Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)
hin, bevor er seinen massigen Körper aus seinem ächzenden Stuhl erhob. »Sieht so aus, als hätte ich einen Auftrag.«
»Oh nein«, wedelte der bunt gekleidete Mörder mit dem Zeigefinger. »Du mit deinen ständigen Ego-Einsätzen! Dieses Mal werde ich dich begleiten!« Mit wippenden Augenbrauen fügte er noch hinzu: »Irgendjemand muss ja... deinen Rücken decken!«
»Ihr Götter, steht mir bei!«
»Und? Was macht dein Kinn, Zarkus?«, spöttelte Tarsik und warf seinem Kameraden auf der anderen Seite des Dorftores einen hämischen Seitenblick zu. »Kannst du schon wieder etwas beißen, oder wird Kabella dir später noch eine Suppe bringen?«
»Halt bloß dein lästerliches Schandmaul, du blöder Arsch«, nuschelte der grauhäutige Krieger und rieb sich mit der schwieligen Hand den stoppeligen Kiefer. Die Stelle, an der ihn der fürchterlich harte Schlag getroffen hatte, pochte noch immer und der Gedanke an eine Schale heißer Suppe war verführerischer, als er seinem grinsenden Kumpanen eingestehen wollte. Doch egal, wie groß die Schmerzen auch sein würden, er würde sich nicht die Blöße geben, das dargebotene Essen zugunsten einer leicht zu schlürfenden Suppe auszuschlagen, nur damit sich sein verwünschter Nachbar noch mehr das Maul zerreißen konnte. Nein, lieber würde er im Stillen leiden und dafür seine Würde gerettet wissen – und seine Ruhe haben.
Er schauderte ob der ekelhaft feuchten Kälte des gespenstisch dichten Nebels, der sie wie eine graue Wand umgab und ihm langsam, mit langen dünnen Fingern unter die Haut zu kriechen begann; er raffte seinen braunen, hier und da geflickten Wollumhang noch etwas enger um sich.
»Nein, aber jetzt im Ernst«, setzte Tarsik unbarmherzig nach, »Was hast du dir dabei gedacht, als du gegen diesen Kerl in die Grube gestiegen bist?«
»Woher hätte ich wissen sollen, dass er ein ehemaliger Gladiator ist, verdammt?«, schnappte Zarkus zurück und versuchte seinen Kiefer zu lockern, was sogleich mit einem schmerzhaften Stich belohnt wurde.
»Na ja«, der andere Krieger zog in einer übertrieben ahnungslosen Pose die gepanzerten Schultern hoch. »Er hatte viele Narben, ordentlich Muskeln und eine Sklaventätowierung mit einem drübertätowierten Schwert. Also... ich weiß auch nicht, wie ich darauf komme.«
»Er hatte eine Tätowierung?«
»Auf der rechten Schulter«, nickte Tarsik. »Du hättest sie eigentlich sehen müssen, als seine Faust in dein Gesicht geflogen ist.« Mit einem Mal zerbarst Tarsiks Selbstbeherrschung in einem schallenden wiehernden Lachanfall, der geradezu unangenehm laut durch das unheimliche Zwielicht ringsumher hallte.
Sehr zum Unbill seines malträtierten Kumpanen, der ihn von der Seite her mit Blicken erdolchte. »Du lachst wie eine alte Schindmähre, die von einer geisteskranken Hyäne gefickt wird, du blöder Hund«, knurrte Zarkus, dem so überhaupt nicht nach Lachen zumute war.
Eigentlich hätte er Tarsik gerne noch mehr Nettigkeiten um die Ohren geschlagen, doch da erregte etwas anderes seine Aufmerksamkeit: Irgendwo aus der undurchdringlichen grauen Wand vor ihnen drang ein unregelmäßiges schlurfendes Geräusch. »Jetzt hör endlich auf zu wiehern, verdammt«, blaffte er und deutete vor sich in den Nebel, aus dem just in diesem Augenblick eine träge schwankende Gestalt heraustrat. »Scheint so, als bekämen wir Arbeit.«
»Sieht ziemlich mitgenommen aus«, meinte Tarsik, der von einem Moment auf den anderen wieder ernst geworden war, und beobachtete die Gestalt mit abschätzendem Blick.
»Lassen wir ihn mal etwas näher kommen. Bin mal gespannt, was das für einer ist.«
Die glatzköpfige Gestalt schlurfte schwerfällig Schritt um Schritt weiter auf die Dorfwachen zu, wobei sie keinerlei Anzeichen erkennen ließ, ob sie die beiden Männer überhaupt wahrnahm. Ihre Arme baumelten schlaff von ihren Schultern und ihr Kopf wirkte, als habe man ihn nur lose auf ihren Hals gesteckt.
»Irgendwie unheimlich, findest du nicht?«, fragte Tarsik mit gedämpfter Stimme und nahm die Hellebarde quer vor sich. Zarkus brummte zustimmend und ein ungutes Gefühl schwang in dem Geräusch mit. »Erinnerst du dich an die Geschichten der Überlebenden von Kastar Bell? Der Stadt, die von lebenden Toten überrannt wurde?«
Der ehemalige Söldner schauderte bei der Erinnerung an die entsetzlichen Berichte der Flüchtlinge jener unglückseligen Stadt, die gerade mal ein Dutzend Sonnen zu Pferd von ihrem Dorf entfernt lag. Er war
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