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Kaktus zum Valentinstag

Kaktus zum Valentinstag

Titel: Kaktus zum Valentinstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Schmidt
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Wir werden also zu meinen Papamamas fahren, uns von dort aus eine Wohnung zwischen Heimat und Hannover suchen und die Papamamas ganz nebenbei zu Omaopas machen. So der Plan.
    Mein Wagen ist so voll, dass man kaum noch rauskucken kann. Und als ich mich auch noch reinsetze, wird klar, dass er völlig überladen ist. Das zulässige Gesamtgewicht haben wir wohl total überschritten. Hoffentlich geht das gut. Ganze Möbel wie Regale und Wickelkommode haben wir irgendwie ins Autoinnere eingepuzzelt.
    Fahrer und Beifahrer sind durch eine der Regalwände, die über der Handbremse im Armaturenbrett verankert ist, getrennt. Mit dem völlig überladenen Auto röttern wir los auf die A 215. Mit gerade mal 70 Stundenkilometern quälen wir uns südwärts. Zu allem Überfluss kann das Kind laut ärztlich errechnetem Termin auch noch jederzeit kommen.
    Kurz vor Neumünster erreichen wir die autovollere A 7. Jetzt werden wir zum echten Verkehrshindernis und verstopfen die Autobahn, die ohnehin schon durch den Weihnachtsverkehr überlastet ist, zusehends. Auf gar keinen Fall darf es wegen uns und mit uns zu einem Unfall kommen.
    Bei Neumünster ächzt das Auto dermaßen, dass wir beschließen, besser die B 404 und die B 4 zu nehmen, um Richtung Braunschweig voranzukommen. Da fallen 70 Stundenkilometer nicht so auf. Und man kann im Pannenfall jederzeit anhalten, ohne auf dem Standstreifen ausgeliefert zu sein. So eiern wir von Kiel auf den grünschwarzen Straßen B 404 und B 4 nach Süden.
    Wir erreichen schließlich nach sieben Stunden Fahrzeit inklusive Pausen Gadenstedt, Andorra State Headquarters, ohne weitere Zwischenfälle. Geschafft!
    Es gelingt uns in den nächsten Tagen, sogar noch vor Weihnachten eine Wohnung zu finden, die wir schon zum Januar beziehen können. In Hämelerwald. Dort, wo es den einzigen in meiner Heimat noch verbliebenen klengschrankenden Bahnübergang gibt. Wo viele Züge kommen und der Verkehr oft lange zugwartend erstarren muss.
    Weihnachten steht an. Eine sehr hochbergige Gegend. Denn Weihnachten und Silvester, das sind für mich alle Jahre wieder neu zu querende Berglandschaften, die inmitten eines ausgedehnten Dschungels liegen. Die Zeit zwischen beiden Festen empfinde ich dabei stets als eine überwucherte Hochebene. Sie ist umrahmt von den majestätischen Gipfeln, die Weihnachten auf der einen und die Jahreswende auf der anderen Seite markieren. Es sind allein Tiere, Geräusche der Natur, die hier die erhabene Ruhe stören.
    Ausgerechnet in dieser schwierigen Gegend, da soll nun ein Teil meines Lebensplans in Erfüllung gehen. Wie ein Flugzeug, das im dichten Dschungel zwischen himmelhohen Bergen runterkommt, um dort auf einer der wenigen, kurzen und anspruchsvollen Landebahnen zu landen. Auf dem Radar, das die Menschen Ultraschall nennen, ist es bereits seit Monaten zu sehen.
    Und es wird immer deutlicher. Sogar der Typ ist mittlerweile mit bloßem Auge als männliches Wesen erkennbar. Es kommt unaufhaltsam näher und immer tiefer. Bloß nicht an den spitzgratigen Bergen runterkommen, denke ich so, an Weihnachten oder Silvester, das wird ungemütlich. Denn alles muss seine Ordnung haben. Diese Tage sind bereits vergeben.
    Heiligabend und der erste Weihnachtstag ziehen vorbei, und noch sind nicht alle Gipfel des zweiten Weihnachtstages überquert, da gibtes die ersten sichtbaren Zeichen, dass die Landung unmittelbar bevorsteht.
    Martina geht nämlich am Abend auf einmal immer breitbeiniger, das Kind bahnt sich seinen Weg sichtbar nach unten. So gerade eben zieht auch der zweite Weihnachtstag noch vorbei, mitten in der Nacht geht es schließlich in den finalen Teil des Landeanflugs.
    Ich bringe Martina ins Flughafengebäude. So jedenfalls stellt sich mir das Krankenhaus dar, in dem jener kreisrunde Saal, sozusagen die Empfangshalle, sein soll, wo das Baby heute noch ankommen soll. Es ist ein kleiner, aber moderner Provinzflughafen inmitten dieser dschungeligen Hochebene zwischen spitzen Bergmassiven.
    Als wir dort ankommen, wundere ich mich über ein merkwürdiges Schild: »Kreißsaal.« Ein Rechtschreibfehler? Hier? Kreiß mit »ß«, das sieht ja richtig falschmerkwürdig aus. Schon immer habe ich mich gefragt, warum denn die Babys immer in einem runden Saal zur Welt kommen müssen. Warum es keinen Quadratsaal gibt oder einen Rechtecksaal oder einen eiförmigen Saal.
    Nun stehe ich vor der Tür zu so einem Saal, um festzustellen, dass der alles andere als geschmeidig rund ist, sondern eckig wie

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