Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)
Schilde und schartige Schwerter in Händen. Ihre sparsamen und berechnenden Bewegungen und die angespannte Ruhe, die sie ausstrahlten, ließen darauf schließen, dass beide erfahrene Kämpfer waren. Man munkelte sogar, dass es sich bei den beiden Männern um ehemalige Krieger handelte, da bei beiden die rechte Schulter an den gleichen Stellen großflächig vernarbt war - für viele ein Hinweis darauf, dass ihnen die Kriegertätowierungen entfernt worden waren. Und sollte es tatsächlich so sein, konnte man nur mutmaßen, welch schreckliche Verbrechen die Gilde der Krieger dazu bewogen haben mochten, diese Männer aus ihren Reihen zu verbannen.
Im Gegensatz zu den Männern war die Frau von rundlicher Statur und am ganzen Körper – ja sogar auf den Kopf - mit verschlungenen Ornamenten tätowiert. Ihre langen blonden Haare hingen ihr als nach hinten gebundener Irokese über den Rücken. Um den Hals trug sie einen Banntall – einen unzerstörbaren eisernen Kragen mit einem blauen, magiebannenden Juwel –, der im Licht der Sonne funkelte. Sie hatte sich in eine abgetragene Lederrüstung gezwängt und trug einen langen Kampfstab in Händen, der seine besten Zeiten schon lange hinter sich gelassen hatte. Im Gegensatz zu den Männern strahlte sie keinerlei Ruhe aus. Ganz im Gegenteil: Sie zitterte am ganzen Leib und ihr Blick zuckte, wie der eines in die Enge getriebenen Tieres gehetzt hierhin und dorthin. Offensichtlich war sie eine Zauberin, die nun, gänzlich ihrer Kräfte beraubt, dem lähmenden Schock ihrer weltlichen Wehrlosigkeit erlag.
» Hier kommen sie!«, dröhnte die Stimme des Arenaverwalters gedehnt über den Platz. »Ich darf sie euch vorstellen: Der kleinere rothaarige heißt Calor. Calor ist ein ehemaliger Krieger. Er hatte den Rang eines Veterans inne, bevor er wegen Vergewaltigung in vierundzwanzig Fällen aus der Gilde der Krieger ausgeschlossen, und vor Gericht zum Tode verurteilt wurde.« Ein Raunen ging durch die Menge. Da hatten sie die Verbrechen, die zu seinem Ausschluss aus der Gilde geführt hatten. »Doch er meinte, er würde lieber die Tiere hier füttern, als den Henker sein Geld verdienen lassen.« Gelächter ging durch die Menge, bis der Verwalter wieder die Hände hob und für Ruhe sorgte. »Der Große mit der Glatze heißt Melarc. Der Name sagt euch nichts? Tja, vielleicht kennt ihr ihn ja unter dem Namen Todbart !« Ein weiteres Raunen ließ die Tribüne vibrieren. Todbart war ein gefürchteter wahnsinniger Schlächter. Ein Mann ohne Gewissen, ohne Skrupel. Ein Mann, dem es Freude bereitete, seine Opfer nicht einfach nur zu töten, sondern sie langsam und mit einer geradezu stoischen Ruhe langsam auszuweiden. Er hatte in der gesamten Stadt und der weitläufigen Umgebung sein Unwesen getrieben und war nie gefasst worden. Nur einem glücklichen Zufall, gepaart mit der übermenschlichen Zähigkeit seines letzten Opfers – jeder sprach von einem Wunder der Totengöttin Negora -, war es zu verdanken, dass man ihn hatte dingfest machen können. »Auch er sieht den Henker lieber arbeitslos in der Nase bohren und wird stattdessen hier sein Glück versuchen.« Buhrufe und Schmähungen regneten auf den hochgewachsenen Kämpfer mit dem pechschwarzen Vollbart und der vernarbten Glatze ein, während er prahlerische Possen zeigte, sich über die Zuschauer lustig machte und abfällig auf den Boden spuckte.
Der rothaarige Calor, mit einem breiten Schnauzbart im Gesicht und der zu einem Pferdeschwanz zusammengebundenen Mähne, blieb hingegen ruhig und gefasst. Er war der typische Krieger. Er verschwendete keine Energie in überschwängliche Prahlerei und das Zeigen seiner geballten Muskeln. Er wartete in sich ruhend auf seinen Gegner; sammelte seine Kraft für die bevorstehende Konfrontation. Er wusste, dass der anstehende Kampf der schwerste seines Lebens werden würde und er wusste auch, dass von ihm und seinen Mitstreitern ein hoher Blutzoll gefordert werden würde. Noch nie war es einem Verurteilten beim Tribunal der Götter, wie diese Art Kämpfe um die Freiheit genannt wurden, leicht gemacht worden. Nur wenigen war es vergönnt, siegreich aus dem Tribunal hervorzugehen. Und noch weniger waren danach noch so weit in einem Stück, dass sie noch etwas von ihrer errungenen Freiheit hatten. Er hatte von einem Kämpfer gehört, der das Tribunal der Götter überlebt hatte, und beim ersten Schritt vor die Mauern der Arena - seinem ersten Schritt in die Freiheit - zusammengebrochen und gestorben
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