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Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Titel: Kali Darad - Königin der Arena (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Martin
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zuzog.
    Und so nahm er Bogen und Pfeil mit der Linken und ließ mit der Rechten die Zügel schnalzen, um noch etwas mehr Fahrt zu bekommen. Je schneller ich von hier weg bin, umso besser.
    Rumpelnd schob sich das Fuhrwerk langsam an dem wunderlichen Kerl mit dem Langdolch vorbei.
    Plötzlich, als das sichtlich nervöse Zugpferd gleichauf mit der schimpfenden Harpyie war, und sich das Stampfen der großen Hufe und das Rumpeln des zweiachsigen Fuhrwerks zu der nicht enden wollenden, infernalischen Kakophonie in ihrem Kopf gesellten, explodierte die geflügelte Bestie förmlich in einem schrillen Wutschrei und fuhr mit gebleckten Zähnen zu dem Fuhrwerk und seinem Lenker herum.
    »NEIN!«, schrie Taros Goll dem Kutscher noch zu, als sich sein schwarzer Hengst vor Schreck aufbäumte und ihn beinahe aus dem Sattel warf.
    Doch es war vergebens. Mit einem entsetzten Aufschrei riss der alte Mann den gespannten Bogen hoch und ließ einen Wimpernschlag später den Pfeil fliegen. Normalerweise hätte dieser Schnellschuss jeden Angreifer auf so kurze Entfernung gefällt. Dieses Mal jedoch musste der ehemalige Waldläufer mit ansehen, wie seine Angreiferin mit unbeschreiblicher Schnelligkeit unter dem Pfeil hindurch tauchte und ihn wirkungslos zwischen ihren Schwingen hindurch pfeifen ließ. Von einem unbeschreiblichen, kalten Grauen erfüllt, griff der Mann nach dem nächsten Pfeil. Er hatte ihn noch nicht einmal zur Hälfte aus dem Köcher gezogen, da war die Harpyie auch schon über ihm. Und im selben Augenblick ging die völlig verängstigte Kaltblüterstute durch und galoppierte, mitsamt dem Fuhrwerk und der rasenden Harpyie, Hals über Kopf davon.
    »Kali!«, schrie Taros Goll dem donnernd davonpreschenden Planwagen nach, doch seine Worte verklangen ungehört. »Verdammter Mist!«, fluchte er, rammte den Dolch zurück in seine Scheide und trieb seinem immer noch ängstlich tänzelnden Hengst die Hacken in die Flanken.
    Erst zögerlich, dann im vollen Galopp jagte er dem dahinpolternden Fuhrwerk hinterher, auf dessen Kutschbock sich Kali Darad gerade regelrecht austobte. Etwas großes Rundes flog plötzlich im hohen Bogen davon und verschwand im hohen Gras. Er hoffte inständig, dass es nur ein Hut, oder irgendein Teil des Wagens gewesen war, doch ein unangenehmes, kaltes Gefühl in seiner Brust sagte ihm, dass diese Hoffnung mit Erreichen des Wagens sterben würde. Er schluckte trocken, während er tief über den Hals des Tieres gebeugt auf das Heck des Fuhrwerks zu jagte.
    Plötzlich ertönte vor ihm ein markerschütternder schriller Schrei und der Wagen kam fast augenblicklich zum Stehen. Im letzten Moment gelang es ihm, sein Pferd seitlich an dem Wagen vorbei zu lenken, um noch gut fünfzig Schritt weit die Straße entlangzugaloppieren, bevor er sein Pferd endlich zügeln konnte; in vorsichtigem Trab kehrte er zu dem Fuhrwerk zurück.
    Schon aus der Entfernung konnte er das Ausmaß von Kali Darads Wutanfall ausmachen. Und je näher er kam, je mehr Einzelheiten sich offenbarten, umso mehr rebellierte sein Magen. Es war grauenhaft. Das Pferd lag mit zerfetzter Kehle und herausquellenden Darmschlingen auf dem blutgetränkten Schotter, während der Kutscher – oder was noch von ihm übrig war – gerade wie ein nasser Sack vom Kutschbock fiel und reglos am Straßenrand liegen blieb.
    Die Harpyie hockte über und über mit Blut verschmiert, wie ein gefiederter Dämon, auf dem Pferdekadaver und stieß wie besessen immer wieder und wieder ihre Klingen in den leblosen Leib der massiven Stute.
    »Ruhe! Ruhe! Ruhe! Ruhe! Ruhe!«, schrie sie bei jedem Stoß und ließ dunkles Blut, wie einen Wolkenbruch aus den Tiefen eines schrecklichen Albtraums, auf den verheerten Körper herabregnen.
    Taros Goll blies durch dicke Backen hindurch, er einen Kloß im Hals spürte.
    »Ruhe! Ruhe! Ruhe! RUHEEEEE!«, schrie die Harpyie ihm mit einem Mal aus voller Kehle entgegen, dass Ross und Reiter gleichermaßen zusammenfuhren, und stieß ein letztes Mal ihre Klingen mit aller Kraft in den Kadaver.
    Der Wahnsinn, der in ihren Augen leuchtete, schnürte Taros Goll die Brust zu. Was, wenn sie ihren Blutrausch nun auf ihn ausdehnte? Sein Pferd schien sich mit ähnlichen Gedanken zu plagen und tänzelte, wild den Kopf schüttelnd, hin und her, während es – trotz der redlichen Bemühungen seines Reiters – immer weiter vor der blutrünstigen Bestie zurückwich.
    Obwohl es ihm schwer fiel, sich trotz des bockenden Rappen im Sattel zu halten, hob er

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