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Kaktus zum Valentinstag

Kaktus zum Valentinstag

Titel: Kaktus zum Valentinstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Schmidt
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links rum, rechts rum – links rum. Dann endlich schlafe ich wieder ein. Und die Szenerie aus dem Traum ist wieder da.
    Irgendwann zieht eine dröhnende Stimme bei mir ein. Sie wird ganz langsam immer lauter, bis sie mich durchdringend erreicht: »Sieh dir den Schlüssel ganz genau an. Schau doch endlich mal genauer hin, was da draufsteht.« Ich folge der Aufforderung und starre auf silberne Vertiefungen mit dem Schriftzug einer unbekannten Firma: ASPIRGA. Dieses Wort blinkt im Licht! Wie ein lichtendes Echo.
    Aspirga – Aspirga – Aspirga. Es echot so lange in mir, bis ich erneut schockerwache: Aspirgaaarrrr! Charlie! Aspirga! Das war das Wort, das gestern Abend in dem Film vorkam. Dessen Bedeutung unklar blieb. Ich kann nicht mehr einschlafen. Das war irgendein Syndrom, das dieser Chemieschüler aus dem Film hatte.
    Warum träume ich das jetzt, obwohl das gar nicht im Film erläutert wurde? Und wenn das auf einmal gar kein körperliches Problem ist? Wenn das auf einmal ein neurologisches Problem ist? Etwas, das mit dem dargestellten Verhalten und der Wahrnehmung zu tun hat? Und was ist, wenn dann das Ganze auf einmal irgendwie auch DEIN Problem ist? Lösungslos schlafe ich darüber wieder ein.
    Genau um 6:58 Uhr stehe ich auf. Wie jeden Tag in Frankfurt. Höre zum Auftakt des Tages im Radio die HR3-Nachrichten, gehe anschließend duschen und mache mich frühstücks- und firmenfertig.
    Nachdem ich dort die ersten Dinge erledigt habe, E-Mails wie immer nach dringend und wichtig klassifiziert habe, gönne ich mir eine Kaffeepause. Zeit, um einmal nach diesem merkwürdigen Firmennamen oder Syndrom zu googeln. Jetzt will ich doch mal wissen, was das denn sein soll, weil ich das Wort noch nie vorher gehört habe.
    Aspirga – kein Eintrag im Wiki, keine Treffer bei Google. Entweder haben die sich das im Film eigens für die Geschichte ausgedacht – oder das Ding gibt es doch, wird nur anders betont oder geschrieben. Eine innere Stimme sagt mir: Heiß-heiß-heiß-heiß! Wie früher beim Topfschlagen. Aber das Klong-klong-klong – das bleibt aus! Wie so oft laufe ich wohl mal wieder blind durchs Leben. Doch dann ideet es in mir. Ich suche das Fernsehprogramm, recherchiere den Titel der Sendung: »Im Namen des Gesetzes: Panik.« Das gebe ich bei Google ein. Volltreffer. Eine Inhaltsangabe der Sendung ist gefunden. Aber in dem kurzen Text, den ich finde, steht leider kein Hinweis auf das Aspirblablabla.
    Ich gehe wieder an meine Arbeit. Aber das mit dem Aspirga, das beißt sich fest. Es blockiert mich regelrecht. Das muss jetzt erst geklärt werden, denke ich. Sonst belastet mich das zu sehr. Ich kann halt nur sequentiell arbeiten. So ertappe ich mich wieder mal dabei abzuschweifen, anstatt endlich die vorgesehenen Arbeiten zu erledigen.
    Okay, einen Versuch noch. Es handelt sich anscheinend um ein Syndrom, das weiß ich noch. Also gebe ich schließlich als letzten Versuch ein: »Asp* Syndrom«. Die ersten zwei Treffer sind irgendwelche Abkürzungsverzeichnisse:
    »ASP: Asperger-Syndrom; HFA: High-Functioning Autismus; ADHS: Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung Diagnosen wurden in Anlehnung an …«
    »Beachte: AUT = Autismus, ASP = Asperger-Syndrom, TE = tiefgreifende Entwicklungsstörungen, AS = autistisches Spektrum, BAP. = breiter autistischer Phänotyp«.
    Ja, das Wort »Asperger«, das könnte es wirklich gewesen sein, was da gestern gesagt worden ist. So gebe ich dieses Wort nun auch noch mal richtig ausgeschrieben in Google ein, um Treffer erster Ordnung zu sehen, denn ich will doch wissen, was sich dahinter verbirgt, bevor ich die Arbeit fortsetze.
    Beim Sichten der ersten Treffer verdichtet sich dann eine harmlos erscheinende Wolke am strahlend blauen Himmel binnen Sekunden zu einem der schwersten Gewitter, die mich seelisch je erschüttert haben. Lesend stottere ich mich durch die Anzeige auf dem Bildschirm: Da – da – da gibt es ja komplette Listen mit all deinen Problemen, gegen die du seit 41 Jahren wacker gekämpft hast. Das – das – das gibt’s doch gar nicht! Ich werde sehr schnell sehr nervös und kurzatmig, dann starre ich ungläubig auf mein Telefon. Auf dem Display steht: 6. Februar 2007, 10:10 Uhr.
    In diesem Moment schockt mich ein emotionales Erdbeben der Stärke 10. Mich erschüttern lang gesuchte und bisher nie gefundene Dinge in geballter Form: »… können keinen Small Talk«, »… haben Schwierigkeiten mit der subtilen Kommunikation«, »… können sich keine

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