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Kaiserkrieger: Der Aufbruch

Kaiserkrieger: Der Aufbruch

Titel: Kaiserkrieger: Der Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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blickte den jungen Goten nur entschuldigend an, wenn er einmal nicht so schnell konnte oder stolperte. Godegisel bewahrte die Geduld, denn er wusste, dass es ohnehin nur ihr Plan war, die Siedlung zu erreichen, und dafür blieb mehr als genug Zeit.
    Erwartungsgemäß trafen sie dort in der Tat noch vor Anbruch des Morgens ein. Sie setzten sich vor das geschlossene Tor des größten Hofes, der eine steinerne Umfriedung besaß und aus dessen Inneren sie das Schnauben erwachender Pferde vernahmen. Als die Sonne am Horizont sichtbar wurde und Hähne den anbrechenden Tag mit lautem Geschrei begrüßten, wurden auch die Bewohner des Anwesens aktiv.
    Godegisel klopfte energisch an das Tor, mehrmals, denn es wurde nicht sogleich geantwortet.
    Als das Tor geöffnet wurde und ein müdes, misstrauisches Gesicht eines Mannes hervorlugte, sah es zwei in dicke Mäntel gekleidete Gestalten, die ihre waffenlosen Hände hoben und um ein Gespräch mit dem Hausherrn ersuchten. Als sie ihre Bitte mit einer Kupfermünze unterstrichen, die sie dem Bediensteten in die Hand drückten, dauerte es nicht lange und sie saßen am Frühstückstisch des Hofbesitzers. Der war anfangs auch voller Misstrauen, doch als goldene Solidi aufblitzten und die Reisenden ihm einen guten Preis für zwei normale Pferde anboten, überwog die Gier. Man wurde sich schnell handelseinig, bekam noch zwei alte Sättel – natürlich nicht umsonst, aber zu einem akzeptablen Preis – und die Reisenden verabschiedeten sich nach nicht einmal einer halben Stunde. Die Pferde, keine besonders ansehnlichen oder trainierten Tiere, waren frisch ausgeruht und gefüttert, sie folgten dem Kommando ihrer neuen Herren willig, und trabten voran.
    Es lief offenbar alles nach Plan. Godegisel war sehr zufrieden mit sich selbst. Sie würden mit ihren Geldmitteln haushalten müssen, das war klar, aber die nächste und dann letzte größere Ausgabe war die Überfahrt über den Kanal nach Gallien, wo man hoffentlich rasch Aufnahme bei imperialen Beamten finden würde, die nicht mit Maximus im Bunde standen. Der ehemalige Kaiser behauptete, einige alte Gefolgsleute seines Bruders Valentinian in Nemetacum zu kennen, dorthin würden sie ihre Schritte lenken, um mit ihrer Hilfe schnellstmöglich an den Kaiserhof zu gelangen.
    Als es heller wurde, bevölkerte sich auch die Straße wieder. Trafen sie auf eine Militärpatrouille, wurde Godegisel unwillkürlich nervös und versteifte sich im Sattel, und das, obgleich die Soldaten aus der entgegengesetzten Richtung kamen und unmöglich etwas über ihre Flucht wissen konnten. Zu bedenken war auch die Tatsache, dass Maximus schlecht überall bekannt geben konnte, dass der ehemalige Kaiser des Ostens, angeblich gefallen vor Adrianopel, aus seinem Gewahrsam, wie ein Sträfling, entflohen und sofort festzunehmen sei. Dies würde sicher für einen großen Aufruhr sorgen und irgendwann auch dem Kaiserhof zugetragen werden, womit letztendlich der gleiche Effekt eingetreten wäre wie bei einem persönlichen Erscheinen bei Hofe – nur mit dem Unterschied, dass, sollte Maximus die beiden Männer ergreifen, ihre Zukunft nur als höchst ungewiss zu bezeichnen war.
    Godegisel wollte es nicht darauf ankommen lassen und auch Valens schien weiterhin sehr entschlossen, inkognito zu bleiben.
    Und bis auf Weiteres lachte ihnen das Glück. Kein Verfolger war auszumachen und sie ritten in flottem Tempo voran, machten kaum Pausen, nur einmal, um die Pferde saufen zu lassen.
    Sie schätzten, dass sie zwei Tage bis zur Kanalküste benötigen würden. Da sie die Hauptstadt der Provinz bewusst umgingen – dort würde die Nachricht ihrer Flucht am ehesten verbreitet werden –, mussten sie eines der kleineren Dörfer finden, am besten ein möglichst verschlafenes Fischernest. Valens hatte eine grobe Vorstellung von der Geographie Britanniens, eine Kenntnis, die Godegisel fast völlig fehlte. Er hatte sich mit der unmittelbaren Umgebung ihres Gefängnisses vertraut gemacht, aber für den Rest war er auf den ehemaligen Kaiser angewiesen. Doch auch Valens hatte vorher nie einen Fuß auf britannischen Boden gesetzt, obgleich sein Vater einmal Comes in Britannien gewesen war. Es war daher notwendig, je weiter sie östlich ritten, desto öfter nach dem Weg zu fragen.
    Am Ende des zweiten Tages, völlig ungestört und von offizieller Seite unbehelligt, erreichten sie eine windschiefe Ansammlung von Holzhütten, die man mit großer Fantasie als Dorf bezeichnen konnte. Godegisel

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