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Kaleidoscope: Kriminalroman (German Edition)

Kaleidoscope: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Kaleidoscope: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darryl Wimberley
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war Flambé ganz geschäftsmäßig. »Ich will natürlich nicht behaupten, dass die Überlebenschancen groß sind.«
    »Die Überlebenschancen kenne ich.«
    »Na, dann. Wenn Sie am Leben bleiben wollen, müssen Sie regelmäßig und ganz sachte ausatmen. Manche Artisten hyper-ventilieren absichtlich vor dem Auftritt, aber davon rate ich ab. Füllen Sie einfach Ihre wohlgeformte Brust mit Luft. So …«
    Jack konnte sehen, wie das Zwerchfell des alten Haudegens sich hob.
    »… Also los, Jack. Lassen Sie Ihre prächtigen Brustmuskeln spielen.«
    Jack spürte Luna hinter sich. Mit trockener Zunge versuchte er, seine trockenen Lippen anzufeuchten.
    »Ich versuch’s«, sagte er. »Aber nur einmal.«
    »Einatmen«, ermutigte ihn Flambé.
    Jack pumpte seine Lungen voll, bis sie schmerzten.
    »Schon gut, nicht übertreiben. Wenn Sie gleichmäßig ausatmen, ist Ihre einzige Sorge, sich während des Feuerspuckens nicht am Mund zu verbrennen.«
    Jacks Brust schwoll ab wie ein Ballon.
    »Das ist meine einzige Sorge?«
    »Ihre Brust, Jack. Sie haben die Brust gesenkt. Also noch mal: Einatmen! So ist’s recht. Ruhig ein bisschen mehr. Jetzt müssen Sie nur dafür sorgen, dass Mund und Lippen angefeuchtet sind.«
    Der schlaue, alte Fuchs war auch äußerst zungenfertig. Als er sich mit seiner ellenlangen Zunge wollüstig über die Lippen fuhr, bemühte Jack sich krampfhaft, nicht knallrot zu werden. Sein eigener Mund war staubtrocken.
    »Nehmen Sie die Fackel.«
    Flambé drückte den Stab in Jacks schon jetzt mit Blasen übersäte Hand. Ein ganz schönes Gewicht. Schwerer, als Jack erwartet hätte.
    »Jetzt das Streichholz. Luna, seien Sie doch so gut.«
    Als das Streichholz aufflammte, zuckte Jack zusammen, als hätte ihn etwas gestochen.
    »Immer mit der Ruhe, Jack«, mahnte ihn sein Lehrer. »Keine Angst. Hören Sie einfach zu. Ich zünde jetzt die Fackel an.«
    Jack konnte die Hitze spüren. Es fühlte sich an wie eine Lötlampe.
    »Jetzt müssen Sie die Fackel genau im richtigen Winkel in den Mund einführen.«
    Flambé machte es ihm mit einer nicht angezündeten Fackel und dem Kopf im Nacken vor.
    »In diesem Winkel, sehen Sie? Anfänger benutzen meist die freie Hand, um die andere zu führen. Wie ein Blinder, der sich eine Zigarette anzündet. Es soll schließlich nicht danebengehen, nicht wahr?«
    »Nein«, krächzte Jack.
    »Nicht sprechen«, befahl Flambé. »Schon vor Einführen der Fackel beginnen Sie, sachte auszuatmen, ganz sachte. Mit gleichmäßigemDruck ausatmen. Sind wir so weit? Gut. Den Kopf in den Nacken. Weiter, Jack. So bleiben. Langsam ausatmen. Wenn die Flamme kommt, stoßen Sie sie heraus. Jetzt …«
    Flambé umklammerte Jacks Hand, um die Fackel in seinen Mund zu führen. Die Luft strömte aus Jacks Lungen wie aus einem aufgepumpten Reifen und eine meterlange Flamme schoss aus seinem Mund.
    Dann riss Jack die Fackel weg.
    »Bravo!«, lobte Flambé. »Noch einmal. Damit Sie sicherer werden.«
    Er sah, dass Luna ihn beobachtete. Wollte sie ihn auf diese Wiese vergraulen? Das würde ihr nicht gelingen. Es ging um seine Familie, Martin und Mamere. Außerdem musste er seine eigene Haut retten. Jack dachte an Gilette. Er dachte an die Kirche voller Männer, die sich die Lungen aus dem Leib husteten.
    Von dieser miesen, blauen Schlampe ließ er sich ganz bestimmt nicht die Tour vermasseln.
    »Kopf in den Nacken«, befahl Flambé.
    »Geben Sie mir die Fackel«, war Jacks Antwort.
    Diesmal war es ein echter Soloakt. Aber beim Einführen der Metallfackel brach sich Jack eine Ecke von einem Zahn ab und er neigte unwillkürlich den Kopf nach vorn …
    »HOCHSCHAUEN, JACK.«
    Er konnte die Dämpfe in seinem Rachen spüren …
    »AUSATMEN.«
    Jack blies Luft aus jeder Körperöffnung, aus Mund, Nase und Ohren. Aus seinem Arsch, wenn er gekonnt hätte.
    WUUUUUHSCH!!!
    Das Benzin verdampfte beim Kontakt mit der Luft und aus seinem böse versengten Mund schoss eine Stichflamme.
    Dann hatte er’s geschafft. Es war vorüber. Er lebte noch.
    Jack taumelte benommen.
    »Iss gann Luft rießen«, keuchte er.
    »So versucht Gott, Ihre Aufmerksamkeit zu erheischen.« Flambés tröstende Worte schienen bewusst zweideutig.
    Jack betastete seinen Mund.
    »Blasen. Iss habe auch Blasen.«
    »Die Blessuren Ihrer Feuertaufe«, sagte Flambé beschwichtigend. »Für einen Anfänger war das hervorragend, glauben Sie mir. Eine erstklassige Premiere.«
    Jack fühlte sich ein bisschen wacklig auf den Beinen und war überrascht, Lunas

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