Kaleidoscope: Kriminalroman (German Edition)
umzubringen«, sagte Jack schulterzuckend. »Oder um den Kuchen aufzuteilen, denn soviel wir wissen, waren Sally und Driggers von Anfang an Partner von Goodman. Aber der Punkt ist, dass Sallys einzige Verbindung zu Ihrem Geld und den Wertpapieren Alex Goodman ist, und Goodman tut alles, um unsichtbar zu bleiben. Lesen Sie die Nachricht. Er kommt nicht einmal zum Bahnhof von Tampa. Er schreibt, ein Mann würde Sally dort abholen. Was für ein Mann? Wer ist das? Ich sage Ihnen, der will unsichtbar bleiben. Und sicher nicht ohne Grund.«
Bladehorn topfte die Orchidee ein und legte seine Schaufel weg, und Jack machte sich weiter für seine Theorie stark.
»Dann noch was, Mr. Bladehorn, wegen der Briefe. Sehen Sie, auf beiden Umschlägen fehlt die Absenderadresse. Auch in den Briefen keine Adresse. Auch keine Telefonnummer. Und in dem letzten Brief stecken das Geld und die Fahrkarte für Sally. Wissen Sie, was ich glaube?
Ich glaube, dieser Goodman hat Ihr Geld, ganz bestimmt sogar, und er ist auf der Flucht. Er versteckt sich in irgendeinem Sumpf bei Tampa. An einem einsamen Fleck. Aber die Eisenbahnanleihen wird er garantiert bald verkaufen. Darauf können Sie sichverlassen. Und dann können Sie sich von jedem Dollar, den Ihre Frau hat mitgehen lassen, verabschieden. Mit fünfhundert Dollar kommt man nicht weit, aber mit einer Viertelmillion …? Der Hurensohn setzt sich ins Ausland ab.«
Bladehorn betrachtete sein Glas mit Faltern. Die flatternden Flügel, schwarz und golden, schlugen gegen gläserne Gefängniswände.
»Eine interessante Theorie, Mr. Romaine.«
»Jedenfalls die beste Spur, die Sie haben«, sagte Jack und versuchte, einen erleichterten Seufzer zu überspielen. »Nun, Sir, ich habe getan, was Sie wollten. Und wo jetzt zwischen uns alles geregelt ist, überlege ich, die Stadt zu verlassen. Um neu anzufangen.«
»Sehr vernünftig«, stimmte Bladehorn zu. »Aber erst mal brauchen Sie das hier.«
Er gab Jack die für Sally bestimmte Fahrkarte, behielt aber das Geld.
»Was soll das bedeuten, Mr. Bladehorn?«
»Dass Sie nach Tampa fahren, natürlich.«
»Wirklich? Ich hatte eigentlich eher an die Westküste gedacht. San Francisco vielleicht? Oder Los Angeles. Jemand hat mir was von Filmen erzählt.«
Bladehorn zog die Handschuhe aus und öffnete das Glas mit den gefangenen Monarchfaltern.
»Sie fahren in meinem Auftrag nach Tampa, Mr. Romaine. Sie fahren hin, spüren Alex Goodman auf, wer immer das sein mag, und bringen mir meine Wertpapiere und mein Geld zurück oder was davon noch übrig ist.«
»So … war das aber nicht ausgemacht«, erwiderte Jack.
»Muss ich Sie an Ihre beträchtlichen Schulden erinnern, junger Mann?«
»Ich habe Schulden bei Mr. Capone. Nicht bei Ihnen.«
»Oh doch.«
Bladehorn fing geschickt einen Schmetterling ein, und als er das Glas wieder verschloss, achtete er darauf, dass das Telegramm darunter zu sehen war.
»All Ihre Schuldscheine.« Bladehorn erlaubte Jack, sich selbst zu überzeugen. »Über sechstausend Dollar Schulden. Von mir bezahlt.«
Jack griff sich das Telegramm und Bladehorn lächelte, als Jack die Bedeutung dieser unerwarteten Großzügigkeit klar wurde.
»Sie schulden Mr. Capone keinen Heller mehr, Mr. Romaine. Jetzt haben Sie Schulden … bei mir.« Bladehorn lächelte bösartig. »Sie werden zurückholen, was meine untreue Gattin vor mir verbergen wollte, mein Junge, und ich vergesse Ihre Schulden und zahle außerdem noch den Rest der ursprünglich vereinbarten tausend Dollar. Das ist doch ein attraktives Angebot, nicht wahr? Äußerst attraktiv.«
»Und wenn ich nichts finde?« Jack spürte Fist im Rücken.
»Dann finde ich eben etwas, das Ihnen am Herzen liegt. Oder besser gesagt, jemanden. Und rechne so mit Ihnen ab.«
Jack holte aus. Fist Carlton riss ihn zurück wie einen Hund an der Leine.
»Wenn Sie meinem Sohn nur ein Haar krümmen, bring ich Sie um, Sie kranker Scheißkerl! Ich schwöre, ich bringe Sie um!«
»Sie können mir nicht drohen.«
Bladehorn tastete auf dem Tisch herum, um eine Nadel aufzuheben, während Fist Jack zu der klapprigen Tür zerrte.
»Auf Wiedersehen, Mr. Romaine.«
Der Gangster hielt seinen gefangenen Schmetterling hoch ans Brett.
»Weidmannsheil.«
KAPITEL FÜNF
»Wie lange bleibst du weg?« Mamere sah an diesem Morgen in ihrer ewigen Begräbniskleidung besonders streng aus.
»Ein paar Wochen. Höchstens einen Monat.«
Jack zögerte, bevor er sich über seine Reisetasche beugte und ein Foto von der
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