Kaisertag (German Edition)
schön, Sie zu treffen, my dearest Frau Dühring. Ich wollte Ihnen ohnehin eine Einladung senden, just a modest little party, denn es gibt einen besonderen Anlass, den ich noch nicht verraten möchte. Sie werden doch kommen? Übermorgen Abend, um acht Uhr?«
Sie wandte sich Friedrich zu und fuhr fort: »Oh, und Sie müssen auch unbedingt kommen, Mr. Prieß. Such a handsome man, eine Zierde für jede Gesellschaft. Sie werden mir doch die Freude Ihrer Anwesenheit machen, won’t you?«
Völlig überwältigt von dem auf ihn einprasselnden munteren Redeschwall konnte Prieß nur mit offenem Mund nicken; aus dem Augenwinkel sah er, dass Alexandra sich mit Mühe das Lachen verkniff.
Yvonne Conway strahlte. »Wonderful! Well, ich erwarte Sie beide am Mittwochabend. And now, enjoy this magnificent day. Cheerio!«
Sie hüpfte vom Stuhl auf und wirbelte von dannen.
Erst jetzt kam Friedrich wieder zu Wort: »Ach du meine Güte. Die ist ja so agil wie eine Kreuzung aus Brummkreisel und Eichhörnchen.«
»Ziemlich rasant, die gute Miss Conway, nicht? Sie ist seit etwas über einem Jahr hier. Ursprünglich wollte sie nur eine Woche bleiben … aber das Stadtbild und die Landschaft faszinierten sie so sehr, dass sie geblieben ist. Übrigens eine sehr nette Frau, wenn man sich erst einmal an ihr Tempo gewöhnt hat.«
»Na, auf die Party bin ich jetzt schon gespannt … das heißt, falls du hingehst und mich tatsächlich mitnimmst, Alexa.«
Ein neckisches Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. »Die gute Miss Conway war so begeistert von dir, da will ich sie nicht enttäuschen … obwohl ich ja eigentlich mit den Vorbereitungen für den Kaisertag vollauf beschäftigt bin.«
»Ach, das wollte ich dich sowieso noch mal fragen. Was hat es bloß mit diesem Kaisertag auf sich, um den so ein Wirbel veranstaltet wird?«
Alexandra verzog übertrieben dramatisch das Gesicht. »Fritz, musst du mich jetzt daran erinnern? Ich dachte, ich würde wenigstens heute davon verschont bleiben.«
Sie biss von ihrem Würstchen ab; dann sagte sie: »Na ja, es verfolgt mich einfach. Also, zunächst mal ein wenig Geschichtsunterricht. Im Jahre 1188 hat Kaiser Barbarossa dieser Stadt ein paar Rechte verliehen, und zum Gedenken daran findet jedes Jahr am ersten Sonntag im Juni der Kaisertag statt. Normalerweise halten dabei der Bürgermeister und einige andere bedeutende Leute Ansprachen auf dem Markt, dann spielt das Musikkorps unseres Lübecker Regiments und abends gibt es ein Feuerwerk. Aber dieses Mal« – sie stieß einen tiefen Seufzer aus – »steht die 800-Jahr-Feier des Barbarossa-Privilegs an. Die Stadtväter hatten schon lange eine große Feier mit Umzug und historischem Festspiel geplant. Aber dann hat sich auch noch der Kaiser angekündigt! Vor gut zwei Monaten trudelte aus Berlin die Mitteilung ein, Seine Majestät würde Lübeck zu diesem bedeutenden Anlass die Ehre seiner Anwesenheit geben. Kannst du dir überhaupt vorstellen, was das für mich heißt? Wie kompliziert das die ganzen Planungen macht und wie aufwendig die Sicherheitsvorkehrungen dadurch werden?«
Sie stippte das Würstchen heftig in den Senf, als wollte sie so ihren Unmut abreagieren.
»Zu beneiden bist du nicht«, entgegnete Prieß. »Gerade jetzt, wo diese verdammten Dänen hier im Norden so viel Unruhe stiften, musst du auf den Kaiser aufpassen.«
»Um diese Terroristen mache ich mir weniger Sorgen. Was haben die bisher schon angestellt, außer ein paar Brücken in die Luft zu jagen? Nein, was mir zu schaffen macht, sind die völlig überzogenen Anforderungen, mit denen ich jonglieren muss. Ich habe vierzig Polizisten in Uniform und achtzehn Zivilbeamte. Aber alle Welt scheint zu glauben, ich hätte ein kriegsstarkes Regiment von Schutzmännern zur Verfügung. Die ehrenwerten Senatoren im Rathaus meinen wohl, ich könnte zaubern. Aber ich muss das irgendwie hinkriegen, sonst habe ich einen ziemlich schweren Stand. Ja, wenn ich ein Mann wäre, könnte ich die ganze Chose gelassen angehen … aber Alexandra Dühring darf sich auf diesem Posten keine Fehler erlauben. Es gibt hier immer noch ein paar Leute, die eine Flasche Sekt öffnen würden, wenn ich selber ihnen die Säge liefern würde, mit der sie sich an meinem Stuhl zu schaffen machen können.«
Sie lachte trocken. Dann schaute sie auf die Uhr. »Gleich halb fünf. Komm, trink aus, damit wir zur Marienkirche fahren können. Vielleicht wird Pastor Wilhelmi ja ausnahmsweise mal pünktlich
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