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Kaleidoscope: Kriminalroman (German Edition)

Kaleidoscope: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Kaleidoscope: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darryl Wimberley
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der Eingangstür knisterte eine Reihe Glühbirnen.
    Jack las das Schild:
    KALEIDOSCOPE KANTINE & CAFÉ
    … und dann in kleineren Lettern darunter:
    BAUERN BRAUCHEN SICH GAR NICHT ZU BEWERBEN.
    »Geh schon rein.« Sein winziger Fremdenführer stieg aus. »Wenn du Glück hast, hat Half Track noch etwas Haschee auf dem Herd.«
    Jack schlug seinen Mantelkragen hoch, und als er aus dem Wagen sprang, versank er in seinen Straßenschuhen bis zu den Knöcheln im Schlamm. Als er die überschwemmte Straße überquert hatte, ratterte Tommy Specks Modell T bereits zu einem unbekannten Ziel davon. Jack eilte die Kiefernholzstufen zur Veranda des Kaleidoscope hoch. Er hatte das Vordach der Veranda kaum erreicht, als die Tür aufflog.
    »Was zum …?«, begann Jack, aber der Protest erstarb in seiner Kehle.
    Ein kahlköpfiger, sicher über zwei Meter zwanzig großer Schwarzer stand in der Tür wie ein Fels.
    Es war der Riese. Der Riese vom Bahnhof.
    »’tschuldigung.« Jack wich automatisch zurück. Er hatte gesehen, wie selbiger Goliath sich um das Fuhrwerk der Fetten Frau gekümmert hatte, da war er sich ganz sicher. Aber wie in Teufels Namen hatte er noch vor Jack das Café erreichen können?
    Konnte dieser Hurensohn etwa fliegen?
    Der Riese drängte sich vorbei und würdigte ihn kaum eines Blicks.
    Jack schüttelte sich wie ein Hund, atmete tief durch und schaffte es nur einen Schritt weit ins Café. Dann erstarrte er.
    Er war unfähig, sich zu bewegen. Als wären aus seinen Fußsohlen Wurzeln in das Sumpfkiefernholz unter ihm gedrungen. Sein erster Impuls war, sich zu übergeben, sich völlig zu entleeren. Aber Jack kämpfte gegen die plötzliche Übelkeit an, denn ihr nachzugeben, hätte ihn verraten.
    Das hier hatte er nicht erwartet.
    Das hatte er ganz und gar nicht erwartet.
    Es war nicht der Laden selbst, der Jack erstarren ließ. Von innen war er in vielerlei Hinsicht genauso wie jedes andere Café: eine u-förmige Theke, Tische und Sitznischen, Kochplatten und Kaffeekannen. Wie in jedem Diner gab es überall an den Wänden Fotos von Boxern und Baseballspielern und natürlich von Filmstars, den stummen Sirenen. In dieser Hinsicht war der Laden ganz gewöhnlich.
    Aber die Leute darin waren es nicht.
    Wenn man überhaupt von Leuten sprechen konnte. Als Erstes sah Jack etwas, das er für einen großen, zotteligen Hund hielt, einen Airedale-Terrier vielleicht, bis er merkte, dass es ein Mann war, ein Mensch, dessen Gesicht zu einer Schnauze geformt war, die aus einem struppigen Haarwust hervorragte. Und der Hundemann war nicht allein. Tatsächlich gab es in dem Laden nicht einen Menschen, der nicht auf irgendeine verstörende Weise verrenkt oder entstellt oder deformiert oder krank war.
    An jedem Tisch, an der Theke und auf jedem Stuhl und Hocker saß eine Missgeburt. Ein Mann ohne Arme und Beine wand sich wie ein Python auf dem Kunstlederbezug einer Sitznische in der Nähe des Hundemanns. Mit diesem Schlangenmenschen plauderte eine weniger bedauernswerte, wenn auch armlose Kreatur, die, wie Jack beobachtete, mit den Zehen eine Tasse Kaffee zu den Lippen führte. In der Nische gegenüber dem Schlangenmenschen und Twinkle Toes fläzte sich eine menschliche Werbetafel, ein Wesen undefinierbaren Geschlechts mit freiem Oberkörper, auf dessen Haut erhaben wie in Braille die verschiedensten Flüche, Ermahnungen und Anzeigen zu lesen waren: »WOHNWAGEN ZU VERKAUFEN – BEI CHARLIE BLADE MELDEN«. Jack konnte diese Mitteilung aus zehn Meter Entfernung auf der Brust des Hermaphroditen lesen. Und noch einen Spruch: »ER LEBT! JOHANNES 3:16.«
    Die Frau neben Slate, der »menschlichen Tafel«, sah hingegen aus wie lebendig gehäutet, denn ihr Körper war von nässenden Wunden übersät. Siamesische Zwillinge aßen gemeinsam eine Art Gulasch, zwei erwachsene Frauen, die buchstäblich unzertrennlich waren. Eine weitere Variante dieser Anomalie zeigte ein Mann, der mit freiem Oberkörper an einem Tisch saß und dem ein totgeborenes Geschwisterchen wie ein grässlicher Tumor aus der Brust spross.
    Jack gelang es, den Brechreiz zu unterdrücken.
    »Wenn dir die Leute hier nicht passen, dann hau doch ab.«
    Die Aufforderung kam von jemandem direkt neben ihm. Jack schaute sich um und sah eine gut aussehende Blondine, die eine endloslange Schlange streichelte … und ihre drei Titten. Dies bestätigte Jacks Ansicht, dass man des Guten auch zu viel haben konnte.
    »Also wie sieht’s aus, feiner Pinkel?«
    Die Boa glitt über ihre nackten

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