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Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Titel: Kali Darad - Königin der Arena (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Martin
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gerichtet. »Dumm. Hat mich angegriffen; auf mich geschossen. Und alles ist so schrecklich laut. Der Fluss donnert und blitzt. Macht mich blind und taub. Der Wagen rumpelte und polterte und sein Pferd schrie. Kopfschmerzen. Schreckliche Kopfschmerzen.«
    Während sich die Harpyie mit einem leisen Stöhnen an den dröhnenden Kopf fasste, betrachtete der Barde mit einem gedehnten »Hmmm« das Fuhrwerk und strich sich nachdenklich  über den Bart. »Ich glaube, ich habe da eine Idee. Aber zuerst räumst du bitte die ganze Sauerei hier weg. So bekommen wir den Wagen nicht an mein Pferd.« Als sie ihn daraufhin mit einem düsteren Blick und gefährlich rot eingerahmtem Kopf bedachte, fügte er hinzu: »Du hast sie gemacht, du räumst sie weg. Ach, und wir brauchen das Geschirr. Das Ledergebinde da. Mach es bitte nicht kaputt, ja?« Ihr Götter, ich glaube ich muss mich gleich übergeben.
    Damit, und mit dem bitteren Geschmack von Galle auf der Zunge, wandte er sich von dem grausigen Anblick ab, kehrte zu seinem nervösen Pferd zurück und führte es zum Fluss, wo es in Ruhe trinken und fressen, und er seinen aufgewühlten Magen beruhigen konnte; Kali Darads finsterer Blick folgte ihm.
    »Und besser du beeilst dich«, rief er ihr noch über die Schulter zu. »Bevor bewaffnete Reisende des Weges kommen.«
    Kali Darads Augen verengten sich für einen Moment zu giftigen Schlitzen. Was bildete sich dieser Mann ein? Gerade hatte er sich noch fast in die Hose gemacht und jetzt machte er ihr Vorschriften! Am liebsten hätte sie ihn gepackt und neben seinem dummen Pferd im Fluss ertränkt. Doch im Grunde, so musste sie sich zähneknirschend eingestehen, hatte er Recht. Sie hatte dieses Blutbad angerichtet. Sie verstand zwar nicht, warum sie die Leichen nicht einfach liegen lassen und sich aus dem Staub machen konnten, doch schien der Schwätzer einen Plan zu haben. Und er schien so viel Vertrauen in seinen Plan zu haben, dass er sogar riskierte, von ihr ersäuft zu werden.
    Und so verschob sie ihre – mehr oder weniger ernstgemeinten - mörderischen Gedanken auf später und machte sich an die Arbeit.
    Verrückter Mann , brodelte sie in Gedanken vor sich hin, während sie umständlich an den Schließen des Pferdegeschirrs herum nestelte. Blöder Mann . Große Reden und kleines Herz . Plötzlich verharrte sie für einen Moment in ihrem Tun. Aber ein gutes Herz.
    Mit einem Satz sprang sie auf den quietschend unter ihr nachgebenden Kutschbock, hob eine abgetrennte Hand aus einer Blutlache und schleuderte sie achtlos im hohen Bogen in die Wiese. Anschließend blickte sie wieder zu Taros Goll zurück, der gerade dabei war seinen Wasserschlauch aufzufüllen, während sein Pferd an der Böschung saftig grünes Gras und Blumen mit kleinen gelben Blüten fraß. Warum hatte er sie vorhin so angesehen? Echse! Eine Eidechse flitzte zwischen den Hufen des Rappen hindurch und verschwand in einem Loch in der Böschung. Sie starrte den Rücken dieses mehr als merkwürdigen Mannes noch einen Augenblick an, bevor sie vom Kutschbock sprang und damit begann, der toten Kaltblüterstute mit gezielten Schnitten sämtliche Gliedmaßen und das Haupt abzutrennen und die Stücke dann beiseite, mehrere Schritt weit ins Gras zu schaffen. Mit dem Rumpf hatte sie die größte Not, doch schließlich gelang es ihr, auch diesen schweren Brocken ins Gras zu zerren. Am Ende zeugte nur noch ein großer vom Blut getränkter Flecken Erde von den Auswirkungen ihres Blutrausches.
    Taros Goll war indessen dazu übergegangen, gedankenverloren Steine in den Prun zu schleudern. Mittlerweile hatte er seine dritte Hand voll kleiner Steine in der Hand und warf gerade den ersten in einem flachen Bogen über den Fluss. Klatschend tauchte der Stein in das Wasser und verschwand auf Nimmerwiedersehen in den tosenden Fluten.
    Seit er damit begonnen hatte, den unbeeindruckt dahinziehenden Fluss zu steinigen, hatte er kein Wort mehr gesagt. Nicht einmal zu sich selbst. Er war einfach nur dagestanden und hatte über das nachgegrübelt, was da gerade geschehen war. Dieses Erlebnis hatte ihm wieder in aller Deutlichkeit vor Augen geführt, dass diese Harpyie nach wie vor ein unberechenbares, blutrünstiges Raubtier war und jeder Gedanke an Zähmung nur eine närrische Illusion war. Der einzig wahre Grund, weswegen er jetzt noch lebte, hatte in ihren Augen gestanden, als er ihr mit erhobenen Händen gegenüber gestanden war. Und er hatte nichts mit Zähmung, oder gar Unterwerfung, zu tun.

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