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Kaleidoscope: Kriminalroman (German Edition)

Kaleidoscope: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Kaleidoscope: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darryl Wimberley
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der, mit der er gegen die Tür gehämmert hatte, ein Stück Käse.
    »Mein Gott!«
    Becker packte den alten Mann wie einen flatternden Vogel, wobei er Wurst und Käse, die heruntergefallen waren, mit einem wohlgeformten Fuß in die Wohnung schob.
    »Wie Sie sehen, war ich so frei.«
    Er lenkte die Aufmerksamkeit des Mannes auf seine hingemetzelte Frau.
    »Ich gebe Ihnen Geld!«, krächzte der Alte. »Beim Gerechten, ich schwöre. Ich gebe Ihnen Geld!«
    »Psst, ich will nicht noch mehr Sauerei.«
    Arno drückte dem alten Sack eine fahle Hand auf den griesgrämigen, greisen Mund.
    »Ich habe gerade gebadet.«

KAPITEL DREI
    Ein Rauchschleier hing fast bewegungslos in der verbrauchten Spätnachmittagsluft des Flusstals, auf das die Villen von oben herabschauten. Man sah nicht viele Anzüge oder Westen in der Menge. Die meisten Männer in Jacks Viertel arbeiteten im Hafen, in Fabriken oder im Schlachthaus. Sie trugen Kleidung aus dem Katalog, Overalls oder Arbeitshosen, schwere Schuhe und Mützen, hatten Butterbrotdosen dabei und bahnten sich ihren Heimweg durch Heerscharen barfüßiger Kinder, die unter einem Wirrwarr von Stromleitungen und Wäscheleinen zwischen endlosen Mietskasernen Stickball spielten oder Reifen hinterherrannten.
    Überall prangten Plakate und Schilder, die Waren und Dienstleistungen anpriesen. Von Mauern und Dächern lockten Anschlagtafeln die Leute mit Gütern, die sie sich nicht leisten konnten – mit Kühlschränken oder elektrischen Rasierapparaten –, und erinnerten sie an die Dinge, auf die sie nicht verzichten konnten. In jedem Heim und jeder Hinterhoffabrik wurden Mr. Singers Nähmaschinen benutzt. In jeder Küche konnte man eine Dose Old Dutch Cleanser finden. »Sauberkeit bringt frohen Mut«, versprach die Reklame. Aber da das Gesicht der Holländerin aufder Dose ständig unter einer Haube verborgen war und sie zudem wegschaute, ließ sich diese Behauptung nicht überprüfen.
    In Jacks Wohnung ohne Bad herrschte eine ebensolche Affenhitze wie in Tausenden anderen Behausungen seines Viertels, in dem vor allem Zuwanderer aus den Appalachen lebten. Die Heilsarmee hatte eine Kirche auf der anderen Straßenseite übernommen und erinnerte ihn täglich daran, dass Gott seine Kinder nicht mehr Versuchungen aussetzt, als sie ertragen können. Mit diesem unermesslichen Trost und dem Versprechen blitzblanken, frohen Muts machte Jack seinen Weg vorbei an farblosen Frauen, die sich auf müllübersäten Treppen drängten, zu den Stufen, die zu seiner Wohnung führten.
    In der Einzimmerwohnung stand eine alte Frau über einen dampfenden Topf auf einem Kerosinkocher gebeugt. Da die Wohnung keine separate Küche hatte, befanden sich Kochstelle und Eisschrank gegenüber einem Kinderbett und einem aufgerollten Strohsack neben einer kaputten Couch. Ein Spülbecken diente zugleich als Wäschetrog und Badewanne. Außer den Pennern, die auf der anderen Straßenseite nach einem Zimmer anstanden, konnte man vom großen Fenster aus auch die untergehende Sonne über den Dächern sehen, ein loderndes Feuer, durch schwarzen Kohlenqualm gefiltert. Die Silhouette der Mietskasernen zeichnete sich am Horizont ab.
    »Martin …« Die alte Frau wandte sich an den dunkelhaarigen Jungen am Fenster. Martin blätterte eine Seite in seinem Buch um. Wieder eins aus der Serie The Motor Boys , wie Mamere erkannte. An der Wand unterm Fenster stapelten sich jede Menge Bücher und Magazine: Western von Zane Grey und die Saturday Evening Post neben The Motor Boys , The Radio Boys und Gott weiß was für anderen Serien.
    »Martin, Abendessen!«
    Der Neunjährige unterdrückte ein Husten, als er seine Abenteuergeschichte mit an den einzigen Tisch der Wohnung nahm. Seine dunklen Augen passten zu seinem Haar, wie das seines Vaters rabenschwarz und glatt. Ein wunderschönes Gesicht, hager undmarkant. Er musste wieder husten und wieder, diesmal, ohne dass er es unterdrücken konnte. Seine Großmutter nahm ein Stück Seihtuch von der Kanne auf dem kleinen Tisch und schenkte Wasser in eine verbeulte Blechtasse.
    »Leg diesen Mist weg.«
    »Ja, Mamere.« Er ließ sein Buch auf den Boden fallen.
    Maman Erbet hätte gut ins französische Empire gepasst. Der Kopf der Alten war von einem Schal bedeckt und ihr schwarzer Rock reichte bis unterhalb der gestiefelten Knöchel. Selbst in dieser Hitze trug sie einen Wollpullover: eine ausgezehrte Frau. Gebeugt. Ausgedörrt.
    Die Wohnung verfügte über Strom, aber bis auf eine einzelne Steckdose für

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