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Kalendarium des Todes - Mord am Hellweg VI

Kalendarium des Todes - Mord am Hellweg VI

Titel: Kalendarium des Todes - Mord am Hellweg VI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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unangenehm berührt. Wie schockgefroren standen sie sich wortlos gegenüber.
    »Wir sollten miteinander reden«, sagte Preuß schließlich. Er hatte ein paar großformatige Bücher unter den Arm geklemmt, die er offenbar in der Stadtbücherei ausgeliehen hatte. Fritsche konnte erkennen, dass es sich bei einem um einen Ratgeber für Arbeiten mit Holz handelte. Er nickte knapp zu dem Café am Eck hinüber.
    »Wie du meinst«, sagte Oliver.
    Nachdem sie Platz genommen und bestellt hatten, machte Fritsche den Anfang.
    »Also«, sagte er. »Um was geht’s?«
    »Das wissen wir doch beide.«
    »Hilf mir, Heiner.«
    Preuß strich über seine Bartstoppeln. Er war nicht rasiert und er sah überhaupt scheiße aus. Dunkle Ringe unter den Augen, abgemagert. Er ließ sich einen Moment Zeit.
    »Ich hatte im letzten Jahr einige Male beruflich im Maximare zu tun«, sagte er dann. »Sie hatten Probleme mit ihrer Umwälzpumpe.« Er lächelte ein müdes Lächeln. »Dabei hörte ich, dass Mona da zwei-, manchmal sogar dreimal wöchentlich die Sauna aufsuchte – von dir begleitet. Oder auch mit dir verabredet.«
    Fritsche gab sich so locker wie eben möglich. »Ja, und?«, fragte er.
    »Das ist meine Frage«, sagte Preuß. »Mir wurde gesagt, dass ihr sehr vertraut miteinander wart.«
    Fritsche zuckte die Achseln. Er nahm einen Schluck Cappuccino. »Ja«, bestätigte er dann. »Vertraut, das waren wir. So vertraut wie … wie ein Vater mit seiner Tochter.«
    Preuß hob die Augenbrauen. »Wie soll ich das verstehen?«
    »Hattest du etwa kein gutes Verhältnis zu Mona?«
    Preuß schluckte. Er schüttelte den Kopf. Er schwieg, schien nachzudenken.
    »Wir haben es bis heute nicht übers Herz gebracht, auch nur irgendetwas in ihrem Zimmer zu verändern«, sagte er nach einer Weile. »Ich mag nichts von ihren Sachen anrühren. Sie hat so viel aufbewahrt – lieb gewonnene Erinnerungsstücke. Mona war das Wertvollste in unserem Leben.«
    Fritsche verkniff sich einen Kommentar.
    »Bei mir hat sie sich nur oft ausgeweint«, sagte er stattdessen. Er merkte, dass er sich jetzt doch verspannte. Er saß auch nicht bequem.
    »In der Erdsauna oder in der Solegrotte, ja?«, fragte Preuß. »Zu gewissen Zeiten doch recht intime Orte.« Er verzog verächtlich das Gesicht. »Ich glaube, ich muss mir doch mal Monas Notizen vornehmen. Sie hat ja immer viel aufgeschrieben.«
    Eine Drohung. Eine unverhohlene Drohung!
    Fritsche entschied, dass es nun reichte. Er legte einen Zehner auf den Tisch und stand auf.
    »Halt mich auf dem Laufenden«, sagte er. »Du bist eingeladen.« Er wartete keine Reaktion ab und verließ betont aufrecht das Café am Eck.
    Die närrischen Tage brachen an. Pinkfarben kostümierte Frauen mit Schweineschnauzehauben fühlten sich als Sechserpack sauwohl. In der Bahnhofshalle wurde es jeck. Notdürftig bekleidete Piratenbräute kippten eine Runde Kleiner Feigling nach der anderen. Ein Obdachloser behauptete, der maskierte Exbundespräsident zu sein, und verlangte die VIP-Suite im Mercure – Hotel. In der Commerzbank tanzten Lotter- und Luderweiber um einen goldenen Buddha. Das Hammer Prinzenpaar wurde im Maximare getauft und im Pavillon hinterm Kurhaus zogen sich zwei Gymnasiastinnen einen fetten Joint rein.
    In seiner Wohnung in Mark wurde Oliver Fritsche von seiner Frau ans Telefon gerufen.
    Es war Donnerstag, der 6. Februar, Altweiberfastnacht, und Fritsche hatte abends eine Verabredung mit einer jungen türkischen Kickboxerin. Er bereitete ein weiteres Großprojekt für das R eferat Stadtmarketing und Touristik vor, Arbeitstitel: In Gottes und in Allahs Namen – geglückte Integration.
    »Wer will was?«, fragte er.
    Tilde hielt ihm wortlos das Mobilteil hin. Fritsche bemerkte erst jetzt, dass sie lindgrüne Pluderhosen, eine rote Strohperücke und eine ebenfalls knallrote Schaumstoffnase trug – der emotionale Airbag für jede Situation. Kopfschüttelnd meldete er sich. Tilde watschelte zurück in die Küche, aus der es nach gebratenem Speck roch.
    »Euer Nachbar«, sagte der Anrufer. »Heiner. Ich will dir was zeigen.«
    »Unser Gespräch betreffend?«
    »Du wolltest informiert werden.«
    »Das ist richtig«, sagte Fritsche. »Aber im Moment passt es überhaupt nicht.«
    »Ja, du bist natürlich in diesen Tagen auf dem Ritt.« Er lachte freudlos. »Entschuldige, aber … ach, ich weiß nicht. Wie sieht’s am Dienstag aus? Da hat das fröhliche Treiben – ha, ha, das Treiben, ja – da hat’s doch ein Ende.«
    »… trinken

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