Kaleidoscope: Kriminalroman (German Edition)
sich der Sache stellen. Er hatte das mit Sally versaut, das ließ sich nicht leugnen. Aber wenn er sich nicht beide Beine brechen lassen wollte, musste er Bladehorn davon überzeugen, dass die Spur zu seinem Geld nach Tampa und zu Alex Goodman führte.
Schließlich hatte Jack seine Arbeit doch erledigt. Durch Sally war er an Informationen gelangt, wenn auch über Umwege. Er hatte sich sogar eine Messerstecherei mit Arno Becker geliefert, verdammt! Die Konkurrenz abgehängt. Den Rest konnte Bladehorn auch allein machen. Er könnte doch Fist nach Tampa schicken. Warum eigentlich nicht?
Dem Dreckskerl würde es gar nicht schaden, mal ein bisschen zu klotzen.
Am nächsten Tag humpelte Jack in aller Frühe in Spuds’ Laden. Nun, da er seine Schulden bezahlt hatte, durfte er dort das Telefon benutzen. Er wurde direkt mit Bladehorns Residenz verbunden. Oben auf dem Hügel gab’s keine Gemeinschaftsanschlüsse. Fist Carlton ging dran.
»Ich habe Neuigkeiten für Mr. Bladehorn.«
»Wo bist du?«
Eine Stunde später fuhr Fist vor Spuds’ Laden vor. Seine riesigen Hände griffen den Lenker des Duesenbergs mit einer Spannweite wie bei einem Klavierspieler.
Die Fahrt zu Bladehorns Villa war lang und schweigsam. An diesem Morgen war niemand im Garten. Kein Krocket. Keine Requisiten feiner Gesellschaft. Mit den Händen in den Taschen eskortierte Fist ihn zum Treibhaus hinter der Villa.
Bladehorn war gerade dabei, Insekten auf ein Brett zu spießen. Ein Glas voller Schmetterlinge stand auf einem hohen Tisch, auf dem Häufchen von Torf und Moos verstreut waren. Ein prächtig geäderter Monarch wurde an ein Kreuz aus Kork über dem Pflanztisch geschlagen. Bladehorn beachtete die letzten Flügelschläge der Kreatur nicht. Abwesend hörte er sich Jacks gestammelte Entschuldigungenan, während er Fahrkarte und Briefe begutachtete. Mit behandschuhten Händen blätterte er in den Dokumenten, während Jack seine Begegnung mit Arno Becker genau schilderte.
»Ich gebe Ihnen einen einfachen Auftrag und dann muss ich in der Zeitung darüber lesen. Allerdings muss man Ihnen zugutehalten, dass die wenigsten eine Begegnung mit Arno Becker überleben«, gestand der Gangster Jack zu und tupfte sich den Speichel vom Mund, bevor er hinzufügte: »Zu schade, dass Sie ihn nicht umgebracht haben.«
Fist Carlton schien von der milden Reaktion seines Chefs enttäuscht. Wahrscheinlich, weil er sich schon darauf gefreut hatte, Jack totzuschlagen.
»Jetzt erzählen Sie mir alles noch einmal. Von Anfang an.«
Also gab Jack eine beinah akkurate Schilderung der Ereignisse des Vortages zum Besten, die er mit den Worten abschloss: »Das war’s so ziemlich. Zuletzt habe ich Arno gesehen, wie er die Feuertreppe runterrutschte. Aber über diesen Ort namens Kaleidoscope weiß er nicht Bescheid, auch nicht über Tampa. Darauf können Sie wetten, Mr. Bladehorn.«
»Sie sind der Spieler, Mr. Romaine, nicht ich.«
»Sehen wir es mal so, Mr. Bladehorn: Wenn Sally gewusst hätte, wo das Geld ist, dann hätte Becker es schon längst. Wenn Sie gesehen hätten, was er mit ihr gemacht hat, nun … Sie würden mir recht geben.«
»Hmm, also was hat Arno denn aus der armen Frau rausgequetscht?«
»Einen Namen, Goodman«, antwortete Jack. »Und als er mit ihr fertig war, wusste er auch, dass Goodman Sally im Milner treffen sollte. Darum ist Arno zum Hotel gegangen. Um dort auf diesen Trottel zu warten. Nur gut, dass ich eher da war, sonst hätte Goodman sich auch von seinem Skalp verabschieden können.«
»Nichtsdestotrotz hätten Sie am Gefängnis sein müssen, als Miss Price entlassen wurde.«
»Dann hätte Becker uns beide umgebracht.«
»Vielleicht. Wahrscheinlich sogar.« Bladehorn wählte eine Orchidee aus einer Schale, über der schwerer Dunst lag. »Nichtsdestotrotz sind Sie zu spät gekommen.«
»Das Problem ist, mit Sally haben Sie aufs falsche Pferd gesetzt, Mr. Bladehorn. Von Anfang an. Wenn Sie Ihr Geld zurückwollen, müssen Sie Alex Goodman finden.«
»Das sagen Sie.«
»Er hat Sally doch nur hingehalten. Erst sagt er, er trifft sie im Hotel, und dann taucht er nicht auf. Stattdessen schickt er ihr von der Straße aus einen Brief mit einem Bündel Scheine und einer Fahrkarte nach Florida.«
»Zu welchem Zweck?« Bladehorn drückte eine Schaufel voll Torf in einen Topf. »Wenn Sally nicht wusste, wo mein Eigentum zu finden war, wie Sie mutmaßen, warum sollte Mr. Goodman sich dann überhaupt mit ihr einlassen?«
»Vielleicht, um sie
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