Kaleidoscope: Kriminalroman (German Edition)
wirbelte auf den gebohnerten Boden. Jack wartete darauf, dass Becker sich umdrehte und versuchte, seine Waffe aufzuheben, und als er es tat, verpasste Jack dem Dreckskerl schnell zwei heftige Schläge in die Nieren.
Diesmal schrie Arno auf. Das klang nach echten Schmerzen. Und dann traf Jack gezielt mit einem Schwinger in die Mulde zwischen dem blond behaarten Schädel und dem Stiernacken.
Becker plumpste zu Boden wie frische Kuhscheiße, die Knie eingeknickt, die Beine leicht zappelnd. Es hatte nur zwanzig Sekunden gedauert, aber Jack fühlte sich wie nach einem heftigen Schwergewichtskampf.
Er ließ sich auf den nächsten Stuhl fallen, lockerte seinen Schlips und rang nach Luft. Als er wieder atmen konnte, stand er mit zitternden Beinen auf, um Arnos Messer aufzuheben.
Da traf ihn die Stahlkappe eines Schuhs voll am Schienbein.
Jack machte unsanft Bekanntschaft mit dem Boden und rollte weg, als Arno Becker versuchte, einen Stuhl auf seinem Schädel zu zerschlagen, ihn aber um wenige Zentimeter verfehlte. Jack hatte jetzt aber Beckers Messer, zusätzlich zu seinem eigenen. Mit Klingen in beiden Händen stand er auf und wich zurück.
Arno lachte krächzend.
»Jetzt musst du mich umbringen.«
In der zweiten Runde wüteten sie noch wilder. Becker brach sich einen Eichenknüppel aus dem Bein eines Chippendale-Sessels undStühle, Lampen und Vasen gingen im folgenden Handgemenge zu Bruch. Jack hätte die beiden Messer in seinen Händen gern gegen ein Bajonett eingetauscht. Oder auch gegen Schanzzeug. Etliche Krauts hatten damals ihren Kopf durch die Schaufel eines Lanzers verloren.
Aber Messer und Schlagring mussten es auch tun.
Arno wollte sein Messer unbedingt wiederhaben, das war offensichtlich. Der Hurensohn versuchte, Jacks Angriff zeitlich abzuschätzen, und wartete nur darauf, dass Jack müde wurde und seine schwungvolle Linke schlappmachte, damit er ihm sein Handgelenk brechen und sich sein Messer zurückholen könnte.
Jack foppte Becker mit einem angetäuschten Hieb in Richtung seiner linken Hand. Immer auf die Linke halten, die Hand, in der Becker den Knüppel hielt. Mit links zustoßen, mit links zustoßen. Ein bisschen langsamer. Noch langsamer …
Arnos Hand schoss schneller vor, als Jack für möglich gehalten hätte, und umklammerte seine linke Hand. Man sah, wie der Knüppel folgte.
In dem Moment ließ Jack sich auf ein Knie fallen und vom Boden aus stieß er in einem Aufwärtshaken das Messer in Beckers Weichteile.
Eigentlich hätten Beckers Eier aus seiner Hose fallen müssen, aber Jacks Klinge prallte von irgendeinem harten, glatten Gegenstand ab.
Es war ein Sackschutz. Verdammt, der Scheißkerl hatte seine Eier mit einem Sackschutz gepanzert!
Trotzdem war Becker verletzt und ein Schlitz blutete hell und rot über seinem Nabel.
»Nicht so tief wie ein Brunnen, …«, Becker drückte mit der Hand auf seine Wunde, »… noch so weit wie eine Tür, ganz und gar nicht.«
Aber es reichte.
Der Schlachter taumelte nach hinten. Eine doppelte Fenstertür ging zum Balkon hinaus, offenbar eine Sackgasse für Sallys Mörder. Aber Becker hatte immer noch seinen Knüppel. Und Jack war erschöpft. Seine Arme schwer wie Blei. Ganz zu schweigen vonden Schmerzen in Knie und Schienbein. Nur ein Ausrutscher, das wusste Jack, und er würde so enden wie Sally Price.
Das Risiko konnte er nicht eingehen.
Er hatte Zeit. Schließlich war der Dreckskerl verletzt und saß in der Falle. Kein Ausweg weit und breit. Aber Becker lachte nur! Ein höhnisches Krächzen ertönte aus seinem breiten, sinnlichen Mund, und da erst bemerkte Jack die Feuertreppe.
Die fortschrittliche Stadt Cincinnati hatte gerade erst alle Pensionen und Hotels dazu verpflichtet, diese genialen Fluchtkaskaden zu installieren. Becker ging rückwärts durch die Fenstertür und auf den Balkon hinaus.
»Am Ende hat sie mich angefleht, weißt du.«
Er versuchte, seine Blutung zu stillen, während er den Sicherheitsbügel umlegte.
»Und auch du, wer du auch sein magst, wirst mich anflehen, wenn ich dich in die Finger kriege.«
Er rutschte an der Leiter herunter wie an einer Feuerwehrstange, ein helles Schaben von Metall auf Metall bis zur Gasse darunter, und als Jack den Balkon erreichte, war Becker schon weg.
Der Page sah Jack Romaine an. Anzug und Hemd total zerfetzt. Blutende Schnittwunden im Gesicht.
»Sally muss ja ein Teufelsweib sein.«
»Ich komme für den Schaden auf.« Jack zerrte den Jungen hinein.
»Mich juckt das
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