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Kalendarium des Todes - Mord am Hellweg VI

Kalendarium des Todes - Mord am Hellweg VI

Titel: Kalendarium des Todes - Mord am Hellweg VI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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wir erst mal ein Tässchen Kaffee, eine gute Tasse Kaffee«, war Tildes Reaktion auf die Mitteilung ihres Bruders, wo und in welchem Zustand ihr Gatte aufgefunden worden war. »Du hast doch bestimmt auch noch nicht gefrühstückt.«
    »Ein kleiner Happen kann nicht verkehrt sein«, sagte Fred Meisenkötter und sah zu, wie Tilde Butter, Eier, Speck und luftgetrocknete Rohwurst hervorkramte und die Pfanne vom Haken nahm.
    Wenig später schaufelten beide eine ordentliche Portion Rührei in sich hinein, gut gesalzen und gepfeffert.
    »Tja«, sagte Tilde dann. »Nun is er also nicht mehr.«
    »Mausetot ist er«, bekräftigte Fred. Er stand auf und wedelte imaginäre Flusen von seiner Uniformjacke. Er nahm die Kaffeetasse mit zum Fenster und sah rüber zum Nachbarhaus.
    »Gehst du zu ihm?«, fragte Tilde.
    »Muss wohl«, sagte Fred. Er nahm einen Schluck und noch einen, und als er die Tasse geleert hatte, straffte er sich und atmete tief durch.
    Monas Mutter öffnete ihm und trat beiseite. Sie war im Morgenmantel, hatte gerötete Augen und roch stark nach Alkohol.
    »Er ist im Keller«, sagte sie. »Er ist ja nur noch da unten.«
    »Aber mit dem Saunabau ist er doch schon ’ne Zeit lang durch.«
    »Das musst du dir selbst ansehen. Mich kriegste nicht dazu.«
    Fred Meisenkötter nickte. Er stieg die schmale Treppe hinunter und sah, was er zu sehen erwartet hatte.
    Fritsches Kleider hingen am Haken der Saunakabine. Seine halbhohen Lederstiefel standen ordentlich nebeneinander. Auf dem Boden lagen zwei Holzkeile, mit denen Preuß die Kabinentür offenbar verrammelt hatte – nachdem Fritsche hineingegangen war. Hinein in die hundert Grad Hitze.
    Unter Vortäuschung eines gemeinsamen Saunagangs, einem ruhigen Gespräch unter Männern. Ein Gespräch über Mona, die ja so oft und so gerne mit Fritsche in einer der Maximare – Saunen gewesen war. In Gedenken an sie, ein letztes Mal.
    Meisenkötter seufzte schwer.
    Er wandte sich Preuß zu.
    Heiner Preuß baumelte von der Decke herab. Wie Fritsche am Elefanten war auch er nackt. Er hatte sich am Heizungsrohr aufgeknüpft.
    Fred Meisenkötter ging in die Hocke. Er fand das aus dem Buch Sauna: Planung. Ausführung. Zubehör herausgerissene Vorsatzblatt im Duschbecken. Es war feucht. Unter dem Stempel der Stadtbücherei Hamm las er, was in krakeliger Schrift geschrieben war: Wir sind alle mal Sünder.
    Genau, sagte der Streifenbeamte Fred Meisenkötter sich. Stimmt zum einen und entschuldigt zum anderen gleich alles. Passt zu heute, passt zu diesem schon früh verkorksten Tag – passt zu Aschermittwoch.

29. Februar
    Es gibt ihn nur alle vier Jahre – den sogenannten Schalttag, den 29. Februar. Wer an diesem Tag geboren ist, ist irgendwie etwas Besonderes und kokettiert meistens mit seinem jugendlichen Alter, und sie oder er wissen oft nicht, wann sie ihren Geburtstag feiern sollen. Es ist der sechzigste Tag des gregorianischen Kalenders, nach dem seit der Kalenderreform von Papst Gregor XIII. im Jahr 1582 unsere Tage gezählt werden – und wir brauchen ihn, um die in vier Jahren aufgelaufene Differenz zwischen Kalenderjahr und Sonnenjahr auszugleichen. Ein Jahr ist ein Schaltjahr, wenn die Jahreszahl durch vier, aber nicht durch hundert teilbar ist (oder umgekehrt). Daher spielt die Story von Jürgen und Marita Alberts also am 29. Februar 2012 oder erst wieder 2016. Besser, Sie lesen sie also noch in diesem Jahr …

Jürgen und Marita Alberts
    Triple death in Münster – Chronik eines angekündigten Abgangs
    Vorspiel auf dem Golfplatz
    Der Driver lag gut in der Hand. Hans-Henning schwang ihn ein paar Mal durch die Luft. Heute würde er es allen zeigen. Das große Winterturnier auf dem Golfplatz Münster-Wilkinghege.
    Tsssschisch.
    Wieder ließ Hans-Henning den Driver fliegen. Obwohl er längst aus Plastik war, nannten ihn ältere Golfcracks immer noch das Einserholz. Ja, früher … Da gab es satte Gewinne zu erzielen, noch sattere Boni, stolze fünfundzwanzig Prozent Rendite, die der größte Banker aller Zeiten in Frankfurt proklamiert hatte. Selbst in der schwersten Krise.
    An diesem Morgen verabschiedete sich Hans-Henning von seiner Frau mit dem Versprechen, dass er als Sieger heimkehren werde. Das würde der erste Höhepunkt des Jahres werden, der zweite folgte am 29. Februar: Hans-Hennings sechzehnter Geburtstag, wie er gern betonte, damit sei er jetzt nun aus der Pubertät heraus und zum Mann geworden! Und natürlich hatte sich das Datum als Hochzeitstag für seine

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