Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)
war.
Er schauderte. Doch dann rief er sich augenblicklich wieder zur Ordnung, verdrängte rasch die düsteren Gedanken aus seinem Kopf und beobachtete weiterhin das gegenüberliegende Fallgatter.
» Nun zu dem Weibe in ihrer Mitte, verehrte Gäste! Sie ist eine der finstersten Vasallen des Dunklen Gottes. Eine Schmäherin der guten Götter und ihrem gnädigen Werk. Eine Hure der Unterwelt. Dieses Weib, verehrte Gäste, ist eine Schattenhexe!« Ein drittes Mal ging ein Raunen durch die Ränge. »Die tapferen Männer unserer Garde haben sie im Brombeerwald gefangen nehmen können und dabei nicht nur ihr Leben, sondern auch ihr Seelenheil aufs Spiel gesetzt. Ich muss wohl nicht erwähnen, dass die Verhandlung schnell und endgültig gewesen war. Eigentlich hatten die Priester des hohen Sonnengottes Odan dieses Dämonenweib sofort verbrennen wollen, doch leider steht auch solchen Subjekten das Recht zu, vor das Tribunal der Götter zu treten und auf ihre Gunst zu hoffen.« Er lachte abfällig und die Zuschauer stimmten mit ein. »Und da wir die Reinheit göttlicher Gunst nicht mit irgendwelchen Hexereien besudeln wollen, muss die Schattenhexe ohne ihre Zauberkunst vor das Tribunal treten.«
» Ich bin keine Schattenhexe!«, schrie die mollige, tätowierte Frau dem Arenaverwalter schriller Stimme entgegen, »Ich bin…«
Doch da verschluckten schon Buhrufe und Sprechchöre, die rhythmisch den Namen ihrer Kontrahentin skandierten, ihre restlichen Worte. Der Verwalter ließ die Fäuste schwingende Menge noch einen Moment lang gewähren, bevor er abermals die Hände hob und für Ruhe sorgte. Dabei musste er vor Vorfreude über das ganze Gesicht grinsen. Der richtige Moment war gekommen. Die Menge stand am Rande der Hysterie und die Verurteilten schmorten in ihrem eigenen Saft - und er gönnte es ihnen von Herzen.
Jedoch insgeheim, dass musste er sich eingestehen, bewunderte er den rothaarigen Calor für die Ruhe, die er ausstrahlte. War es tatsächlich Mut und innere Stärke, die ihm diese Ruhe verlieh? Oder war es nur die fatalistische Schicksalsergebenheit eines gebrochenen Mannes? Das starre Gesicht sprach für letzteres, während die hochgezogenen Schultern und die in seiner Hand wiegende Waffe eher für ersteres sprachen. Einerlei. Selten hatte er einen derart ruhigen und scheinbar gefassten Kämpfer beim Tribunal der Götter erlebt.
Mal sehen, wie lange es dauert, bis sich das ändert. Er räusperte sich. »Ich merke schon, ich langweile euch nur unnötig. Und da ihr ja schon wisst, wer sich unseren tapferen Kämpfern entgegenstellen wird, will ich euch nicht über Gebühr auf die Folter spannen. Öffnet - das - Tor!«
Die Menge war außer sich. Alle Vorfreude entlud sich in einem tosenden Begeisterungssturm. Ausnahmslos alle sprangen auf die Füße und jubelten aus vollem Halse, als sich endlich das Fallgatter unter dem Arenaverwalter hob.
»Es ist soweit«, verkündete El Kadir und machte eine Kopfbewegung zum langsam nach oben rasselnden Fallgatter hin; er konnte dahinter die Verurteilten sehen, wie sie mit gezogenen Waffen auf das Unvermeidliche warteten. »Macht sie jetzt los und bringt sie nach draußen. Es ist Zeit zum Spielen.«
Die Männer nickten grimmig und öffneten die Prangerschließen.
Kurz darauf trat sie, begleitet von dem dürren Schwarzmagier, völlig apathisch hinaus auf den Platz der Arena. Die Kakophonie des blutrünstigen Jubels der mehr einem aufgebrachten Mob gleichenden Menge erfüllte die Luft und ließ den Boden unter ihren Füßen vibrieren.
Der Magier verweilte noch ein Dutzend Herzschläge lang an ihrer Seite und genoss den Jubel im Schatten seiner Marionette, bevor er sich langsam wieder in den Gang zurückzog. Er verbeugte sich ein letztes Mal vor dem Publikum und wartete dann, bis das Gatter wieder vollständig vor ihm niedergegangen war. Erst dann wagte er, den Griff um ihren Geist zu lockern und sie schließlich frei zu lassen.
Benommen schüttelte sie den Kopf, richtete sich zu ihren vollen zwei Schritt Körpergröße auf und streckte sich, um die verspannten Muskeln in ihren Schultern und ihren aschgrau gefiederten Schwingen zu lockern. Dabei spürte sie wieder die verhasste schwerfällige Kombination aus Kettenhemd und Lederkürass an ihrem Leib, die ihre Flugfähigkeit dergestalt einschränkte, dass nur noch hohe oder weite Sprünge möglich waren. Doch da war noch etwas. Etwas, dass ihr Trost spendete. Etwas, dass ihr half, sich gebührend an ihren Gegnern,
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