Kaisertag (German Edition)
Wappen der Sonderbrigade von den Türen des Fahrerhauses ab; die Schilde mit dem Adler, der das Schwert umkrallt hielt, waren nicht auflackiert. Es waren nur Klebefolien, die mit wenigen Handgriffen schnell angebracht worden waren und sich nun ebenso rasch wieder entfernen ließen. Darunter kam die goldene Kaiserkrone der Reichsmarine zum Vorschein.
Andere Soldaten nahmen die mit Magneten befestigten Nummernschilder der Sonderbrigade ab, unter denen sich immer noch die Marinekennzeichen befanden. Und eine dritte Gruppe schließlich zog die Plane mit dem roten Warnhinweis auf einen Munitionstransport von der Ladefläche, sodass das graublaue grobe Segeltuch wieder sichtbar wurde, unter dem sich die Ladung in Form eines großen liegenden Fasses abzeichnete.
»Sollen wir die neuen Zeichen schon aufkleben, Herr Major?«, rief der Feldwebel, der die Vorgänge beaufsichtigte, zu Maximilian Sonnenbühl hinüber.
Major Sonnenbühl warf einen Blick auf sein Klemmbrett, ehe er erwiderte: »Ja, veranlassen Sie das. Und lassen Sie auch schon die Plane austauschen.«
Der Feldwebel bestätigte knapp und ging dann unverzüglich daran, die Befehle in die Tat umzusetzen. Zufrieden hakte der Major einen weiteren Punkt der Liste auf seinem Klemmbrett ab.
Sonntag, 5. Juni
Die Regierung Seiner Majestät äußert ihre erhebliche Besorgnis angesichts der Tatsache, dass im Verlaufe der vergangenen Stunden Deutschland weitere gefechtsbereite Truppen in die unmittelbare Nähe der dänischen Grenze verlegt hat, und wiederholt ihren Hinweis an Berlin, dass jegliches gewaltsame Vorgehen gegen das Königreich Dänemark zugleich als Angriff auf Großbritannien selbst aufgefasst würde.
The Times, London
Dennoch vertraut ganz Dänemark in diesen Tagen auf die Vernunft und Besonnenheit, die doch das deutsche Volk stets ausgezeichnet haben. Die Dänen hegen nach wie vor die Hoffnung, dass Deutschland für die Taten einiger Fanatiker, die kein Recht haben, sich bei ihren Verbrechen auf unsere Nation zu berufen, nicht an Dänemark Vergeltung zu üben beschließt. Denn ungeachtet der Zusicherungen unserer Verbündeten, uns jederzeit beizustehen, wäre es doch unvermeidlich, dass unser Land im Falle eines Krieges zum Schlachtfeld wird, mit allen schrecklichen Folgen, die ein solches Unglück unvermeidlich nach sich ziehen würde.
Berlingske Tidende, Kopenhagen
Das Maß ist endgültig voll. Die Dänen, welche in Schleswig-Holstein leben, haben nun jegliche Hemmungen, die zivilisierte Menschen auszeichnen, von sich geworfen und sich der Barbarei verschrieben. Und wenn dann noch, allen Beweisen zum Trotz, Kopenhagen und London dreist ihre Verstrickung in diese Machenschaften leugnen, dann kommt das einer Kriegserklärung an das Reich gleich. Die Ehre gebietet Deutschland, den blutbesudelten Handschuh aufzunehmen, der uns vor die Füße geworfen wurde!
Preußische Zeitung, Berlin
Weder hat das Russische Reich Abneigungen gegen Deutschland noch lieben wir die Aussicht auf Krieg. Krieg kostet unersetzliche Menschenleben und verschlingt Geld, das unser Land auf anderen Gebieten dringend benötigt. Doch wir Russen sind auch bekannt dafür, zu unserem Wort zu stehen. Falls Großbritannien und Frankreich sich genötigt sehen, gegen das Deutsche Reich die Waffen zu erheben, werden wir an ihrer Seite stehen, wie unser schon so lange bestehendes Bündnis es von uns verlangt.
La Gazette de St. Petersbourg
Nous n’avons pas peur de vous, Allemands!
Le Figaro, Paris
Es kann kaum noch ein Zweifel bestehen, dass England das Deutsche Reich in einen Krieg treiben will. Und ebenso wenig steht es infrage, dass die Osmanische Republik dann gemeinsam mit Deutschland in den Kampf ziehen muss, um unseren wahren Freunden beizustehen und um die Erniedrigung zu rächen, die uns von Großbritannien und Frankreich angetan wurde.
Takvimi Vakay, Izmir
Wenn Deutschland, durch wen auch immer, auf niederträchtigste Weise ein Krieg aufgenötigt wird, dann wird Österreich wissen, auf welcher Seite es in diesem Waffengang zu stehen hat!
Neue Freie Presse, Wien
Der gefeierte amerikanische Dirigent E. A. Presley hat seine ursprünglich für Juli vorgesehene Europatournee mit den New York Philharmonics wegen der augenblicklichen internationalen Spannungen auf unbestimmte Zeit verschoben.
Corriere della Serra, Rom
Der Kaiser sah nicht aus dem Fenster. Wieso sollte er auch? Die einförmige brandenburgische Landschaft, die
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