Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)
lassen wollte, selbst wenn der Preis dafür ihr Tod wäre.
Ihre Hände zuckten vor, packten den Barden am Kragen seines grünen Umhangs und zogen den völlig perplexen Mann dicht an ihr Gesicht heran.
»Schwätzer!«, zischte sie ihn mit böse funkelnden Augen und mühsam gedämpfter Stimme an. »Nicht fügen. Kämpfen. Handeln. Arbeiten. Fügen bringt dir den Tod und mir Schmerz, Leid, Demütigung. Nicht fügen. Lieber beim Kampf sterben.«
» Als ob das so einfach wäre«, zischte Taros Goll und befreite sich wieder aus ihrem Griff. »Hast du vielleicht eine Idee? Ich bin für jeden Vorschlag offen. Ich habe nämlich keine.« Daraufhin blickte Kali Darad nur nachdenklich nach hinten aus dem Wagen.
» Dachte ich mir«, schnaubte er leise, als nichts weiter von ihr kam, und wickelte sich schicksalsergeben in seinen Umhang. Das waren ihm die liebsten: Leute, die nach Widerstand und Kampf um Freiheit schrien, dann aber, bei der Frage nach dem »Wie« kein Wort mehr heraus brachten.
Noch gut einen ganzen Glockenschlag lang lag die Harpyie einfach nur da und starrte nach hinten aus dem Wagen, beobachtete, wie die Hügel und Bäume hinter ihnen zurück blieben und immer mehr in sich zusammenschrumpften, bis sie nur noch flüchtige, Erinnerungen waren.
Taros Goll murmelte immer wieder etwas Unverständliches in sich hinein, doch darauf konnte sie nicht eingehen. Sie war ganz und gar damit beschäftigt, ihre Sinne so stark sie konnte in alle möglichen Richtungen auszustrecken, um nicht das leiseste Geräusch, den dezentesten Geruch, oder die unscheinbarste Bewegung zu verpassen. Sie hatte da eine Ahnung, oder vielmehr eine Hoffnung, an die sie sich mit der Verzweiflung eines Ertrinkenden festklammerte.
Und dann passierte es. In einiger Entfernung, weiter als das menschliche Auge zu sehen vermochte, bewegte sich etwas. Und es waren nicht nur Tiere. Mit einem grausamen Lächeln auf den feinen Lippen zupfte sich Kali Darad eine Feder aus, schob sie in einem unbeobachteten Moment unter der Plane hindurch und ließ sie fallen.
»Alles in Ordnung?«, murrte Taros Goll, als sie sich mit einem Stöhnen wieder zurück sinken ließ.
» Müde«, sagte sie lächelnd. »Muss schlafen. Muss ausruhen.«
» Na dann, gute Nacht«, murmelte er verstimmt und schlang den Umhang noch etwas enger um sich. Das war also der Dank dafür, dass er die ganze Zeit über an ihrer Seite gewacht und schreckliche Ängste ausgestanden hatte, dass sie vielleicht sterben würde. Sie hatte ihm am Kragen gepackt und dafür angefahren, dass er das Kind beim Namen genannt hatte. Was konnte bitte er denn dafür, dass ihre Lage so verdammt hoffnungslos war? Und dann, als sie ihm hatte Rede und Antwort stehen sollen, wie sie sich denn ihre Flucht vorstellen würde, hatte sie plötzlich aufgehört mit ihm zu reden und nur noch aus dem Wagen gestarrt. Nur, um jetzt zu sagen, dass sie müde sei und schlafen wolle. Sicher. Er konnte ja mit seinen Gedanken und den abscheulichen Erinnerungen an Gujan Kalls gierige Finger allein bleiben. Wie dieser perverse Kerl sich an ihm verlustiert hatte, ihn unter seinem Lendenschurz bearbeitet und ihm dabei lustvoll ins Ohr gekeucht hatte, um dann noch weiter zu gehen...
» Taros«, erklang Kali Darads Stimme neben ihm.
Eigentlich hatte er gar nicht das Bedürfnis, sich zu ihr umzudrehen, doch die plötzlich wiedergekehrte Wärme in ihrer Stimme ließ ihm keine andere Wahl.
»Was?«, fragte er, wobei seine Stimme nicht ganz so frostig klang, wie er es eigentlich beabsichtigt hatte.
» Vertrauen«, flüsterte sie und lächelte ihn entschuldigend an. »Vertrau mir.«
Sie hat doch irgendetwas vor . Eigentlich gingen ihm tausend Dinge durch den Kopf, die er ihr gerne gesagt, oder an den Kopf geworfen hätte, doch er brachte einfach kein Wort über die Lippen und nickte ihr stattdessen einfach nur mit einem gezwungenen Lächeln zu. Ich soll ihr vertrauen. Warum sagt sie mir nicht einfach, was sie vor hat? Hält sie mich immer noch für ihr schwaches, unmündiges Anhängsel? Sie, die große Kämpferin, und ich, ihr singender Koch? Aber bitte. Habe ich denn eine andere Wahl? Dann werde ich mal abwarten und vertrauen. Etwas anderes bleibt mir ja eh nicht.
Die Zeit verging in quälender Trostlosigkeit. Niemand sagte auch nur ein Wort. Die einzige Abwechslung, die sich ihm bot, bestand aus den giftigen Blicken, die Gujan Kall hin und wieder nach hinten in den Wagen warf, und Kali Darads gelegentlichem Herumgenestel an der
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