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Kaktus zum Valentinstag

Kaktus zum Valentinstag

Titel: Kaktus zum Valentinstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Schmidt
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Ich hasse derartige Diskussionen. Was will mir Gott damit bloß sagen? Dass ich bei der Liebe auch dieses Thema beachten muss. Aber das kann doch nicht alles sein! Es gibt nur eine Erklärung: Jedem seinen eigenen Weg im Glauben. Jeder soll den nehmen, der für ihn kulturell angemessen ist. Aber alle diese Wege haben doch letztendlich ein gemeinsames Ziel: die Erfüllung.
    Auch mit mir gibt es erhebliche Schwierigkeiten, wenn man mir den Weg vorschreiben will. Zielvorgaben sind wichtig, aber willkommen sind nur Wegvorschläge, keine konkreten Wegvorschriften. Ich möchte die Wege, die für mich machbar und effektiv sind, um Zielvorgaben zu erreichen, selber aussuchen. Warum schreiben sich die Menschen gegenseitig vor, auf welchem Weg man zu diesen für alle Menschen doch gleichen Zielen gelangt? So gibt es so viele völlig unnötige Konflikte!
    Da ich letztendlich bei diesem Telefonat herausfinden möchte, ob Martina eine Frau für mich sein könnte, versuche ich eine Brücke zu bauen, die sie als Person mit dem Thema ihres Glaubens verbindet. So frage ich sie:
    »Das mit dem Wie-und-was-man-glaubt ist die eine Sache, aber erzähle mir doch mal etwas über dich. Ich meine, wie ist es so, als Zeuge Jehovas zu leben? Was bedeutet es für dich ganz konkret?«
    Das Gespräch beginnt zu stocken. Ich merke, jetzt kommen die eigentlich relevanten Dinge dran, die ich jetzt wissen muss. Nun gilt es, die entscheidenden weiteren Anknüpfungspunkte zu sammeln, die mich vor einem Abgleiten in den Small Talk schützen.
    »Nun«, stottert sie das Gespräch weiter, »ich richte mein Leben nach Gottes Grundsätzen aus, so wie sie die Bibel uns vorgibt. Der Dienst für Gott bestimmt mein ganzes Leben. Ich studiere regelmäßigdie Bibel, ich besuche die Versammlungen im Königreichssaal und ich verkündige die gute Botschaft vom Königreich. Feste der Kirche wie Weihnachten oder auch Geburtstagsfeiern feiere ich nicht mehr und kann dadurch ein gutes Gewissen Gott gegenüber haben.«
    Ich bin zwar auch kein Freund von großen Feiern, vor allem wenn da viele Leute kommen, die mich anstrengen und leicht zum Wutausbruch bringen könnten, aber dass man sich Feste verbieten lässt, das kommt mir sehr merkartig vor:
    »Aber dann hast du dir ja die schönen Dinge des Lebens selbst verboten!«
    »Nein, nein. Ich brauche das alles nicht. Wir Zeugen Jehovas sind überaus glückliche Menschen, und jeder, der uns kennen lernt, muss das zugeben. Der Dienst für Gott macht uns glücklich!«
    Sie redet immer wieder vom Predigen. Warum kann man denn nicht an etwas glauben, ohne selber ein aktiver Prediger zu sein? Deshalb frage ich sie:
    »Aber warum MUSST du denn predigen?«
    »Weil Gott uns den Auftrag gegeben hat, die Menschheit vor dem, was kommen soll, zu warnen. Nur so haben die Menschen doch die Möglichkeit, zu Gott umzukehren und gerettet zu werden. Dadurch, dass ich so viel wie möglich predige, kann ich womöglich einigen helfen, in Harmagedon gerettet zu werden.«
    »Aha?!«, mehr fällt mir dazu nicht mehr ein.
    Wieder dieses Wort: Harmagedon. Darum scheint sich alles zu drehen. So eine Angstvision, um Menschen in Schach zu halten. Oder was soll das sein? Dass die Welt nicht so bleibt, wie sie jetzt ist, das zeigt doch allein die Erdgeschichte. Das ist Teil des Laufs der Dinge. Ich kann diese Emotion der Angst hier nicht nachvollziehen. Ich kann selten so viel Angst fühlen wie andere Menschen. Angst ist kein Mittel, mit dem man mich nachhaltig führen könnte. Darüber bin ich froh.
    Aber trotz aller Harmagedon-Diskussionen erreichen mich weiterhin ganz starke Schwingungen, dass diese »Menschin« es ist, die ich suche. Aber wie ich das mit diesem Harmagedon-Glauben zusammenbringen soll, das weiß ich noch nicht – wie ich vieles nicht weiß, was anscheinend die Menschen bewegt.
    So versuche ich nun, diese leidige Harmagedon-Thematik zu beenden und das in Erfahrung zu bringen, was ich wirklich wissen will. Sollte sie das nervig finden und auflegen, dann wäre sie nicht die Freundin oder Frau, die ich suche.
    Dazu muss ich zumindest einige Teile meiner Checkliste klären. Denn es gibt da Punkte, die müssen erfüllt sein, damit es von meiner Seite überhaupt funktionieren kann und soll.
    Also bringe ich unser Gespräch zurück auf den Boden der Tatsachen. Schnell habe ich abgeklärt, dass sie nicht raucht und trinkt. Auch scheint sie sich für ähnlich klingende Musik zu interessieren. Sie mag auch keine Überdosis an Klassik und keinen

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