Kaktus zum Valentinstag
Am nächsten Morgen machen wir uns gleich auf, um den Vulkan zu erkundschaften. Was für ein Gefühl!
Später rücken wir viel dichter an das Geschehen heran. Dazu quartieren wir uns im »Refugio« ein, einer Herberge hoch oben im schneebedeckten, unteren Gipfelgebiet des Ätnas.
Anschließend fahren wir auch noch zu den vulkanisch aktiven Inseln Vulcano und Stromboli. Auf Vulcano lernt Martina kochend heißes Meerwasser kennen, auch erlebt sie dort mit mir viele Fumarolen und Flüsse gediegenen, gelbbraunen Schwefels. Eine andere Welt. Meine Welt.
Stromboli ist eine sehr ruhige Insel. Ich war schon einmal als junger Student hier und habe es damals sehr genossen. Kein Zivilisationslärm weit und breit, einfach nur Stille. Ein gemächliches, stressfreies Leben scheint es hier zu geben. Nur das frühlingshafte Zwitschern der Vögel unterbricht die friedliche Lautlosigkeit.
Doch der Schein trügt, denn die ganze Insel ist ein aktiver, fast tausend Meter hoher Vulkan! Am Abend steigen wir im Taschenlampenlicht auf zum Kraterrand. Dort kommt es unter bedrohlich donnerndem Getöse unregelmäßig, aber etwa alle zwanzig Minuten tatsächlich zum Ausbruch. Dann schleudert der Stromboli seine roten Lavafontänen mit einem tiefen Bassgrollen himmelwärts. Was für ein feuerwerkiges Finale unserer ersten Vulkantour!
Mit dem Schiff erreichen wir zwei Tage später wieder Neapel, von wo aus es heimwärts geht. »Haben Sie Rom schon bei Nacht gesehen? Nein? Dann geht es jetzt los!«, sage ich zu Martina. Denn unser Anschlusszug fährt erst am nächsten Morgen.
Spanische Treppe, Trevi-Brunnen, Petersdom und mehr, wie riesige Spotlights im nächtlichen Dunkel ist nur das Relevante hell erleuchtet. Was für ein Erlebnis! Nichts, was mich ablenkt, alles Nebensächliche ist unsichtbar. Es ist 3:30 Uhr, als wir wieder vor dem Hauptbahnhof, Stazione Termini, angekommen sind. Der ist verschlossen, wir schlafen wie Penner auf einer Bank im Park davor.
Erst die schnatternden und fußklackernden Pendlerströme wecken uns, und auch wir finden schnell unseren Zug, der uns schließlich mit mehrmaligem Umsteigen zurück nach Kiel befördert. Die erste gemeinsame Reise war ein voller Erfolg. Mittlerweile sehe ich daher auch einem Zusammenziehen ohne vorherige Tropenreise gelassen entgegen.
Goldene Reifen zum ersten Ringtag
Zu Hause sprießt die Vegetation. So schnell, als habe sich der Frühling extra für uns bereits in einen vorgezogenen Sommer verwandelt. So bin ich dabei, mit meinem Gnubbelchen herrliche vierdimensionale Bilder zu malen. Das sind für mich eingerahmte Erlebnisse.
So machen wir bei schönem Wetter am 1. Mai eine Fahrradtour durch den Wald, um die frisch hellgrün geblätterten Buchen im weißen, herrlichen Buschwindröschenteppich zu bestaunen. Einige Tage später, am nächsten Wochenende, besuchen wir mal wieder meine Papamamas, um auch dort den Frühling zu genießen.
Dort sagt Martina dann auf einmal zu mir: »Mir ist das jetzt gerade wieder aufgefallen. Aber es ist eigentlich jedes Mal so, wenn wir zusammen hier sind. Dann bist du immer so wie ein kleiner Junge, überhaupt nicht mehr der, den ich mal kennen gelernt habe. Kannst du mir das bitte mal erklären?«
»Ich fühle mich so, als sei ich erst neunzehn! Das dringt offenbar hier zu Hause auch nach draußen durch. Aber bitte frag mich jetzt nicht nach dem Warum des Warums. Denn das weiß ich selber auch nicht. Sei doch froh, dann bin ich doch viel jünger, als ich laut Kalender bin, das hat doch auch was, oder nicht?«
»Ich weiß nicht, was das bedeuten soll. Aber komisch finde ich das schon!«
Ja, da ist was Wahres dran. Ich war viel früher erwachsen als die anderen, hatte als Kind eher die Interessen von Erwachsenen, und jetzt bin ich irgendwie jung geblieben.
Als Kind wusste ich schon fast genauso viel über Geologie und Astronomie wie heute, da sind kaum neue Erkenntnisse hinzugekommen. Und in den Urlaub bin ich statt mit Gleichaltrigen mit den Lehrerinnen des Schulzentrums gefahren, weil die besser zu mir gepasst haben. Auch wenn das mal wieder etwas war, was viele Menschen an mir merkwürdig fanden.
Wir nutzen die Gelegenheit, um von Gadenstedt auch nach Clausthal in meinen ehemaligen Studienort zu fahren. Denn dort findet ein Tanzturnier statt, an dem auch Paare aus dem Tanzkreis der Uni Kiel teilnehmen, in dem wir auch mittanzen. Leider sind unsere Tanzkünste noch nicht professionell genug, um selber mit an den Start gehen zu können.
So
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