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Kaiserkrieger: Der Aufbruch

Kaiserkrieger: Der Aufbruch

Titel: Kaiserkrieger: Der Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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Frühstück war kurz, doch die Frau packte ihnen einige Vorräte in einen Beutel, getrockneten Fisch sowie weiteres, hartes Brot. Dazu gab es einen Schlauch mit verdünntem Wein. Die gut zahlenden Gäste sollten die Überfahrt augenscheinlich genießen, soweit dies angesichts der rauen See überhaupt möglich war.
    Die Kinder schliefen immer noch und bemerkten gar nicht, wie ihr Vater aufbrach. Godegisel und Valens halfen, das große Boot ins Wasser zu drücken, kletterten selbst über die Reling, als ihre Füße bereits nass waren vom eisigen Wasser. Es war immer noch dunkel, die Gischt brannte in ihren Gesichtern, doch der Fischer schien von alledem unbeeindruckt und hielt den Fahrgästen wortlos zwei Ruder hin. Mühsam fanden die Flüchtlinge in dem wild schwankenden Boot Halt, dann hatten sie die Ruder verankert und begannen, auf Befehl des Fischers mit der muskelzerrenden Arbeit. Der Bootsführer selbst saß am Ruder am Heck des Bootes, beobachtete die beiden Ruderer kritisch, dann war der Bug auf das Meer gerichtet. Er ließ das Steuer, hieß die Männer, mit dem Rudern aufzuhören, und stellte das kleine Segel am einzigen Mast auf, das sich sofort mit Wind füllte. Mit schmerzenden Armen fühlten die Reisenden, wie die Naturgewalt sie auf das Meer hinaustrieb, und nicht nur Godegisel kam die Idee, ob er am Abend vorher nicht lieber auf die Fischsuppe hätte verzichten sollen …
    Godegisel war kein Seemann. Er misstraute dem Wasser.
    Das hatte er natürlich nicht beachtet.
    Er erduldete das wissende Grinsen des Fischers, als er sich schließlich über die Bordkante beugte, um sich zu erbrechen. Selbst Valens, der bereits einmal auf einem Schiff gestanden hatte, war grün im Gesicht. Es war ein Unterschied, ob man bei schönem Wetter eine Reise auf einer ruhig rudernden Trireme machte oder auf einer Nußschale die Wellen auf und ab ritt. Sehr unkaiserlich beugte sich auch er, nur wenige Minuten nach dem Goten, nach vorne und opferte den Göttern.
    Der Fischer war ungerührt, griff in den Proviantbeutel seiner Frau – der ganz offenbar nur für ihn allein gepackt worden war – und begann zu kauen. Der Anblick allein brachte die beiden Reisenden wieder zum Würgen. Sie zwangen sich, überall hinzusehen, nur nicht auf den Bootsführer, der offenbar die Ruhe selbst war.
    Das Wetter war nicht besonders stürmisch. Es wehte ein frischer Wind und der Wellengang war deutlich spürbar, aber Godegisel konnte beim Fischer keinerlei Besorgnis wahrnehmen, also war es offenbar nicht so schlimm. Als die Sonne langsam den Himmel heraufkletterte, brach die Wolkendecke auf und frühlingshafte Wärme breitete sich im Boot aus. Der Wind stand gut und füllte das Segel, sie kamen voran. Als Valens nachfragte, warf der Fischer einen prüfenden Blick in den Himmel und murmelte etwas von einer Stunde. Er überquerte den Kanal nicht an seiner engsten Stelle, sondern segelte südlicher. Das war ganz im Interesse der Reisenden. Die Fahrt genießen konnten sie aber trotz der aufklarenden Wetterverhältnisse nicht. Zu übel war ihnen und zu sehr schwankte das Boot selbst beim relativ harmlosen Wellengang. Godegisel wusste, dass er nicht schwimmen konnte. Er vermutete, dass es dem ehemaligen Kaiser nicht anders ging. Er wusste, dass viele Seeleute bewusst nicht schwimmen lernten, weil im Falle eines Schiffbruches die Aussicht auf Rettung ohnehin gering war und man dadurch sein Leiden nur unnötig verlängerte. Godegisel überlegte sich diese fatalistische Grundhaltung eine Weile, kam aber zu dem Schluss, dass er sie sich nicht zu eigen machen wollte. Er nahm sich vor, an die Bordkante geklammert, entweder künftig keine Seereisen mehr zu machen oder Schwimmen zu lernen.
    Dann war die Fahrt zu Ende. Ohne gefragt zu werden, brachte der Fischer sie an einer Stelle an Land, die auf den ersten Blick nicht so aussah, als wäre sie dafür geeignet, denn sie bestand scheinbar nur aus Steilküste. Doch dann sahen sie ein winziges Stück flachen Landes, von dem aus ein steinerner Pfad über verschiedene Winkel nach oben führte. Dass der Fischer diese Reise nicht das erste Mal machte, wurde ihnen überdeutlich. Und dies sprach somit auch für die Verschwiegenheit des Mannes, sollten die Häscher des Maximus in sein Dorf kommen. Als das Boot knirschend anlandete, sprangen die Männer heraus und zogen es einige Meter weiter. Valens holte eine Silbermünze aus seinem Beutel und übergab sie dem Mann als Bonus. Der Fischer grinste breit und hob die

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