss im Metall machte das aufwendig und langwierig hergestellte Stück bereits jetzt nutzlos.
    »Einschmelzen«, sagte er heiser. »Einschmelzen und noch mal.«
    Der Werkmeister neigte den Kopf. Er fand, dass seine Leute Fortschritte machten. Die beiden letzten Versuche davor waren völlige Fehlschläge gewesen, bei denen man auf den ersten Blick erkannt hatte, dass das Experiment gescheitert war. Bei diesem Versuch hatte man bis zur genaueren Untersuchung sogar annehmen dürfen, dass es gelungen war, ein funktionsfähiges Rohr hergestellt zu haben. Aber der Freiherr war offenbar nicht in der Stimmung, diesen Fortschritt anzuerkennen und jemanden dafür zu loben.
    Eigentlich war er nie dazu in der Stimmung.
    Bulbius nickte noch einmal und wandte sich wortlos ab. Er ließ von Klasewitz allein zurück, tauchte in der heißen und lärmigen Werkhalle dieser höchst geheimen Anlage unweit von London unter, um genau das zu tun, was ihm aufgetragen worden war. Es dauerte keine Minute, da kamen drei kräftige Arbeiter und rollten das unnütze Rohr unter dem mürrischen Blick des Freiherrn auf einem Handwagen davon. Direkt zum Einschmelzen. Dass sie es eilig hatten, wenn die Artillerie für den großen Angriff fertig sein sollte, war ihnen allen klar. Den Comes wollte niemand enttäuschen.
    Von Klasewitz wandte sich ab, stieg eine hölzerne Treppe am Rande der Werkhalle empor und betrat das Arbeitszimmer, das er sich hier hatte einrichten lassen. Es bestand aus zwei Räumen, abgetrennt durch eine Holzwand: einem kombinierten Arbeits- und Besprechungsraum, in dem er auch versuchte, sinnvolle Konstruktionszeichnungen anzufertigen, und einem Wohnraum, der, auf dieser Einrichtung hatte er bestanden, eine eigene kleine Latrine hatte. Die Vorstellung, sich mit Hunderten von römischen Arbeitern fröhlich schwätzend auf den gemeinsamen »Donnerbalken« vor der Werkshalle zu setzen, hatte den Freiherrn mit Entsetzen erfüllt.
    Sehnsuchtsvoll warf er einen Blick auf die Tür zum Wohnzimmer, das er sich, soweit es möglich war, geschmackvoll eingerichtet hatte, mit dicken Teppichen, einigen Statuetten, einem großen Kamin, einigen Liegesofas und natürlich einem breiten Bett, bedeckt mit Fellen und Decken. Er genoss diesen Luxus, der in manchen Dingen auch den der Saarbrücken übertraf. Und im Gegensatz zu Rheinberg und seinen Gefolgsleuten fand er auch nicht, dass es so dringend war, die Sklaverei abzuschaffen. Die Tatsache, dass Maximus selbst ihn mit zwei skythischen Mädchen, gerade 16 Jahre alt, beehrt hatte, die sich offenbar klaglos in ihre Rolle als Dienerinnen und Gespielinnen zu fügen bereit waren, hatte von Klasewitz davon überzeugt, dass es einfach Menschen gab, denen man dienen musste, und solche, die zum Dienst geboren waren. Was sonst sollten die ungebildeten und ein seltsames Kauderwelsch sprechenden Kreaturen mit ihrem Leben anfangen? Über das Gesicht des Freiherrn flog ein Lächeln freudiger Erwartung. Derzeit hielten sich die Sklavinnen in den für ihresgleichen errichteten Quartieren auf. Die Arbeiter in der Werkshalle waren fast alle Freie, viele davon Soldaten, und nur einfache, manuelle Arbeit wurde den wenigen Sklaven überlassen. Die sonstige Arbeit, das Kochen, das Waschen der Wäsche und, wie von Klasewitz genüsslich hatte feststellen müssen, die Bereitung entspannender Momente, war den Sklaven vorbehalten. Er war sich darüber im Klaren, dass selbst überzeugte römische Sklavenbesitzer, vom Christentum beseelt, mittlerweile die Benutzung weiblicher Sklaven für fleischliche Gelüste ablehnten und die Moral sehr hoch hielten. Doch von Klasewitz, so sehr er auch für die Einheit der Kirche und die Ausmerzung von Apostaten eintrat, gestattete sich ein gewisses Maß an moderner Liberalität. Schließlich waren vor allem die Barbarinnen – Beutestücke römischer Angriffe jenseits des Hadrianswalls – nur wenig mehr als Tiere und würden niemals irgendwo eine Rolle spielen.
    Außerdem hatte er sich etwas Lohn und Abwechslung verdient, fand er. Das Schicksal hatte ihm schließlich übel genug mitgespielt.
    So in Gedanken hatte er ganz die Gestalt übersehen, die da vor seinem Arbeitstisch in einem Sessel saß. Sie erhob sich nun und

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