Kaleidoscope: Kriminalroman (German Edition)
nach Tampa haben, sinnierte Jack, aber er bezweifelte, dass es dabei um Bauholz ging.
Brachte Doc vielleicht das Geld der Schaustellergemeinde weg? Gab es bei einer Bank in Tampa ein Konto in Lunas Namen? Oder vielleicht in Alex Goodmans Namen?
Luna unterhielt sich immer noch mit Doc, als es Jack endlich gelang, unbemerkt hinüber ins Telegrafenbüro zu huschen. Es kostete ihn einen halben Dollar, seine sorgfältig formulierte Nachricht für Bladehorn abzuschicken:
bin in kaleidoscope STOPP südlich von tampa STOPP unser mann wurde hier gesehen STOPP kein wort über eigentum STOPP melde mich wenn ich mehr weiss STOPP
Bladehorn würde über diese Nachricht nicht sonderlich erfreut sein, darüber war sich Jack im Klaren, aber er würde ein bisschen Zeit gewinnen.
Jack bemühte sich, möglichst unauffällig zurück zum Rummelplatz zu laufen. Er kam gerade an dem jungen, talentierten Schwertschlucker vorbei, als der Große Flambé ihn rüberwinkte.
»Seien Sie gegrüßt, Mr. Romaine.«
Der Ältere hatte seinen Oberkörper frei gemacht. Ganz gut in Form, wie Jack zugeben musste.
»Ich möchte Ihnen ein Angebot machen.«
Er schmunzelte angesichts Jacks Reaktion.
»Nicht, was Sie denken. Es geht um Ihre berufliche Laufbahn.«
»Ich habe keine berufliche Laufbahn«, sagte Jack rundheraus.
»Eben. Können Sie sich noch an Mr. Earls guten Rat erinnern? Wenn Sie in diese Gemeinschaft aufgenommen werden wollen, müssen sie selbst Artist werden.«
»Ich kann nicht mal jonglieren«, antwortete Jack.
»Ach, ja, aber Sie haben eine natürliche Ausstrahlung«, versicherte ihm Flambé. »Ich habe ein Auge dafür. Auch wenn Sienicht beim Film sind, Jack, Sie stehen immer vor der Kamera. Das kann ich sehen. Sie spielen die ganze Zeit. Sie sind eigentlich kein schlechter Schauspieler.«
Wollte der alte Homo ihm damit ein Kompliment machen? Oder war es eine Drohung?
»Was schwebt Ihnen vor?« Jack überflog mit seinem Blick die Reihen von Zelten und Ständen.
»Wie wär’s denn mit Feuerschlucken?«, antwortete Flambé und zog zwei Metallstäbe aus einem Wasserbecken.
»Daran habe ich kein Interesse«, antwortete Jack.
»Das solltest du aber.«
Der Rat kam von einer Frauenstimme. Wie durch Zauberei stand plötzlich Luna Chevreaux neben ihm.
»Wir haben schon genug Mäuler zu stopfen, Jack. Wenn du bleiben willst, musst du für dich selbst aufkommen, und das heißt, dass du eine Nummer brauchst.«
»Davon war keine Rede, als du mich angeheuert hast«, protestierte Jack.
»Ich habe dich schließlich nicht eingeladen, oder? Hat dich irgendjemand hergebeten?«
Wie viel wusste sie? Hatte sie einen Verdacht? War auch egal, er musste irgendwie in der Nähe des Winterquartiers bleiben.
Aber Feuer schlucken?
»Wie du weißt, dressiert Flambé Ambassador«, fuhr Luna fort. »Er ist der einzige Dompteur, den wir haben. Deshalb muss jemand seine Nummer übernehmen.«
»Es ist größtenteils Schau«, beruhigte ihn Flambé. »Nicht wie Schwertschlucken, ganz und gar nicht. Man braucht natürlich eine gewisse Technik. Und es wäre Leichtsinn zu behaupten, es gäbe kein Risiko dabei.«
Jack schaute sich die Stäbe an. Sie waren schmal, aus irgendeinem Leichtmetall. An einem Ende ein runder Holzgriff und am anderen eine nicht ganz geschlossene Öse, eine Art Haken. Flambé stopfte ein Stück Stoff in die Öse.
»Ihre Fackel«, erklärte er.
Dann nahm der altgediente Artist den Deckel von einer Dose und tränkte den Stofffetzen mit einer klaren Flüssigkeit.
»Ihr Brennstoff«, erläuterte Flambé und Jack stieg Benzingeruch in die Nase.
»Ich glaube, das ist keine Nummer für mich«, sagte er.
Flambé lächelte, als hätte er Jack gar nicht gehört.
»Beim Feuerschlucken ist das Entscheidende, dass man keine Dämpfe in die Lungen bekommt«, sagte er. »Wenn nur ein wenig Benzindampf in die Lunge eindringt, kommt das Feuer hinterher und es kommt zu einer Zündung wie im Zylinder eines Automobils. Nur sind Ihre Lungen eben nicht aus Stahl.«
»Das ist nichts für mich.« Jack wollte gehen, aber Luna stellte sich ihm in den Weg.
»Willst du bei uns bleiben, Jack? Dann versuch’s einfach. Versuch’s oder verschwinde.«
»Ich habe gesehen, was Gas bei Lungen anrichten kann«, sagte er barsch. »Das habe ich leider nur allzu oft gesehen.«
»Du hast gesagt, du wolltest ganz neu anfangen.«
»Ich habe nur keine Lust, mir die Lungen zu verbrennen. Das ist alles.«
»Es haben schon einige Männer überlebt.« Plötzlich
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