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Kalendarium des Todes - Mord am Hellweg VI

Kalendarium des Todes - Mord am Hellweg VI

Titel: Kalendarium des Todes - Mord am Hellweg VI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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Tochter geradezu aufgedrängt – der 29. Februar war besser als alle Schnapszahldaten, er war leicht zu merken und – nicht zu unterschätzen – es würde seine Zeit dauern, bis die Ehe ins verflixte siebte Jahr kam. Was für Aussichten!
    »Hans-Henning Heimbrecht!« Sein Name wurde aufgerufen. »Flight 8!«
    Per Auslosung war die Vierergruppe zusammengestellt worden. Der Chef der größten Krankenversicherung in NRW, ein dicklicher Rheinländer; der Tennislehrer seines jüngsten Sohnes; ein Halbpromi aus der Medienszene, der Zuschauer dazu animierte, beim Sender anzurufen; und er, Hans-Henning, der Chef der ältesten Privatbank in Münster. Er hätte lieber einen der wirklichen Cracks in seinem Flight gehabt, denn diesmal war er fit. Fit wie ein Einsereisen.
    HHH, so ließ er sich nennen, »aus Triple A«, fügte er gerne hinzu, und spielte damit auf seine elegante Adresse an: die Annette-Allee am Aasee. Wo auch ein früherer NRW-Landesbankchef wohnte. Gleich gegenüber dem Zentralfriedhof.
    Hans-Henning hätte den schönsten Job der Welt haben können. Wenn nur diese jammerlappigen Kunden nicht wären: Mieslinge, Krakeeler, Moserer allesamt, die ihm all die Jahre aus der Hand gefressen und dabei prima kassiert hatten. Und nun Tag für Tag ihn und seine Kundenberater in die Depression trieben.
    Der Halbpromi aus dem Fernsehen gestand Hans-Henning, er habe nie besonders gut gespielt, aber es gehe ja immerhin um einen guten Zweck und da dürfe er nicht fehlen.
    Niete, dachte der Banker. Den würde er nicht zur Hochzeit seiner Tochter einladen. Zu diesem Anlass musste es ein richtiger Promi sein, wie dieser Schauspieler, der den Wilsberg im ZDF gab. HHH hatte schon eine Anfrage bei dessen Agenten laufen.
    Von dem Versicherungsdickerchen war keine Gegenwehr zu erwarten. Der Tennislehrer seines Sohnes hatte im letzten Jahr sein Handicap unter acht geschraubt, der konnte ihm Paroli bieten, aber auch nur auf den ersten zehn Löchern. Beim Winterturnier wurde auf dem Fairway, kurz vor den abgedeckten Greens, ein Stück Wiese gemäht und es wurden provisorische Holes geschaffen. Dort musste eingelocht werden.
    »Gehen wir’s an«, sagte Hans-Henning und schaute herausfordernd in die Runde. Alle zehn Minuten wurde ein Flight gestartet, damit die nachkommenden Spieler nicht zu sehr drängelten, musste man sich ranhalten.
    Hans-Henning griff in die Vordertasche des Golfbags, um einen Ball herauszuholen. Setzte das Tee auf die Marke und legte den Ball … Moment, Moooment … Er drehte sich entschuldigend zu den anderen um und hielt einen Tischtennisball hoch.
    »Blöder Scherz von meinen Enkeln! Wartet …«
    Die anderen grienten.
    Auch der zweite Ball war nur zum Ping-Pong-Spielen geeignet. Hans-Henning wurde hektisch. Er riss nacheinander alle Taschen seines Golfbags auf, in denen Tees und Markers, die auf dem Grün den Ball eines Gegners ersetzten, und gewöhnlich jede Menge Golfbälle lagen. Diesmal waren es nur Tischtennisbälle.
    »Willst du einen von mir?«, fragte der Tennislehrer. Sein Tonfall passte Hans-Henning überhaupt nicht.
    Der Halbpromi klaubte drei der weißen Bällchen vom Green und jonglierte mit ihnen.
    Das brachte den Banker um die Contenance. Er riss dem Tennislehrer den Golfball aus der Hand, setzte ihn auf das Tee und machte einen Abschlag, der in die Vereinsgeschichte Wilkingheges eingehen sollte. Statt zu schwingen, hackte er den Ball … ganze fünfzehn Meter weit – er landete noch vor dem Abschlag für Damen.
    »Loch neunzehn«, johlte das Versicherungsdickerchen, »eine Runde im Klubhaus für alle, lieber Ha-He-He!« Die drei Buchstaben klangen wie das wiehernde Gelächter eines Pferdes.
    Hans-Henning hätte dem Versicherungsfritzen am liebsten das Maul gestopft. Mit einem Tischtennisball.
    Erster Tod: Das große Fressen wird bestellt
    Der Mann wählte und wartete, bis abgenommen wurde. »Heimbrecht hier, verbinden Sie mich mit Ihrem Chef«, sagte er mit sonorer Stimme.
    »Augenblick«, kam es zurück, »er ist gleich für Sie zu sprechen.«
    Nur fünf Sekunden später war der Chef der Butterhandlung, dem ersten Feinkostgeschäft Münsters, das sich in der Bogenstraße befand, am Apparat.
    »Lieber Herr Kehrer«, sagte der Sonore, »wir müssen noch mal über das Büfett für den 29. Februar sprechen. Das scheint mir allzu konservativ zu sein. Nach der Hochzeit in der Clemenskirche geht’s ja hinüber in den Erbdrostenhof an der Salzstraße zur großen Party und ich möchte in dem

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