Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)
Taros Golls Hirn fuhr und ihn ein weiteres Mal wehleidig aufstöhnen ließ.
»Lass ihn, Gujan«, drängte sich eine andere, deutlich tiefere Stimme dazwischen, die wie ein Signalhorn in Taros Golls Ohren dröhnte. »Der arme Kerl muss einen Kater haben, als hätte er die Nacht in einer Tor Gun Taverne mit den Einheimischen durchgesoffen.«
Jetzt, wo er es sagt...
Jemand spie aus.
Langsam, unter Aufbringung all seiner Willenskraft, gelang es Taros Goll seine Augenlider auseinander zu zwingen. Er lag, in seinem Schlafsack gehüllt, neben dem erloschenen Lagerfeuer, aus dem nur noch dünne Rauchfäden wie einsame Gespenster aus einem verwahrlosten Friedhof aufstiegen. Ebenfalls am Lagerfeuer saßen Gujan Kall und Gall Bator. Beide waren übel zugerichtet und sahen schwer mitgenommen aus; Müdigkeit und Erschöpfung zeichneten ihre Gesichter. Ihre Körper waren mit oberflächlichen Verletzungen regelrecht übersät und hier und da konnte man auch den einen oder anderen Verband sehen, auf dem sich dunkle Flecken abzeichneten.
Ganz langsam stützte sich der Barde in eine sitzende Position auf und fragte mit vorsichtig gewählter Lautstärke, die nur wenig lauter als ein Flüstern war: »Was ist passiert?«
Doch eigentlich brauchte er die Antwort gar nicht mehr. Ein kurzer Blick nach links und rechts sprach Bände. Überall in der näheren Umgebung lagen leblose schwarze Körper verstreut. Manche lagen einfach nur da, als würden sie schlafen. Andere waren grotesk verdreht, oder gar nicht mehr in einem Stück; unter ihnen auch drei Hunde. Der Anblick war entsetzlich und ließ Taros Golls empfindlichen Magen rebellieren. Und inmitten dieses Schlachtfeldes saßen in aller Ruhe die beiden Kopfgeldjäger und aßen von ihrem Proviant.
»Wir wurden angegriffen«, beantwortete Gall Bator die Frage des Barden und biss in eine Wurst. »Diese kleine Söldnerbande hier muss irgendwie auf uns aufmerksam geworden sein, und hat dann nur noch abgewartet, bis wir uns zum Schlafen hingelegt haben. Zu dumm nur, dass ich gute Ohren und eine noch bessere Nase habe.« Er zuckte mit den Schultern. »Na ja, aber wenigstens war ihre Strategie gar nicht so dumm: Während die einen uns in einen Kampf verwickelt haben, haben die anderen euch betäubt und versucht, euch unbemerkt fortzuschaffen. Sie haben nur einen großen, entscheidenden Fehler gemacht.« Es folgte eine theatralische Pause, bevor er mit einem breiten Grinsen hinzufügte: »Sie haben uns unterschätzt.«
» Wie so oft, wie so viele«, seufzte Gujan Kall herablassend und schob sich ein Stück Käse in den Mund.
» Du sagst es, Gujan«, stimmte der Taurugar seinem Begleiter kauend zu. Anschließend wandte er sich wieder dem Barden zu und zeigte auf ein Proviantpäckchen, welches neben dessen Knie lag. »Aber jetzt iss erst mal was. Du wirst sehen, danach geht es dir besser. Und vielleicht frisst dein Schätzchen dann auch endlich etwas. Seit sie wieder aufgewacht ist, hat sie nichts mehr gefressen.«
Allein der Anblick des Päckchens ließ Taros Golls Magen sich verkrampfen. Er sollte etwas essen? Hier? Mitten auf diesem Schlachtfeld unter all den Toten? Glaube mir, wenn ich auch nur einen Bissen davon esse, kotze ich dir das ganze Zeug vor die Füße, dicker. Wie kann man an einem Ort wie diesem auch nur an Essen denken? Als sich sein Magen erneut über das unsägliche Ansinnen seines Besitzers, Nahrung zu sich zu nehmen und ihm seine Arbeit aufzuzwingen, beschwerte, versuchte Taros Goll schleunigst sich mit etwas abzulenken, bevor er sich jeden Moment übergeben musste.
» Stimmt das?«, wollte er wissen und schaute fragend und mit zusammengekniffenen Augen zu Kali Darad auf; das Sonnenlicht war immer noch unangenehm hell und das Pochen in seinem Schädel war noch keinen Deut besser geworden.
Sie nickte.
»Ja«, mischte sich der blonde Auftragsmörder wieder ein, »niedlich, nicht wahr? Jetzt fresst endlich eure verdammten Rationen, bevor ich kotzen muss. Wir brechen bald auf.«
Wenn ich dir da nicht zuvor komme, du verdammter Sohn einer dreckigen Gossenhure. Mann, dieser Arsch ist ja mal wieder ein richtiges Herzchen , dachte sich Taros Goll, behielt diesen Gedanken jedoch für sich. Stattdessen sammelte er lieber seine letzten Reste Willenskraft zusammen, nahm das Päckchen an sich und begann damit, die Schnur zu lösen. Vielleicht gab es ja doch etwas, dass er herunterwürgen konnte, ohne dass es zu einem baldigen Wiedersehen kommen würde.
Kali Darad schaute ihm
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